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13.04.18 / Ungleiche Kinderverteilung / Weitaus höhere Geburtenrate auf dem Land als in der Stadt

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 15-18 vom 13. April 2018

Ungleiche Kinderverteilung
Weitaus höhere Geburtenrate auf dem Land als in der Stadt
Peter Entinger

Die Geburtenrate in Deutschland steigt wieder. Experten sehen dies als positives Signal. Allerdings werden in den ländlichen Gegenden weitaus mehr Kinder geboren als beispielsweise in München. Wie aus einer Studie des Bundesinstituts für Bevölkerungsforschung (BiB) hervorgeht, haben Frauen der Jahrgänge 1969 bis 1972 in Passau, Kiel, Gera, Würzburg sowie in München, Düsseldorf und Köln bundesweit die wenigsten Kinder geboren. 

Dass der Unterschied zwischen Land und Stadt nicht noch größer ausfällt, hängt mit dem starken Zuzug von Immigranten in die Ballungsgebiete zusammen. „Ohne die vergleichsweise hohe Kinderzahl von Migranten wäre die Geburtenrate in den Städten hierzulande noch deutlich niedriger“, sagte der Studienleiter Martin Bujard bei der Präsentation der Ergebnisse. Als Ursachen für niedrige Kinderzahlen nannte Bujard gegenüber der Deutschen Presse-Agentur zu wenig bezahlbare Wohnungen, dürftige Betreuungsangebote und kinderfeindliche Wohnquartiere. 

Statt kurzfristige Korrekturen fordert Bujard, eher langfristige Überlegungen anzustellen. Neben dem „Platzproblem“ müssten weitere Maßnahmen getroffen werden. So sollten Kommunen gezielt familienfreundliche Umgebungen schaffen, etwa stark verkehrsberuhigte Wohngebiete, in denen sich Kinder gefahrlos frei bewegen können. „Hier gibt es einen riesigen Nachholbedarf. In der Vergangenheit ist oft den Bedürfnissen des Autoverkehrs Vorrang eingeräumt worden“, sagte er.

Auch der Politologe Tilmann Mayer von der Universität in Bonn hält die räumlichen Kapazitäten für einen wichtigen Faktor: „In vielen Städten fehlt es an Wohnraum für Familien mit drei oder mehr Kindern.“ Auf dem Land böten sich zumeist mehr Freiräume für das Familienleben. Auch seien in der Großstadt größere Freizeitangebote eine attraktive Alternative zum Elternsein. Gleichfalls spiele eine „gewisse katholische Familientradition“ in einigen ländlichen Räumen eine Rolle, erklärte der Politikwissenschaftler gegenüber dem Deutschlandfunk

Von einer Mietpreisbremse in städtischen Gebieten hält Mayer nichts. Das würde das Problem nicht lösen. Stattdessen müsse man untersuchen, was man auf der Kreisebene besser machen könne, um mehr Anreize fürs Kinderkriegen zu schaffen. Hier seien sowohl die Bundesregierung als auch die Kommunalpolitik gefordert. Kommunen sollten gezielt „familienfreundliche Umgebungen“ schaffen, etwa stark verkehrsberuhigte Wohngebiete, in denen sich Kinder gefahrlos frei bewegen können. Hier gäbe es „einen riesigen Nachholbedarf“. 

Ganz im Sinne von Mayer hält die FDP nichts von einer Verschärfung der geltenden Mietpreisbremse. Vielmehr solle sie „wegen Unwirksamkeit“ abgeschafft werden. Sie sei eher eine „Wohnraumbremse“, weil sie dringend benötigte Investitionen in mehr Wohnungsbau verhindere. Der Mangel an bezahlbarem Wohnraum in den Städten werde, so die Kritik der FDP-Bundestagsfraktion, zurzeit nur verwaltet statt bekämpft zu werden. Der Kinderwunsch dürfe nicht am Geldbeutel oder am fehlenden Platz scheitern.

Im Gegensatz dazu setzt die Bundestagsfraktion der weniger marktwirtschaftlich ausgerichteten Linkspartei auf die „Einführung einer kontrollierten und organisierten Mietpreisbremse“.