29.03.2024

Preußische Allgemeine Zeitung Zeitung für Deutschland · Das Ostpreußenblatt · Pommersche Zeitung

Suchen und finden
06.04.18 / Damaskus unter Beschuss / Kampf um Rebellenprovinz Ghouta erreichte Syriens Hauptstadt

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 14-18 vom 06. April 2018

Damaskus unter Beschuss
Kampf um Rebellenprovinz Ghouta erreichte Syriens Hauptstadt
Bodo Bost

Der Syrienkrieg tobte in Städten wie Deraa, Hama, Homs oder Aleppo, aber die Hauptstadt hatte er in sieben Jahren kaum erreicht. Nur in manchen Vororten von Damaskus wurde 2012 und 2013 zeitweilig gekämpft. Das hat sich jetzt beim Kampf um die östlich von Damas­kus gelegenen Provinz Ghouta schlagartig geändert. 

Die Ghouta ist bekannt für ihre Felder, Obst- und Olivenhaine, sie ist die grüne Lunge der Hauptstadt Damaskus. Schätzungsweise bis zu 400000 Menschen leben dort. Die dichtbesiedelte Vorortregion bei Damaskus unterliegt seit fünf Jahren einer Blockade durch das Regime. Hatten zunächst dort Soldaten der Freien syrischen Armee die Macht übernommen, wurden diese mit der Zeit von islamistischen Dschihadistengruppen verdrängt. Die östliche Ghouta trennt das Zentrum von Damaskus von dem Schiitenviertel Sidna Zeyynab, wo sich das Grab des schiitischen Märtyrers Hussain befindet, das als Wallfahrtsort vor allem bei Iranern große Verehrung genießt. 

Am 20. Februar hat das Regime von Machthaber Baschar al Assad den letzten Kontrollpunkt zum Rebellengebiet geschlossen, den einzig verbliebenen Schmugglertunnel dichtgemacht und mit der Rückeroberung dieser Region, eine der letzten des Landes in Rebellenhand, begonnen. Mehr als 1000 Menschen sollen seitdem den Angriffen der syrischen und russischen Armee zum Opfer gefallen sein, obwohl die Ghouta zu den Deeskalationsregionen des Astana-Abkommens gehörte. Etwa drei Viertel des einstigen Aufständischen-Gebiets sind von den Regierungstruppen zurückerobert.

Mit dem Kampf um die Ghouta ist der Krieg nun aber erstmals auch in die Hauptstadt gekommen. Mörsergranaten haben seit einigen Wochen auch das Zentrum von Damaskus und das Christenviertel Jaramana getroffen, sind dort auf Schulen und christliche Kirchen niedergegangen. Die Dschihadisten wissen, dass die Christen in Syrien ihr Zentrum in Damaskus haben, allein drei Patriarchen haben hier ihren Sitz, und die Christen gehören zu den treuesten Anhängern Assads.

Die letzten islamistischen Kämpfer der Ghouta werden jetzt mit Bussen, wie alle vor ihnen vertriebene Rebellengruppen ins nordsyrische Idleb-Gebiet verfrachtet.

Die Provinz Idleb grenzt an die Türkei und an das kurdische Af­rin-Gebiet, das von türkischen Truppen von „kurdischen Terroristen“ befreit wurde, die vorher mit den Amerikanern den IS aus Rakka vertrieben hatten. In Idleb werden die aus der Ghouta eingesammelten Kämpfer jetzt von den Türken „recycelt“, um mit gewendeten IS-Kämpfern sowie al-Kaida-Dschihadisten unter der Regie des türkischen Präsidenten Erdogan weiter ihren Terror im Namen Allahs auszuüben. 

Unter den mit den türkischen Soldaten in Afrin eingerückten Dschihadisten wurden von den Kurden bereits IS-Angehörige aus Rakka erkannt. Diese hatten bis vor wenigen Wochen noch Ungläubige und Alkoholtrinker, darunter auch westliche Geiseln, auf das Grausamste ermordet, jetzt dürfen sie an der Seite von 

NATO-Soldaten ihr Werk allerdings nicht mehr ganz so grausam gegen Kurden und Jesiden in Afrin weiter fortsetzen. Erdogan braucht die Gotteskrieger, um an seiner Südgrenze eine ihm ergebene Bevölkerung anzusiedeln, die er beliebig auch gegen die „ungläubigen“ Kurden als Schutzwall einsetzen kann.