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06.04.18 / Warum so viele Imperien untergegangen sind / Die Eurokraten könnten aus typischen Fehlern untergegangener Großreiche manches lernen

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 14-18 vom 06. April 2018

Warum so viele Imperien untergegangen sind
Die Eurokraten könnten aus typischen Fehlern untergegangener Großreiche manches lernen
Wolfgang Kaufmann

Durch die sogenannte neolithische Revolution kam es am Ende der Jungsteinzeit zum Übergang zur Sesshaftigkeit und planvoll produzierenden Wirtschaftsformen. Dies ermöglichte die Akkumulation von Reichtum sowie die Entstehung von Stadtstaaten. Einer davon expandierte unter Sargon von Akkad (um 2300 v. Chr.) zum ersten quellenmäßig fassbaren ausgedehnten Flächenstaat der Geschichte, der über mehrere Generationen Bestand hatte. Insofern gilt das Königreich Akkad als Urtyp aller späteren Imperien von der Bronzezeit bis zur Gegenwart, als da beispielsweise wären die verschiedenen Großreiche der Babylonier und Assyrer, das Ägypten der Pharaonen sowie das persische Achämeniden-Reich, Urartu und das Großreich der Hethiter in Kleinasien, das von Alexander dem Großen geschaffene Imperium sowie die nachfolgenden hellenistischen Diadochen-Reiche, das Imperium Romanum und das Oströmische beziehungsweise Byzantinische Reich, die Reiche der Parther und Sasaniden im Iran, Mesopotamien und Zentralasien, die Imperien der verschiedenen Kaiserdynastien in China, der Maurya-Staat und das Reich der Großmoguln in Indien, die arabisch-islamischen Großreiche vom Atlantik bis zum Indischen Ozean, das von Dschingis Khan begründete Mongolische Reich, der aztekische Dreibund in Mexiko und das Reich der Osmanen, die Kolonialimperien der verschiedenen europäischen Mächte – wie das britische Empire – sowie das Reich der Zaren beziehungsweise die nachfolgende Sowjetunion. 

Allen diesen Imperien war dabei gemeinsam, dass sie sämtlich über kurz oder lang kollabierten. So hörte das Reich von Akkad nach nur anderthalb Jahrhunderten auf zu existieren. Bei anderen ging der Verfall noch schneller, während das Byzantinische Reich ausnahmsweise das mythische Alter von 1000 Jahren erreichte. Bei der Suche nach Gründen für den Zusammenbruch früherer Imperien stießen Historiker auf eine Unzahl relevanter Faktoren. Im Falle des Imperium Romanum beziehungsweise Weströmischen Reiches waren das über 200, von der Ausrottung der Eliten bis zum übersteigerten Zentralismus. Bei genauerem Hinsehen finden sich darunter kontinuierlich wiederkehrende Muster.

Ein häufiges Problem war die überlange Regierungszeit einzelner Herrscher, die zur Stagnation und dem Einschlafen jedweden internen Wettbewerbs führte. Ebenso schädliche Folgen zeitigten Dekadenz und Werteverfall in Kombination mit großem Wohlstand sowie Heterogenität in ethnischer, kultureller und religiöser Hinsicht. Gerade letztere sorgte immer wieder für separatistische und zentrifugale Tendenzen, die zur Peripherie der Reiche hin zunahmen. Als weitere schwächende Elemente erwiesen sich innere Krisen, ökonomische Rückschläge und die Entfremdung zwischen dem arbeitenden Volk und der herrschenden Kaste. Dazu kam in den meisten Fällen die gewollte oder ungewollte Einwanderung von Fremdvölkern, welche die Reiche entweder durch ihr parasitäres Verhalten bis zum Ruin aussaugten oder selbst an die Macht drängten. Außerdem sorgte auch Druck von außen für fatale Entwicklungen. Viele Imperien zerfielen unter dem Ansturm konkurrierender Mächte, wobei das Vordringen der Osmanen und Araber besonders nachhaltige Wirkung entfaltete. Und dann war da noch ein Phänomen, das der britische Historiker und Politikwissenschaftler Paul Kennedy in seinem 1987 erschienenen Sachbuch „Aufstieg und Fall der großen Mächte“ erstmals explizit als „imperiale Überdehnung“ (imperial overstretch) bezeichnete, sprich eine derart starke Expansion von Großreichen, dass sie schließlich nicht mehr über die nötigen materiellen und personellen Res­sour­cen verfügen, um die von ihnen beanspruchten oder zumindest als Einflussgebiet betrachteten Territorien zu kontrollieren.

Die Gefahr einer imperialen Überdehnung droht neben den Vereinigten Staaten von Amerika vor allem auch der Europäischen Union. Obwohl die EU sich bereits mit ihrer Süd- und Osterweiterung übernommen hat, richtet sie begierige Blicke in Richtung Ukraine, Weißrussland, Moldau, Georgien, Armenien und Aserbaidschan sowie nach Nordafrika – von dem ebenfalls gehegten Wunsch nach Einbindung der Türkei ganz zu schweigen.

Darüber hinaus wankt das Projekt Europa aber noch aus anderen Gründen. Der Zustrom von Einwanderern aus der islamischen Welt spaltet die Regierungen und Völker Europas in Befürworter und Gegner, was wiederum Auflösungstendenzen fördert. Zugleich sorgen die Immigranten für eine finanzielle Überlastung, aus der eine Abnahme der Verteidigungsfähigkeit resultiert. Das kann vor allem dann gravierende Folgen haben, wenn militärische Konflikte an der Peripherie entbrennen. 

In früheren Reichen haben sich in vergleichbaren Situationen häufig Heerführer mit Immigrationshintergrund gegen die Zentrale gewandt und dort die Macht übernommen, statt gemäß ihrem Auftrag das Reich zu verteidigen. Solche Usurpatoren obsiegten besonders oft, wenn die Bevölkerung in den Kernteilen des Imperiums degeneriert und daher zu keiner wirksamen Gegenwehr mehr in der Lage war. Manchmal zerfielen Reiche auch, weil es in deren ausgeplünderten Zentralen nichts Attraktives mehr zu holen gab, so dass die fremdvölkisch dominierten Schutztruppen gleichsam wie Heuschrecken weiterzogen.

Offensichtlich sind diese historischen Vorgänge den vermeintlichen Visionären in Brüssel unbekannt. Anders ist es kaum zu erklären, dass sie ihre großeuropäischen Ziele weiterverfolgen, Ziele, die auf direktem Wege in den Abgrund führen können, wie die Beispiele aus der Vergangenheit zeigen. Und das betrifft keineswegs nur die EU als Ganzes, sondern ebenso deren Teile, darunter auch die Bundesrepublik. Wenn es zu einem Zerfall der EU infolge imperialer Überdehnung käme, dürften die einzelnen Nationalstaaten kaum in der Lage sein, sich zu konsolidieren und dort weiterzumachen, wo sie vor dem EU-Abenteuer standen. Auch das zeigt die Geschichte in voller Deutlichkeit: Der nach dem Zusammenbruch eines Imperiums verbliebene Rest erhielt nur selten die Chance, unbehelligt und autonom fortzuexistieren. Meist schnappten sich Nachfolgereiche die leichte Beute.