19.04.2024

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30.03.18 / Welcher Islam?

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 13-18 vom 30. März 2018

Welcher Islam?
Bodo Bost

Der frischgebackene Bundesinnenminister Horst Seehofer hat mit der durch ihn erneut angestoßenen Debatte darüber, ob der Islam zu Deutschland gehört, in ein Wespennest gestochen und neue Fronten quer durch alle Parteien eröffnet. Für die Kanzlerin gehört jetzt nur noch ein „verfassungstreuer“ Islam zu Deutschland, vorher war es ein unbestimmter Islam. Welcher Islam gehört zu Deutschland?

Die neue Debatte trägt erstmals der Komplexheit des Islam Rechnung, die bei vorherigen Debatten, die allzu schnell abgewürgt wurden, immer außer Acht gelassen wurden. Denn der Islam ist nach Erkenntnis von immer mehr auch muslimischen Islamwissenschaftlern ein großer Supermarkt, wo sich jeder bedienen kann, wie er will. Nach der Islamdefinition des türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan sind beispielsweise Aleviten, Kurden, Kommunisten, Alkoholkonsumenten, Homosexuelle, und alle, die nicht seine AKP wählen, keine Muslime mehr. Der Islam kennt nämlich nicht nur keine religiöse Hierarchie oder Lehrautorität wie die christlichen Kirchen, sondern eher eine Anarchie. Er kennt auch keine Taufe, mit der man in die Religion aufgenommen wird.

Während also in der Türkei der Islam dank Erdogans Ausgrenzungspolitik zu einer Minderheit zu werden droht, soll er in Deutschland zur derzeitigen Gesellschaft und nach Meinung einiger Professoren auch schon historisch zu Deutschland gehören. Den intelligentesten Beitrag zur neuen Islam-Diskussion brachte die türkischstämmige Soziologin Necla Kelek, die fragte, ob der Faschismus denn auch zu Deutschland gehöre, nur weil dieser historisch eine wichtige Rolle gespielt habe und weil es noch Menschen gebe, die mit ihm sympathisierten und hier lebten.