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13.04.18 / Wie viele Doppelstaatler? / Niemand kennt die Zahl dieser Privilegierten in Deutschland genau

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 15-18 vom 13. April 2018

Wie viele Doppelstaatler?
Niemand kennt die Zahl dieser Privilegierten in Deutschland genau

Der Mikrozensus aus dem Jahr 2016 – die aktuellste verfügbare Quelle – gab die Zahl derer, die neben der deutschen noch eine weitere Staatsangehörigkeit haben, mit 1,87 Millionen an. Dieser Wert dürfte aber der Wirklichkeit nicht gerecht werden. Denn der Zensus 2011 erbrachte mit 4,26 Millionen eine wesentlich höhere Zahl. Dieses Ergebnis beruht auf der Auswertung der deutschen Einwohnermelderegister zum Stichtag 9. Mai 2011, der Mikrozensuswert hingegen auf einer jährlichen Repräsentativbefragung von rund einem Prozent der Bevölkerung. 

Es sei deshalb davon auszugehen, dass beide Quellen „bestimmten Verzerrungstendenzen“ unterlägen, hieß es in einer im August 2017 veröffentlichten Auswertung der Bundeszentrale für politische Bildung. In den Melderegistern, so das Statistische Bundesamt, liege vermutlich eine „Überschätzung“ vor, weil zwischenzeitliche Verluste der ausländischen Staatsangehörigkeit nicht bekannt geworden seien. Beim Mikrozensur sei dagegen wahrscheinlich, dass eine zweite Staatsangehörigkeit von den Befragten häufiger nicht angegeben worden werde, also eine „Unterschätzung“ vorliege. Die Bundesregierung sieht den „wahren Wert“ in Abwägung beider Quellen näher bei den Zensuszahlen. 

Dafür sprechen vor allem rechnerische Gründe. Allein die Einbürgerungen unter Beibehaltung der bisherigen Staatsangehörigkeit – von 2000 bis 2016 mehr als eine Million Personen – und die Zahl der hier geborenen Ausländer- Kinder – rund 601000 Personen – ergeben zusammen bereits eine Größenordnung, die sich der Mikrozensuszahl stark annähert. 

Der Eindruck täuscht allerdings, dass es sich bei den Doppelstaatlern primär um Menschen mit türkischen Wurzeln handelt. Offenbar macht diese Gruppe nur zwölf bis 13 Prozent aller Doppelstaatler aus. Wichtige Herkunftsländer sind daneben Russland, Kasachstan, Polen, Rumänien und Italien. 

Experten rechnen damit, dass es durch die Zuwanderung von „Schutzsuchenden“ aus Bürgerkriegsländern zu einem weiteren Anstieg der Zahl von Doppelstaatlern kommen wird. Sie berufen sich auf Studien, aus denen hervorgehe, dass Asylsucher eine „verhältnismäßig starke Einbürgerungsneigung“ hätten. Zudem werde bei Asylberechtigten und anerkannten Flüchtlingen bei der Einbürgerung darauf verzichtet, die Aufgabe der bisherigen Staatsbürgerschaft zu verlangen.G.F.