19.04.2024

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13.04.18 / Ein schmutziger Pakt

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 15-18 vom 13. April 2018

Ein schmutziger Pakt
Hans Heckel

Die Ungleichbehandlung sticht ins Auge und wirft Fragen auf: Seit einer gefühlten Ewigkeit ringen der Iran und eine von den USA angeführte westliche Allianz um das iranische Atomprogramm. 

Das Mullah-Regime beteuert, die Kernkraft allein friedlich nutzen zu wollen, als Kraftwerkstechnologie. Doch im westlichen Ausland, allen voran in den USA und Israel, bleibt man überaus skeptisch und argwöhnt, Teheran wolle über die „friedliche“ Entwicklung doch nur zur eigenen Atombombe gelangen.

Dieses (womöglich berechtigte) Misstrauen gegen den Iran steht in aufreizendem Kontrast zur Gelassenheit, mit welcher der We­s-ten den Atomplänen Saudi-Arabiens begegnet. Persiens Nachbar und Erzrivale hat angekündigt, 16 Kernkraftwerke im eigenen Land bauen zu lassen. Die internationale Reaktion besteht nicht etwa aus Misstrauen und Protest, ganz zu schweigen von Sanktionen. Vielmehr haben sich Un­ternehmen aus Russland, Frankreich, China, Südkorea und den Vereinigten Staaten umgehend darum beworben, die Atomkraftwerke für die Saudis zu errichten.

Was für ein Regime aber ist das, welches man hier mit dieser, bedenkt man den Umgang mit dem Iran, offenbar hochbrisanten Technologie beschenken will? Laut dem Nahostexperten Oliver Schlumberger finanziert Saudi-Arabien weltweit agierende, radikalislamische Terroristen. Die britische Henry-Jackson-Gesellschaft hat 2017 in einer Studie errechnet, dass die Saudis in den vergangenen 50 Jahren gut 76 Milliarden Euro investiert haben, um über Stiftungen die globale Ausbreitung des radikalen Islam voranzutreiben. 

Die „Vorherrschaft radikalislamischer Prediger und Literatur“ bei den muslimischen Gemeinden in aller Welt geht nach Angaben der britischen Forscher wesentlich auf das Engagement der Saudis zurück. Der Vormarsch der Radikalen, in den muslimischen Ländern wie auch in Deutschland und anderswo, hat also zu einem großen Teil saudische Wurzeln und ist mit saudischem Geld finanziert. Auf diese Weise wurde selbst in bislang gemäßigt religiösen Gemeinschaften, wie etwa in Bosnien oder Tschetschenien, die Saat des Fanatismus und des religiösen Hasses auf Nichtmuslime gesetzt.

Und in ein solches Land exportiert man Atomtechnologie? Gewiss, die USA verfolgen im Mittleren Osten eigene strategische Interessen, für deren Erreichen sie die Saudis zu benötigen meinen. Was aber abstößt, ist der bisweilen hohe moralische Ton, der im Iran-Konflikt angeschlagen wird, während man bei den Saudis alle Bedenken lächelnd beiseiteschiebt. Denn wie man es auch dreht: Das Bündnis der USA mit Saudi-Arabien ist ein schmutziger Pakt, und ein für die ganze Welt gefährlicher dazu.