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30.03.18 / Ein schwieriges Erbe / Albrechts Nachfolger an der Spitze des Deutschen Ordens: Walther von Cronberg

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 13-18 vom 30. März 2018

Ein schwieriges Erbe
Albrechts Nachfolger an der Spitze des Deutschen Ordens: Walther von Cronberg
Manuel Ruoff

Manchmal heißt es, Albrecht von Brandenburg-Ansbach sei der letzte Hochmeister des Deutschen Ordens gewesen. Das ist falsch. Er war der letzte in Preußen. Albrecht beseitigte weder den Deutschen Orden noch das Hochmeister- als dessen höchstes Amt. Beide gibt es bis zum heutigen Tag. Albrecht beseitigte allerdings in der Tat den Deutschordensstaat und stürzte mit seinem Verzicht auf das Hochmeisteramt den Deutschen Orden in eine tiefe Krise. Dass der Orden diese überlebte und relativ gut verkraftete, wird nicht zuletzt Walther von Cronberg zugeschrieben, dem Nachfolger Albrechts als starker Mann des Deutschen Ordens.

Cronberg war in gewisser Hinsicht das Gegenmodell zu Albrecht. Nach der Gründung der polnisch-litauischen Union war der Deutsche Orden von dem für ihn so typischen Leistungsprinzip bei der Eliteselektion abgewichen, in der Hoffnung, dass Fürstensöhne im Hochmeisteramt ihre familiären Beziehungen spielen lassen würden, um Verbündete im Kampf gegen den neuen gefährlichen Nachbarn zu gewinnen. Die Wahl Albrechts zum Hochmeister war ein Ergebnis dieser neuen Strategie. Vielleicht hätte ein gestandener, bewährter Ordensmann im Hochmeisteramt sich nicht so leicht zum Protestantismus bekehren lassen wie der Hohenzoller ohne große Ordensvergangenheit. Aber das ist Spekulation.

Fakt hingegen ist, dass Cronberg im Gegensatz zu Albrecht auf klassische Weise durch Leistung und Bewährung im Orden aufgestiegen war. Als Spross der reichsritterlichen Familie Kronberg aus dem Taunus entstammte er nur dem niederen Adel. Bereits als 16-Jähriger war der 1477 auf der Burg Kronberg bei Frankfurt Geborene in den Orden eingetreten. Bis zu Albrechts schwerwiegender Tat, der Mutation vom Hochmeister des Deutschen Ordens zum preußischen Herzog, hatte es Cronberg bis zu höchsten Weihen im Orden gebracht. Als der Deutschmeister Dietrich von Cleen, überfordert durch die unerhörte Tat seines Hochmeisters Albrecht, 1526 sein Amt niederlegte, wurde Cronberg, der sich vorher schon als geschickter Diplomat bewährt hatte, auf Empfehlung seines Vorgängers zum neuen Deutschmeister gewählt. 

Es stellte sich die Frage nach der Nachfolge Albrechts als erster Mann des Ordens. Dem neuen Deutschmeister wurde diese Rolle durch den Meister im livländischen Ordenszweig, dem vormaligen Schwertbrüderorden, Wolter von Plettenberg, streitig gemacht. Letzterer argumentierte, dass der Orden seinen Zweck, das Christentum ins Heidenland zu tragen, nur noch im Kampf gegen Moskau gerecht werden könne und nur von Livland aus Preußen zurückgewonnen werden könne. Von entscheidender Bedeutung waren in dieser Situation die beiden traditionellen universellen Gewalten: Kaiser und Papst. Der politisch talentierte Cronberg analysierte das aktuelle Stärkeverhältnis zwischen den beiden treffender als Plettenberg, setzte mit seinem Werben deshalb auf den Kaiser und gewann. 1527 wurde Cronberg zum Administrator des Hochmeistertums in Preußen ernannt. Auf dem Reichstag in Augsburg wurden ihm auch die Regalien des Hochmeistertums verliehen. 

Nach dieser entscheidenden Rückenstärkung durch den Kaiser versuchte Cronberg, wieder Zucht und Ordnung in den Orden zu bekommen. Nachdem Albrecht mit seinem historischen Schritt von 1525 den Deutschen Orden kopf- und führerlos gemacht hatte, versuchte Cronberg in seiner bis zu seinem Tode am 4. April 1543 währenden Amtszeit, den Orden fest in den Griff zu bekommen. Die Versuche von Landesfürsten, das durch die ansatzweise anarchischen Zustände im Orden entstehende Machtvakuum zu füllen, konnte er erfolgreich abwehren. 

Erfolglos blieb Cronberg allerdings mit seinem Versuch, Preußen für den Orden zurückzugewinnen. Der Kaiser des Heiligen Reiches war zwar sein Glaubensbruder, aber Preußen zu rekatholisieren hatte für ihn keine Priorität. Wichtiger war es ihm, es sich weder mit den Protestanten im Reich zu verderben, die er für den gemeinsamen Kampf gegen die Türken umwarb, noch mit dem polnischen König, der zwar wie er Katholik war, aber nichtsdestoweniger die Umwandlung des katholischen Ordensstaates in ein protestantisches Herzogtum gutgeheißen hatte. Albrecht war halt ein enger Verwandter des polnischen Königs und als protestantischer Herzog bereit, wozu er als katholischer Hochmeister noch nicht bereit gewesen war: Preußen als polnisches Lehen anzuerkennen. Also nicht nur für den deutschen, auch für den polnische Herrscher gab es Wichtigeres als den „wahren Glauben“.