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13.04.18 / Der Feind trauerte um den »roten Baron« / Manfred von Richthofen – Ritter der Lüfte in vergehender Zeit

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 15-18 vom 13. April 2018

Der Feind trauerte um den »roten Baron«
Manfred von Richthofen – Ritter der Lüfte in vergehender Zeit
Klaus J. Groth

Sie fühlten sich als die letzten Ritter. Sie ritten farbenprächtige Luftrösser, während unter ihnen Millionen in Feldgrau starben. Sie zahlten ihren Ruhm häufig mit ihrem Leben, auch Manfred Albert von Richthofen, der rote Baron. Der Jagdflieger fiel vor 100 Jahren, am 21. April 1918 – und der Gegner trauerte um ihn. 

Mit 80 bestätigten Luftsiegen war Manfred von Richthofen der erfolgreichste Pilot im Ersten Weltkrieg. In Frankreich nannte man ihn „le petit rouge“ (Der kleine Rote) oder „Diable Rouge“ (Roter Teufel), weil er bevorzugt ein rotes Flugzeug flog. Den bekannteren Beinamen „Der Rote Baron“ erhielt er erst nach dem Ersten Weltkrieg. Seiner 1917 erschienenen Autobiografie gab er den Titel „Der rote Kampfflieger“.

Manfred Freiherr von Richthofen wurde am 2. Mai 1892 in Breslau geboren. Der Vater war preußischer Kavallerieoffizier, das prägte den Werdegang des Sohnes. Im Sommer 1911 rückte er als Fähnrich beim 1. (westpreußischen Ulanen-Regiment „Kaiser Alexan­der III. von Russland“ ein. Nach Einsätzen an der Westfront kam es im Oktober 1915 zu einer entscheidenden Begegnung. Richthofen traf in einem Sonderzug nach Metz im Speisewagen einen Mann, dessen Uniform ihn als Flieger auswies. Man kam ins Gespräch, und was er hörte, faszinierte den Jüngeren. Sein Gesprächspartner war Oswald Boelcke, damals der erfolgreichste Kampfpilot. Richthofen beschloss, ebenfalls Kampfflieger zu werden. 

Seine Flugprüfung bestand Richthofen erst im dritten Anlauf. Boelcke nahm ihn im September 1916 in seine bei Cambrai stationierte Jagdstaffel 2 auf. Ein Jahr später gelang Richthofen der erste Abschuss. Er notierte darüber: „Nur immer der eine Gedanke: Der muss fallen, mag kommen, was da will! … Ich war so nahe dran, dass ich Angst hatte, ihn zu rammen. Da plötzlich, der Propeller des Gegners dreht sich nicht mehr. Getroffen! Der Motor war zerschossen und der Feind musste bei uns landen, da ein Erreichen seiner eigenen Linien ausgeschlossen war.“

Zum Andenken an den ersten Luftsieg verschenkte Boelcke stets einen Ehrenbecher. Fortan belohnte Richthofen sich selbst für jeden Luftsieg mit einem kleinen Silberbecher. Der Juwelier hatte ihn mit dem Datum des Abschusses und dem Flugzeugtyp zu versehen. 

Im November 1916 kam es zum Duell zwischen dem jungen Piloten Richthofen und dem erfolgreichsten britischen Jagdflieger, Major Lanoe George Hawker. Richthofen siegte mit seiner Albatros. Im Januar 1917 wurde er mit dem Pour le Mérite ausgezeichnet. Vorzeitig befördert, übernahm er die bis dahin erfolglose Jagdstaffel 11. Nur drei Monate später standen 125 Abschüsse bei zwei eigenen Verlusten in der Erfolgsbilanz dieser Einheit. Die Jagdstaffel 11 wurde zur bewunderten Eliteeinheit. Nachdem Max Immelmann und Boelcke gefallen waren, war Richthofen der erfolgreichste deutsche Jagdflieger. Seine Staffel war so gefürchtet wie angesehen. 

Einerseits bekannte Richthofen, „nicht das Fliegen, sondern der Luftkampf ist mir zum Lebensbedürfnis geworden. … Diese Art Menschenjagd muss tatsächlich geübt werden. … Ich schieße nie in die Maschine, schieße immer gleich den Führer ab.“ Andererseits gestand er: „Mir ist nach jedem Luftkampf erbärmlich zumute. Wenn ich meinen Fuß auf dem Flugplatz wieder auf den Boden gesetzt habe, dann mache ich, dass ich in meine vier Wände komme, will niemand sehen und von nichts hören.“ Und dann gehört zum Bild des Rittmeisters noch diese Geschichte, die sich bei Freund und Feind rasch verbreitete. In einem Luftkampf, in dem acht Deutsche gegen 16 Engländer standen, attackierte Richthofen in seinem roten Fokker-Dreidecker den britischen Major Hawkins. Der befand sich unerwartet in einer guten Schuss­position – aber sein Maschinengewehr versagte. Der Brite schloss mit dem Leben ab. Doch Richthofen winkte, er solle landen. Kurz darauf standen beide Maschinen am Boden. Man rauchte eine Zigarette und Richthofen sagte, als er das Problem des Gegners erkannt habe, sei es ihm nicht möglich gewesen, den Briten vom Himmel zu holen, denn auch er liebe „fair play“.

Die deutschen Flieger waren den britischen in der Zahl der Maschinen unterlegen, das Verhältnis betrug eins zu drei. Im April 1917 bereitete die Jagdstaffel 11 den Briten eine schwere Niederlage. An einem Tag schoss von Richthofen vier Maschinen ab. Für die Briten war es „the blody April“. Sie lobten für den Abschuss von Richthofens 5000 Pfund aus und versprachen dem Schützen das Victoria-Kreuz (Victoria Cross). 

Richthofens Geschwader war inzwischen vollkommen mobil. Es griff an Brennpunkten der Bodenkämpfe ein. Dorthin wurden die bunt angestrichenen Maschinen mit Lastwagen gebracht. Für die Engländer war es der „Flying Circus“ (Fliegender Zirkus). 

Im Luftkampf über Vaux-sur-Somme in Nordfrankreich schoss ein australischer Soldat am Boden mit einem Maschinengewehr Richthofen ab. Der landete hinter den feindlichen Linien. Dort starb er. Die Briten beerdigten ihn mit allen militärischen Ehren und flogen dabei die „Missing Man Formation“ (Fehlender-Mann-Formation). Über der Basis des deutschen Geschwaders warfen sie eine Botschaft ab, deren Übersetzung lautete: „Rittmeister Baron Manfred von Richthofen wurde am 21. April 1918 in einem Luftkampf getötet. Er wurde mit allen militärischen Ehren bestattet.“

Hermann Göring übernahm das Kommando des Geschwaders.