26.04.2024

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30.03.18 / Was die Tier- von der Menschenwelt unterscheidet

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 13-18 vom 30. März 2018

Was die Tier- von der Menschenwelt unterscheidet
Wolfgang Thüne

Jens Kersten ist Inhaber eines Lehrstuhls für Öffentliches Recht und das lässt ahnen, dass die Lektüre seines Buches „Schwarmdemokratie“ nicht einfach ist. Juristen haben eine eigene Sprache, Denk- und Ausdrucksweise, in die sich einzulesen und einzuarbeiten nicht leicht ist. Das Buch beginnt mit einer kritisch gehaltenen Einleitung, bei der Menschen- und Tierschwärme differenzierend verglichen und die Unterschiede gezeigt werden. Kann „Schwarmverhalten“, wie immer es zustande kommt, zu einer besseren Demokratie führen?

Der zweite Teil des Buches heißt „Schwarm“. Zuerst geht es um den Schwarm als Symbol. Es wird Bezug genommen auf die „Bienenfabel“ und den „Termitenwahn“ sowie das Verhältnis von Schwarm und Staat als „Leviathan“. Dann geht es um den Schwarm als „Metapher“, um „Stolz und Vorurteil“ der Schwarmmasse. Intensiv befasst sich dann der Autor mit „demSchwarm und das Recht“. Danach wird zum dritten Teil übergegangen zur „Demokratie“, wobei von zentraler Bedeutung ist, wie der Schwarm im Gesetz gesehen wird und ob er einen „rechtsfreien Raum“ ob seiner Anonymität wie spontaner Diversität beanspruchen kann. 

Einen breiten Raum nimmt das Kapitel „Schwarmdemokratie“ ein, da Schwärme die Demokratie stärken, aber auch schwächen können. Es werden deren Möglichkeiten und Grenzen in den repräsentativen, plebiszitären, partizipativen wie assoziativen Formen des liberalen Verfassungsstaats diskutiert. Das Fazit zum Schluss hat die Überschrift „Poppers Mückendialog“. Kersten glaubt an „Crowdsourcing“: „Die assoziative Demokratie sei der „natürliche“ Ort der Schwärme: Die Schwarmdemokratie stelle sich als „Do-ocracy“, einer Mischform aus Englisch do und democracy, dar, die vom aktiven Engagement der Bürgerinnen und Bürger lebt“. Aber welch unsichtbare Geister lenken und steuern das flatterhafte Engagement der Schwarmbürger? 

Jens Kersten: „Schwarmdemokratie. Der digitale Wandels des Verfassungsstaats“, Mohr Siebeck, Tübingen 2017, broschiert, 317 Seiten, 24 Euro