16.04.2024

Preußische Allgemeine Zeitung Zeitung für Deutschland · Das Ostpreußenblatt · Pommersche Zeitung

Suchen und finden
06.04.18 / Der satirische Wochenrückblick mit Hans Heckel / Mal so, mal so / Warum Denunzieren was Gutes ist, wo wir wegsehen müssen, und warum man sich beim Melken der Deutschen ranhalten muss

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 14-18 vom 06. April 2018

Der satirische Wochenrückblick mit Hans Heckel
Mal so, mal so / Warum Denunzieren was Gutes ist, wo wir wegsehen müssen, und warum man sich beim Melken der Deutschen ranhalten muss

Verblüffend, wie die Sicht auf die Welt innerhalb eines einzigen Tage völlig verändert, ja auf den Kopf gestellt werden kann. Mit Datum vom         27. März lesen wir auf „Spiegel online“ die herzerschütternde Geschichte eines Lehramtsanwärters, der Opfer von ganz übler Gesinnungsschnüffelei geworden ist.

Dem 34-Jährigen legt die Regierung von Oberbayern Steine in den Karriereweg. Offenbar hegt sie Zweifel an der Verfassungstreue des Mannes, weil er in seiner Studienzeit Mitglied bei der Linksjugend Solid und beim Sozialistischen Deutschen Studierendenverband (SDS) gewesen ist, zwei Gruppen vom ganz linken Rand. Beim SDS saß er sogar im Bundesvorstand.

Wegen dieser Aktivitäten hatte die Aufsichtsbehörde den Verfassungsschutz in Marsch gesetzt, um dem Lehramtsanwärter in Sachen Treue zur freiheitlich-demokratischen Grundordnung auf den Zahn zu fühlen. Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) sieht in dieser „Gesinnungsprüfung ein Relikt aus vordemokratischen Zeiten“. „Es ist verantwortungslos, was die Regierung da macht“, zitiert „Spiegel online“ einen wütenden GEW-Sekretär, und es ist unüberhörbar, dass die Journalisten die Empörung über diese fiese Ausschnüffelei einer politischen Meinung vollumfänglich teilen.

Nur einen Tag später aber, am 28. März, lesen wir im selben Medium das Klagelied einer Journalistin, deren Sohn in der 9. Klasse eines Gymnasiums einem Politiklehrer ausgesetzt zu sein scheint, der offenbar nicht links ist. „Merkel hat im Flüchtlingschaos versagt, die Zuwanderer liegen den Deutschen auf der Tasche, die EU macht uns arm, und wir sollten endlich mal aufhören, uns wegen Hitler immer schuldig zu fühlen“, habe der Sohn daheim zusammengefasst, was er vom Unterricht dieses Politiklehrers aufgeschnappt hat.

Nachdem sie sich den Lehrer auf einem Elternabend „mal aus der Nähe“ angesehen habe, suchte die „Spiegel online“-Autorin zu Hause das Internet nach Meldungen über ihn ab. Über eine AfD-Mitgliedschaft fand sie da nichts, will aber gegen diesen Verbreiter „rechten Denkens“ dennoch unbedingt etwas unternehmen, und verrät auch recht konkret, was sie vorhat: „Ist nicht die Liebe des Beamten zur Jobsicherheit legendär? Wie wäre es also mit schmerzhaften Sanktionen für all jene Pädagogen, die extremistisches Gedankengut über die freiheitlich-demokratische Grundordnung stellen?“

Ist das nicht aufregend? Eben noch standen sie im tapferen Kampf für Gewissens- und Meinungsfreiheit eines angehenden Lehrers, und nur einen Tag später liebäugelt jemand im selben Medium offen damit, einem Pädagogen an der „Jobsicherheit“ zu sägen, weil er gesinnungsmäßig als Abweichler ausgemacht wurde. Und auf der Abschussliste landen mit ihm gleich alle Pädagogen, welche die Einwanderungs- und EU-Politik der Regierung Merkel im Unterricht kritisch behandeln oder die Auffassung äußern, dass es zweifelhaft sein könnte, Neuntklässlern Schuldgefühle wegen der Hitler-Barbarei einzuträufeln. Denn sowas zu machen, zeuge von „extremistischem Gedankengut“.

Merken die den Widerspruch gar nicht? Die geistige Welt der deutschen Linken scheint immer enger, immer kleiner zu werden. Woran liegt das bloß? Wir hatten uns ja schon neulich gefragt, wo der einst brillierende Linksintellektualismus eigentlich geblieben ist. In der „Welt“ gab es eine Antwort. 

