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13.04.18 / »Ausgeprägte Ertragskrise« / Kaufhof löst Karstadt als Sorgenkind in der Warenhausbranche ab

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 15-18 vom 13. April 2018

»Ausgeprägte Ertragskrise«
Kaufhof löst Karstadt als Sorgenkind in der Warenhausbranche ab

Wer den Schaden hat, braucht bekanntermaßen für den Spott nicht zu Sorgen. „Kaufhof? Macht sich der Erfolg vom Hof?“, fragt die „Berliner Zeitung“. Schlecht steht es um Deutschlands einstiges Vorzeigekaufhaus. Nach den Problemen beim Kontrahenten Karstadt galt es lange als Platzhirsch. Doch ein interner Firmenbericht zeichnet ein düsteres Bild. Von einer „ausgeprägten Ertragskrise“ des Unternehmens spricht das Management und davon, dass Deutschlands größter Warenhauskonzern „kurz- bis mittelfristig in einer substanziellen wirtschaftlichen Notlage verbleiben“ werde, wenn man nicht gegensteuere.

Die neuesten Zahlen sind besorgniserregend. Seit der Übernahme durch das kanadische Handelsunternehmen Hudson’s Bay Company (HBC) im Herbst 2015 sind die Filialumsätze auf nur noch 2,6 Milliarden im vergangenen Geschäftsjahr eingebrochen. Das habe auch an der Liquidität gezehrt und das Unternehmen wieder in eine existenzielle Notlage gebracht. „Ohne Gegenmaßnahmen droht die Zahlungsunfähigkeit“, heißt es abschließend in dem Papier. 

Mittlerweile wird sogar gemunkelt, dass Karstadt – einst maroder Konkurrent in Abwicklung – Kaufhof übernehmen könnte. Die Branche rätselt über die Gründe des Kaufhof-Absturzes. Die „Berliner Zeitung“ berichtet, dass die HBC seit der Übernahme von Galeria Kaufhof die falsche Strategie fahre. Versprochene Investitionen habe es nur zum Teil gegeben. Zudem würden die Kanadier gewinnträchtige Filialen wie die am Berliner Alexanderplatz mit hohen Mietverpflichtungen belasten, ihnen so die Luft zum Atmen nehmen. „Die Lage bei Kaufhof ist prekär, auch wenn aktuell die Gefahr einer Insolvenz nicht zu bestehen scheint“, erklärt die zuständige Gewerkschaft Verdi. Kaufhof müsse nun eine klare Zukunftsstrategie liefern. „Es kann nicht sein, dass den Mitarbeitern in die Tasche gegriffen wird und sich an der Strategie nichts ändert“, heißt es. Diesen Freitag stimmen die Gewerkschaftsmitglieder über einen Sanierungstarifvertrag ab. 

Konkurrent Karstadt hat diesen Schritt bereits hinter sich. Erstmals seit zwölf Jahren hat das Unternehmen wieder einen Überschuss erwirtschaftet. „Schließung von Häusern, Untervermietung von Flächen an DM, Aldi oder Edeka, Personalabbau, Sanierungstarifvertrag mit der Gewerkschaft“, skizziert das „Handelsblatt“ die Maßnahmen bei Karstadt, die Kaufhof noch vor sich habe. Dort habe man sich zu lange „auf die Millionen aus Kanada“ verlassen. Dies sei trügerisch gewesen. Zudem habe sich der Online-Handel nicht so entwickelt wie erwartet. Ende November wurde der damalige Real-Geschäftsführer Roland Neuwald vom Supermarkt­riesen abgeworben, um die nötigen strukturellen Maßnahmen durchzuführen. Das „Handelsblatt“ schreibt von „einer Operation am offenen Herzen“.P.E.