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30.03.18 / Messerstechereien-Hochburg / In London ist 2017 ihre Zahl auf über 15000 gestiegen

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 13-18 vom 30. März 2018

Messerstechereien-Hochburg
In London ist 2017 ihre Zahl auf über 15000 gestiegen

Nachdem Deutschland in den letzten Wochen mit den brutalen Vorfällen in Kandel, Darmstadt, Cottbus und Flensburg einen Höhepunkt an Messerstechereien erlebt hatte, meldet sich jetzt London mit neuen Messermordrekorden auf einem noch viel höheren Niveau. Laut der Londoner Stadtverwaltung hat es vergangenes Jahr in der britischen Hauptstadt mehr als 15000 Messerstechereien zumeist zwischen jugendlichen Banden gegeben. Damit hat sich die Anzahl der Messerstechereien in London gegenüber dem Vorjahr um 23 Prozent erhöht. Zum Vergleich: In Deutschland meldete die Polizei zwischen Januar und Oktober 2017 mehr als 3500 im Zusammenhang mit Messern stehende Verbrechen. 4000 solcher Verbrechen gab es im Gesamtjahr 2016 – und nur 300 im Jahr 2007. 

Die Horrorszenen von messer-stechenden Jugendlichen, die im Osten Londons miteinander kämpfen, haben zwar meistens keinen politischen oder religiösen Hintergrund, aber sie sind nicht weniger brutal und angsteinflößend. Statistiken der Londoner Polizei zeigen, dass 17- bis 20-jährige Londoner ein überdurchschnittliches Risiko tragen, mit einem Messer attackiert zu werden. Seit zehn Jahren sterben jedes Jahr in England und Wales mehr als 200 männliche Jugendliche unter 30 Jahren durch Messerattacken. Mehr und mehr Jugendliche tragen Messer bei sich, in den allermeisten Fällen aus Furcht, selbst angegriffen zu werden. Binnen eines Jahres stellten Londons Polizisten 2600 Messer bei Durchsuchungen von Jugendlichen auf der Straße sicher.

Zunächst hatte man das erhohte Risiko, Opfer einer Messerattacke zu werden, als ein Problem sozialer Minderheiten abgetan. Doch 2007 wurde der Schauspieler Robert Knox, 18, in der besseren Nordlondoner Szenegegend Islington erstochen. Knox hatte in einem „Harry Potter“-Film mitgespielt. Ein Jahr später musste auch Ben Kinsella, 16, Bruder einer TV-Seifenoperdarstellerin, im gutbürgerlichen Vorort Sidcup sterben. 

Während die Opfer immer mehr aus den gutbürgerlichen Kreisen kommen, sind Täter vor allem Habenichtse aus den Problemvierteln, egal ob schwarz oder weiß. Oft sind es junge Leute ohne Job und Perspektive, die nichts mit ihrer Freizeit anzufangen wissen und sich nichts von der Zukunft erhoffen. Unrechtsbewusstsein ist bei diesen Menschen kaum vorhanden – genauso wenig wie eine Hemmschwelle, ihr Messer im Alltag bei Streitigkeiten einzusetzen. 

Es gehört mittlerweile sogar zum Alltag, dass Messer auch mit in die Schule gebracht werden. Die Lehrer, die das nicht wissen, sind in höchster Gefahr und auch die Mitschüler sowie alle Bürger, von denen sich latent aggressive potenzielle Täter provoziert fühlen. Schon die kleinste Kränkung beantworteten sie mit dem Messer. Das geschieht zwar meist ohne Tötungsabsicht, aber oft kommt es zu fatalen Kombinationen aus Kraftüberschuss und zufälligen vermeintlichen Provokationen. 

Die sozialen Unterschiede sind nicht nur in England in den letzten Jahren gewachsen und dürften mit dem Brexit nicht besser werden. Die Zahl der Jugendlichen ohne Schulabschluss und Ausbildungsplatz steigt ständig. In London trennt manchmal nur eine Straße Millionärsvillen von Sozialsiedlungen. Das steigert den Frust auf Seiten der Unterprivilegierten. Die Messermorde von Jugendlichen sind ein Beweis für eine kaputte Gesellschaft, geprägt von zerfallenen Familien, Alkohol, Drogen, Gewalt und Ignoranz.B.B.