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13.04.18 / Heilsberg in historischen Ansichten / Ermländisches Museum zeigt Aufnahmen des polnischen Fotografen Jan Bulhak aus der Endkriegszeit

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 15-18 vom 13. April 2018

Heilsberg in historischen Ansichten
Ermländisches Museum zeigt Aufnahmen des polnischen Fotografen Jan Bulhak aus der Endkriegszeit
Uwe Hahnkamp

Am 15. März wurde im Ermländischen Museum in Heilsberg in der dortigen Burg die Ausstellung „Jan Bulhak – die Burg in Heilsberg, Ermland und Masuren 1945–1946“ eröffnet. In der „Galerie auf dem Speicher“ werden bis zum 27. Mai viele Bilder des polnischen Fotografen aus dem Archiv des Museums für Ermland und Masuren gezeigt.

Bulhak wurde 1876 in Ostaszyn im heutigen Weißrussland geboren, etwa 100 Kilometer südwestlich von Minsk. Er hatte bedeutenden Einfluss auf die Entwicklung der polnischen Fotografie in der Zwischenkriegszeit und nach dem Zweiten Weltkrieg, unter anderem als Autor von Büchern zur Ästhetik und Technik der Fotografie sowie landeskundlicher Fotografie. Bulhak lernte unter anderem in Dresden bei Hugo Erfurth und begann 1905 sein eigenes Schaffen. 

In den 20er Jahren des 20. Jahrhunderts beschäftigte er sich mit der Dokumentation der Architektur von Wilna und danach weiterer polnischer Städte wie Warschau und Lublin. Er gründete den „Fotoklub Vilnius“ mit und war Leiter der Abteilung für künstlerische Fotografie an der Fakultät für schöne Künste der Stefan-Batory-Universität in Wilna. Im Mai 1945 siedelte er nach Warschau über. Die letzten Jahre seines Lebens – er starb 1950 in Lötzen – widmete er der fotografischen Dokumentation Polens. 

Bereits 1945 begann er die damals unter polnische Verwaltung geratene Gebiete, unter anderem das südliche Ostpreußen, im Foto einzufangen. Die dabei entstandenen Bilder dokumentieren die Situation direkt nach dem Krieg, den Schutt und auch den Neustart der zugezogenen sowie der dort gebliebenen Menschen. „Obwohl Heilsberg im Mittelpunkt steht, zeigen wir auch Fotos aus anderen Städten und Städtchen der Woiwodschaft“, erklärt Elzbieta Tomczonek, die Leiterin des Archivs des Museums für Ermland und Masuren, „sie sind nur ein geringer Teil unseres Bestands, die meisten Bilder Jan Bulhaks aus jener Zeit zeigen Motive in Pommern.“ 

An den Fotografien fällt auf, dass Bulhak versucht, nicht nur Gebäude an sich einzufangen, sondern auch gleichzeitig Szenen aus dem Alltag wie spielende Kinder. Er möchte die Schönheit dieser Gebiete anderen Menschen nahebringen, und das gelang ihm. Beim Betrachten mancher Bilder stockt dem Besucher der Atem über das Ausmaß der Zerstörung und der Schönheit, die die Orte dennoch haben. 

Auf den Bildern von Heilsberg fanden die zahlreichen Besucher der Ausstellung viele Anknüpfungspunkte an die eigene Geschichte. Ewa Huss-Nowosielska, die Schatzmeisterin der Gesellschaft der Deutschen Minderheit „Warmia“, zeigte an einem vergrößerten Blick auf die Heilsberger Burg, wo sie zur Schule gegangen ist, wo welche Geschäfte waren und wo sie gewohnt hat. „Die Personen, die heute alle Leistungen des damaligen Staates schlecht machen, sollten sich hier den früheren Zustand der Städte ansehen und dann draußen den heutigen“, rät sie, „dann merken sie, was beim Wiederaufbau geleistet wurde.“

Die Kuratorin der Ausstellung und Direktorin des Erm-ländischen Museums, Malgorza-ta Jackiewicz-Garniec, deutschen Lesern als Mitautorin des Bildbands „Paläste und Gutshäuser des früheren Ostpreußen“ bekannt, war etwas überrascht über den regen Zuspruch bei der Ausstellung: „Gerade schwarz-weiße Fotos wecken das Sentiment der Menschen. Das zieht sie natürlich an. Dennoch freue ich mich sehr darüber, dass es so viele Gäste geworden sind.“