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30.03.18 / Filmfest »Gold des Nordens« / Thema der Vorführungen in Elbing war in diesem Jahr die Bernsteinroute

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 13-18 vom 30. März 2018

Filmfest »Gold des Nordens«
Thema der Vorführungen in Elbing war in diesem Jahr die Bernsteinroute
Leszek Chaburski

Zwölf Jahre lang wurden bei den Veranstaltungen „Elbing auf der Leinwand“ Archivfilme über die Stadt ausgestrahlt.  Das diesjährige Treffen im März war Bernstein in der Geschichte von Elbing und Preußen  gewidmet. Der Titel der Vorführung lautete „Gold des Nordens – auf der Bernsteinroute“.

Vor einigen Jahren gab die polnische Münzstätte eine Reihe von Silber- und Goldbernsteinmünzen „Amber Route“ heraus, darunter Münzen mit einem Nennwert von ein und fünf US-Dollar New Zealand. Sie sollten Elbing fördern als eine Stadt auf der Bernsteinstraße.

Bernstein aus dem Ostseeraum war bereits in der Antike bekannt. Er erreichte Griechenland und Rom im 5. Jahrhundert vor Christus dank des von den Kelten vermittelten Handelsaustauschs. Im 1. Jahrhundert nach Christus erreichten die Römer Sambia und entwickelten einen großen Bernsteinhandel. Die Kreuzritter behielten ein Monopol in diesem Bereich, und auf illegales Schürfen stand sogar die Todesstrafe. Sie wurde in Elbing vom ersten Großmeister Hermann von Salza eingeführt. Erst 1811 schaffte der preußische Staat das Monopol auf Bernsteingewinnung und 

-handel ab. Zu dieser Zeit entstanden die ersten privaten Bernsteingesellschaften in Elbing.

Die Firma Stantien & Becker hat in Palmnicken die größte Bernsteinmine der Welt gebaut. Ihre Mine förderte in den 1930er Jahren rund 650 Tonnen Bern­stein jährlich. Forschungen und wissenschaftliche Arbeiten wurden ebenfalls durchgeführt, wozu das Unternehmen Geologen anstellte. 

Während des Zweiten Weltkriegs hat sich hier eine Tragödie ereignet, von der man erst seit einigen Jahren weiß. Als sich die Front näherte, sollte das Lager Stutthof liquidiert und alle Spuren seiner Existenz sollten gelöscht werden. Nach einem Todesmarsch sollen die Nationalsozialisten in der Nacht zum 31. Ja­nu­ar 1945 8000 jüdische Häftlinge in die Ostsee getrieben haben.  Fast alle verloren dabei ihr Leben. Erst vor wenigen Jahren kam diese Angelegenheit ans Tageslicht. Heute erinnert ein Denkmal, das zum Himmel erhobene Hände zeigt und das ein jüdischer Bildhauer finanziert hat, an das Massaker von Palmnicken. 

 Im Winter 1945 wurde das Bergwerk von den Russen besetzt. Sie benutzten Bernstein als Kohle, weil sie ihn einfach zum Aufwärmen nutzten. Einige der Soldaten kamen aus entfernten Teilen Asiens und kannten den Wert des Bernsteins nicht. Er brannte und  roch dabei auch gut. Im Jahr 1947 wurde in der Mine ein Arbeitslager für Gefangene vieler Nationalitäten eingerichtet, auch für rebellische Russen. Unter schrecklichen Bedingungen bereiteten sie die Mine auf den Neustart vor. Im Jahr 1948 wurde wieder Bernstein gefördert, und das Werk existiert bis heute. Die wertvollsten Bernsteinstücke werden an die Moskauer Schatzkammer geschickt. Die Grube in Palmnicken heißt heute „Jantarnyj Kombinat Nr. 9“. Die Nummer stammt von der Nummer des ehemaligen Gulags. 

Ein Fernsehteam aus Elbing hatte es noch während der Sowjetära besucht. Derzeit werden dort jährlich 350 Tonnen Bernstein gefördert. Es ist auch ein wichtiges touristisches Ziel im Königsberger Gebiet. Es gibt einen See in der Nähe, in dem man tauchen und versunkene deutsche Bergbaumaschinen beobachten kann. Die Anlage selbst kann auch besichtigt werden. Bernstein wird stets von großen Emotionen begleitet. 

So wecken der geplante Durchstich der Frischen Nehrung und die damit verbundenen notwendigen Erdarbeiten viele Fantasien hinsichtlich eines Bernsteinschatzes, der dabei entdeckt werden könnte.