19.04.2024

Preußische Allgemeine Zeitung Zeitung für Deutschland · Das Ostpreußenblatt · Pommersche Zeitung

Suchen und finden
30.03.18 / Bombensicherer Ort / Wie Schloss Weesenstein im Weltkrieg zum Kunstdepot wurde

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 13-18 vom 30. März 2018

Bombensicherer Ort
Wie Schloss Weesenstein im Weltkrieg zum Kunstdepot wurde

Kurz vor Kriegsende ließen die Nationalsozialisten wertvolle Kunstschätze aus den deutschen Museen zu sicheren Orten transportieren. Vor alliierten Luftangriffen sollte alles bombensicher sein.

„Bombensicher! Kunstversteck Weesenstein 1945“ heißt auch eine Ausstellung, die in Schloss Weesenstein bei Dresden noch bis zum 7. Oktober läuft. In der Ausstellung thematisieren die Staatlichen Schlösser, Burgen und Gärten Sachsens ein spannendes und bisher kaum beachtetes Kapitel der Schlossgeschichte. 

In der Zeit des Zweiten Weltkriegs diente das Schloss als eines der wichtigsten und größten Kunstdepots in Sachsen. Viele staatliche Museen, aber auch Privatpersonen lagerten ihre Sammlungsbestände nach Weesenstein aus, um sie vor der Zerstörung durch Luftangriffe zu schützen. Der Stempel „Geheim“ prangt dabei auf fast allen vorhandenen Unterlagen, die das Hauptdepot Weesenstein betreffen. Eine be­sondere Rolle spielte der „Son­derauftrag Linz“, mit dem für das von Hitler geplante „Führermuseum“ in Linz Kunstwerke aus ganz Europa beschafft wurden. 

Das von der Landeshauptstadt Dresden gut erreichbare, geräumige Ensemble geriet ins Visier Dresdner Museumsdirektoren, als im Verlauf des Zweiten Weltkriegs fieberhaft Orte außerhalb der von Bombardierung bedrohten Städte für die Bergung von Kulturgut gesucht wurden. Ab 1942 bis zum Kriegsende beherbergte das Schloss im Müglitztal die zahlreichen Schätze und galt mit seinen bis zu vier Meter dicken Mauern als fast „bombensicher“.

Ein weiteres Themenfeld der Ausstellung umfasst das Alltagsleben der Menschen vor Ort unter Kriegsbedingungen. Leihgaben der ehemals hier ausgelagerten Sammlungen kehren wieder zurück. 

Insgesamt sind etwa 100 Exponate in der Ausstellung auf knapp 100 Quadratmetern und darüber hinaus im gesamten Ausstellungsbereich des Schlosses zu sehen. Zu den wertvollsten Exponaten zählen die originale Transportkiste des Maya-Codexes, archäologische Funde des ehemaligen Museums für Vorgeschichte, die Porzellanplastik „Schmerzensmutter“ von Johann Gottlieb Kirchner aus Meissener Porzellan und wertvolle Teile der Käfer-, Zikaden-, Schmetterlings- und Fliegensammlung des ehemaligen Mu­seums für Tierkunde. Darüber hinaus gehören auch Fotos, Reproduktionen, Akten und Filmausschnitte zu den Ausstellungsstücken. Ein Exponat, das Gemälde „Reiterrast vor einer Hütte in Ruinen“ von der Gemäldegalerie Alte Meister der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden, wurde mit der Unterstützung von Projektmitteln restauriert.

Zu den insgesamt 15 Leihgebern zählen die Staatlichen Kunstsammlungen Dresden, be­sonders die Gemäldegalerie Alte Meister, Galerie Neue Meister, die Porzellansammlung, die Rüstkammer und der Mathematisch-Physikalische Salon. Außerdem un­terstützen diese überaus sehenswerte Ausstellung mit seltenen Leihgaben die Sächsische Landesbibliothek – Staats- und Universitätsbibliothek Dresden, das Mu­seum Wiesbaden, das Sächsische Hauptstaatsarchiv und private Leihgeber. tws/PM


Schloss Weesenstein, Am Schlossberg 1, 01809 Müglitztal, täglich geöffnet von 10 bis 18 Uhr, Eintritt: 7,50 Euro. Internet: www.schloss-weesenstein.de