29.03.2024

Preußische Allgemeine Zeitung Zeitung für Deutschland · Das Ostpreußenblatt · Pommersche Zeitung

Suchen und finden
30.03.18 / Naive Ausführungen

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 13-18 vom 30. März 2018

Naive Ausführungen
Wolfgang Kaufmann

Immer wieder versuchen angebliche Experten nachzuweisen, dass der islamische Terror nichts mit dem „wahren Islam“ zu tun habe. So nun auch der französische Politikwissenschaftler Olivier Roy in seinem Buch „Ihr liebt das Leben, wir lieben den Tod.“ Darin vertritt er folgende These: „Der Terrorismus ist keine Folge der Radikalisierung des Islam, sondern der Islamisierung der Radikalität.“ Mit anderen Worten: Selbstmord-Attentate und Phänomene wie der Islamische Staat seien „Ausdruck eines besonders heftig ausgetragenen Generationenkonflikts“ sowie nihilistischer Anwandlungen psychisch labiler junger Menschen mit einem Hang zur „Gewaltästhetik“ und selbstmörderischen Neigungen. Der Islam diene diesen revoltierenden Individuen lediglich als Vorwand, der ihrem Tun ir-gendwie Sinn verleihen solle. Und die „Genialität“ des IS und anderer Terrormilizen bestehe darin, sich dies zunutzen zu machen.

Aus seinem Bemühen, islamische Anschläge und andere Gewalttaten der „Heiligen Krieger“ als Aktionen von mehr oder weniger gestörten jugendlichen Einzeltätern hinzustellen, resultiert dann auch Roys Forderung nach strikter Unterscheidung zwischen der Minderheit der Nihilisten im Namen des Islam und der großen Masse der friedlichen „echten“ Muslime.

Für einen promovierten Politologen und Islamkenner sind das bemerkenswert naive Ausführungen, aber vielleicht die Erklärung dafür, dass Roy zahlreiche Ehrenämter bei der UNO und weiteren internationalen Organisationen angetragen wurden und er zudem gleich an vier Lehr- und Forschungseinrichtungen in Frankreich und Italien parallel wirken kann.

Olivier Roy: „Ihr liebt das Leben, wir lieben den Tod. Der Dschihad und die Wurzeln des Terrors“, Siedler Verlag, München 2017, gebunden, 173 Seiten, 20 Euro