Dort nimmt Hannah Lühmann den berühmten Philosophen Rüdiger Safranski auseinander, weil der von Grenzen gesprochen hat, die beim Zustrom von Einwanderern zu beachten seien – sowohl was die Masse angeht, als auch die Unterschiedlichkeit der Kulturen, weil sich eben nicht alles mit allem grenzenlos vertrage und daher die Integration zum Schaden aller scheitern kann, wenn der kulturelle Graben zwischen Deutschland und dem Einwanderer zu tief ist.

Damit habe Safranski „intellektuell kapituliert“, scharfrichtert Lühmann. Denn wer aus solchem Denken „politische Konsequenzen zieht, müsste etwa Menschen ausweisen, deren Integration nicht geglückt ist – auch wenn sie schon lange hier leben“. Doch in so einer Situation könne man nur noch entweder „nichts“ sagen – „oder aber Schlimmes“, warnt Lühmann.

Was soll das denn heißen? In etwa dies hier: Wenn der Blick auf die Wirklichkeit, beispielsweise der gescheiterten Integration, einen zwingen könnte, „Schlimmes“ zuzugeben, dann lässt man den Blick eben sein. Böse ist, wer die Probleme anspricht, weil „schlimme“ Antworten dabei herauskommen könnte. Einer von den Guten bleibt nur, wer sich die Augen zuhält.

Jetzt wissen wir endlich, warum alle aktuellen Probleme immer nur größer zu werden scheinen, und keines einer Lösung zugeführt wird. Das hat System! 

Daher konnte ein anderes Fias­ko auch so ungestört heranwachsen, das wir zwischenzeitlich fast vergessen hatten. Nach den Wahlen in Italien ist das drittgrößte Euro-Mitglied derart nah an den Rand des politischen Chaos geschlittert, dass mal wieder von der möglichen Pleite des schönen Landes geraunt wird.

Der Italiener Mario Draghi hat ja wirklich alles versucht, um als Chef der Europäischen Zentralbank (EZB) die Lasten seiner Heimat in der Euro-Zone zu verteilen, vor allem in Richtung Germania. Die Möglichkeit, dass alles auseinanderfliegt, wächst und wächst dennoch.

Da wird es Zeit, das Feld für den großen, hässlichen Einsturz zu sortieren. Die entscheidende Frage ist am Ende nur noch: Wen macht man später verantwortlich für das gewaltigste Währungsdesaster der Geschichte? Das wollen natürlich nicht die Italiener sein mit ihren Pleitebanken und ihrem katastrophalen Staatshaushalt. Auch die Franzosen hegen wenig Appetit auf den Schwarzen Peter. Na, was meinen Sie, auf wen wird man sich stattdessen einigen? Habe ich mir gedacht, dass Sie ebenso wenig überrascht sind wie ich. 

Der Weg wird schon bereitet: Ende Oktober 2019 endet Draghis Amtszeit. Wen handeln sie als Nachfolger? Den Chef der Deutschen Bundesbank, Jens Weidmann, natürlich. Merkel soll ganz vernarrt sein in die Idee. Wenn es dann den Bach runtergeht mit dem Euro, können alle zufrieden und voller Abscheu ausrufen: Der Deutsche war’s!

Weidmann könnte theoretisch nein sagen. Aber dann hieße es gewiss, der Bundesbankchef entziehe sich seiner „europäischen Verantwortung“, und an der Stelle hat man die doofen Deutschen noch immer gepackt. 

Man wird es sogar als große Ehre für die Teutonen verkaufen, dass man ihnen den EZB-Chefsessel rüberschiebt. Und dafür auch gleich noch einiges verlangen. Frankreichs Präsident Emmanuel Macron quillt ja schon seit seiner Wahl 2017 über vor Ideen, wie noch mehr deutsches Geld in die Kassen der Euro-Partner gespült werden kann.

Denken wir nur an die Banken­union und den gemeinsamen Einlagensicherungsfonds. Mit dem Fonds würden deutsche Sparer für die Konten von Italienern mithaften, wenn deren rachitische, völlig überschuldete Banken den Löffel abgeben und selbst nicht mehr auszahlen können. Ist das nicht wunderbar „europäisch“?

Nun müsste man einräumen, dass die Deutschen ja auch mehr tragen können, einfach, weil sie soviel reicher sind als die meisten anderen Euro-Zonen-Völker. Müsste man, wenn es denn stimmte. Tut es aber nicht.

In Wahrheit rangieren die Deutschen beim Privatvermögen auf dem vorletzten Platz unter den westlichen Euro-Völkern, wie wir neulich erst lesen konnten. Nur die Portugiesen besitzen weniger, die Italiener fast dreimal so viel.

Dafür zahlen die Deutschen nach den Belgiern die zweithöchsten Steuern und Abgaben. Mit anderen Worten: Bei den Germanen ist gar nicht mehr sonderlich viel zu holen. Europa wird sich also ranhalten.