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06.04.18 / Neue Hoffnung für Burg Schönberg / Warschauer Firma ersteigerte die ehemalige Ordensburg – Investor will mit der Sehenswürdigkeit verdienen

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 14-18 vom 06. April 2018

Neue Hoffnung für Burg Schönberg
Warschauer Firma ersteigerte die ehemalige Ordensburg – Investor will mit der Sehenswürdigkeit verdienen
Dawid Kazanski

Dutzende von Schlössern, Gutshäusern, Palästen und Festungen auf dem Gebiet Ostpreußens verfallen vor den Augen der Öffentlichkeit. Der Grund dafür sind entweder Investorenmangel oder falsche Handlungen der verantwortungslosen Privatunternehmer, in deren Hände dieses oder jenes Schloss einmal übergegangen ist. Das Schick-sal vieler verfallener historischer Gebäude hätte auch die Burg in Schöneberg bei Deutsch Eylau teilen können. Zum Glück ist es anders gekommen.

Da der bisherige Besitzer der Burgruine, Andrzej Matuszewski, zahlungsunfähig wurde, ließ der Gerichtsvollzieher die Burganlagen einer Pfändung unterziehen. Für den 7. März wurde der Termin für die Versteigerung der Burg samt Wirtschaftsgebäuden und Grundstück von etwa 13 Hektar Größe angesetzt. Das Mindestgebot betrug umgerechnet zirka 350000 Euro. Noch Anfang März war völlig unklar, ob sich überhaupt jemand finden würde, der die große Immobilie ersteigern mochte, zumal in der Auktionsanzeige angegeben wurde, dass die Burg wegen des schlechten baulichen Zustands gründliche Renovierungs- und Konservierungsmaßnahmen erforderte. 

In einer der lokalen Zeitungen berichtete man über die Initiative der Stiftung „Dein Kulturerbe“. Um die gotische Burg vor seiner gänzlichen Ruinierung zu retten, wollten die Liebhaber der alten Sehenswürdigkeiten eine Geldsammlung unter Internetnutzern veranstalten, die sich auf die Idee einer Gruppenfinanzierung stützte. Jeder nämlich, der ein Darlehen für dieses Ziel eingezahlt hätte, hätte als einer der vielen Erben mitentscheiden können, was  später mit der Burg in Schönberg passieren soll.

Inzwischen fanden sich jedoch Investoren, die die notwendige Sicherheitsleistung hinterlegten, um an der Versteigerung teilnehmen zu dürfen. Es zeigte sich, dass die Burgruine das Interesse der Warschauer Firma IBC Investment und eines Geschäftsmannes aus Mielau geweckt hatte. Die beiden Seiten kämpften verbissen um die gotische Burg und überboten sich gegenseitig auf der Auktion. Den Zuschlag erhielt schließlich das Unternehmen aus Warschau. Grzegorz Slyszyk, Anwalt und zugleich Geschäftsführer der Firma, der die Burg für etwa 500000 Euro ersteigerte, betonte, dass die neue Anschaffung vor allem rentabel sein solle. Er wolle auch nicht vorenthalten, dass sein Unternehmen an der Burg verdienen möchte. Das sei eine große Chance für diesen Ort und die Gemeinschaft, behauptete Krzysztof Hermacinski, der Gemeindevorsteher von Deutsch Eylau, mit dem sich Slyszyk bereits traf. 

Über die Zukunft der Sehenswürdigkeit äußerte sich der neue Käufer, wie er selber sagte, mit einer Dosis skeptischer Begeisterung. Seiner Ansicht nach solle man keine übermäßig hohen Erwartungen haben. Solch eine ausgewogene Aussage klingt nachvollziehbar, umso mehr, als es zunächst viel Zeit beanspruchen wird, um die erhaltenen Burgmauern mit zehn Wehrtürmen zu restaurieren. Später soll die wiederaufgebaute Burg mehrere Funktionen erfüllen. Man hat vor, einen Teil der Räume in ein Hotel mit Konferenzsälen umzugestalten, einige Gebäude sind für museale Zwecke vorbestimmt und den Burghof wird man für Veranstaltungen und besondere Ereignisse nutzen.  

Es ist erinnernswert, dass die Burg im 14. Jahrhundert als Ordensburg des Deutschen Ordens errichtet wurde. Man kann sagen, dass die Burg ein stürmisches Schicksal hatte. Das lässt sich aus der Tatsache schlussfolgern, dass  die Besitzer häufig wechselten. Mal gehörte das gotische Bauwerk dem polnischen König, ein anderes Mal kam es in die Hände des Bischofs von Pomesanien, später wurde es Besitz des Bischofs des Samlandes. Die Burg kaufte schließlich im 17. Jahrhundert die ostpreußische Adelsfamilie Finck von Finckenstein, die das Gebäude samt Gut bis 1945 innehatte. Am Ende des Zweiten Weltkriegs richtete die Rote Armee in der ehemaligen Ordensburg einen Militärstützpunkt ein. Leider brannten die Russen sie beim Abmarsch völlig ab. So überdauerten nur die erhaltenen Reste der Burgmauern  bis heute.

Zwar blicken die Liebhaber der gotischen Architektur optimistisch in die Zukunft und träumen davon, dass Burg Schönberg nach Jahrzehnten der Verwahrlosung ihre Pracht zurückverliehen wird, aber viele sind sich auch bewusst, dass dieses Vorhaben eine schwierige Herausforderung für Architekten und Ingenieure sein wird. Der neue Besitzer muss neben der Investition viel Energie und Geduld aufwenden, damit seine Pläne nicht fehlschlagen. Wesentlich mehr als der letzte Eigentümer, der auch viel versprach und letztendlich bankrottging.