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13.04.18 / Der letzte Kaffee bei »Sibylle« / Zwei alte Berliner Institutionen verschwinden ganz oder fast

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 15-18 vom 13. April 2018

Der letzte Kaffee bei »Sibylle«
Zwei alte Berliner Institutionen verschwinden ganz oder fast
Frank Bücker

Wieder geht ein Stück des alten Berlin verloren. Diesmal sind die östliche und die westliche Stadthälfte gleichermaßen betroffen. 1930 eröffneten die ostpreußischen Brüder Alois und Franz Hennig in der Rubensstraße (Schöneberg) eine Eisdiele und gaben ihr den Namen „Eis Hennig“. 

Dort gab es den „Ostpreußen“- oder auch den „Lorbasbecher“ zu kaufen. Das Besondere war, dass das Eis unter den Augen der Konsumenten hergestellt und nicht als Kugeln, sondern als Masse in Pappbechern serviert wurde. Hennig eröffnete auch in West- und Ostpreußen (Allenstein, Marienburg, Elbing und Königsberg) Filialen.

Wie so vieles ging auch „Eis-Hennig“ durch den Zweiten Weltkrieg kaputt, Franz geriet 1944 in russische Gefangenschaft. Doch als er von dort 1949 zurückkehrte, eröffnete er mit seiner Ehefrau Lisbeth in Berlin-Steglitz ein neues „Eis Hennig“. Ein voller Erfolg, nach einiger Zeit gab es nicht weniger als elf Filialen. „Baden im Insulaner, danach eine Curry bei Krasselt’s und anschließend gegenüber bei Hennig ein Eis essen.“ Das hatte sich hier nicht nur bei den jungen Leuten als „Steglitzer Rundgang“ durchgesetzt. Die Eiskette war „Kult“. 

Aber mit der Übergabe der Läden von der Gründer- an die nächste und dann die Enkel-Generation lief nicht mehr alles rund. Von den von der Enkelin Nadja Müller-Hennig betriebenen zwei verblieben Filialen hat nun eine geschlossen. Verblieben ist Berlin ein letzter „Eis-Hennig“ in Tempelhof.

In der Ost-Berliner Karl-Marx-Allee (ehemals Stalinallee) residiert das „Café Sibylle“. Zu Beginn er 60er Jahre war dort zunächst eine Milchbar. Später wurde daraus das Café. Sogar Egon Krenz und Walter Momper waren dort zu Besuch. Gäste hat das Lokal genug, dennoch droht nun die Schließung. Eigentümer des Hauses ist die Firma „Predac Immobilien“. Diese hat das Lokal an den Verein BUF, die Bildungseinrichtung für berufliche Umschulung und Fortbildung in Kreuzberg, vermietet, und dieser wiederum an die GmbH „Krea“ untervermietet. BUF steht nun im Insolvenzverfahren und hatte eine Verlängerung des Mietvertrages von einer Spende in Höhe von 50000 Euro abhängig gemacht. 

Den Mitarbeitern des Cafés wurde erst einmal gekündigt. Mit der Schließung des Cafés könnte auch das Aus für die dort beheimatete Ausstellung über die Stalinallee kommen.