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13.04.18 / Regionalkunde ohne staatliche Unterstützung / Endlich wird der Nobelpreisträger Kurt Adler Namenspatron einer Königshütter Straße

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 15-18 vom 13. April 2018

Regionalkunde ohne staatliche Unterstützung
Endlich wird der Nobelpreisträger Kurt Adler Namenspatron einer Königshütter Straße
Chris W. Wagner

Zu Ehren des Chemie-Nobelpreisträgers Kurt Alder wird in seiner oberschlesischen Heimatstadt Königshütte eine Straße nach ihm benannt. Der am 10. Juli 1902 in Königshütte geborene Adler verließ seine Heimatstadt zusammen mit seinen Eltern, nachdem Oberschlesien infolge der Volksabstimmung 1921 in etwa anteilig geteilt wurde und die Stadt Königshütte mit deutlicher deutscher Mehrheit dabei jedoch an Polen fiel. Er zog zuerst nach Berlin und später nach Kiel, wo er Chemie studierte und promoviert wurde. 1950 erhielt Alder zusammen mit seinem Lehrer Otto Diels den Nobelpreis für Chemie. Der Wissenschaftler starb 1958 in Köln.

In Königshütte wurde Alders bereits 1994 mit einer Gedenktafel an seinem Geburtshaus gedacht, nun machten sich clevere Heimatfreunde das sogenannte Entkommunisierungsgesetz, das im vergangenen Jahr vom Warschauer Sejm verabschiedet wurde, zu Nutze. Als die Umbenennung der etwas abseits der Innenstadt gelegenen, nach dem kommunistischen Aktivisten Jozef Maron benannten Straße im Raum stand, schlugen Anhänger der schlesischen Autonomiebewegung in Königshütte Kurt Adler als Namenspatron der Verbindungsstraße zwischen Bismarckhütte und der Kattowitzer Kolonie/Vorwerk Obroki vor. Königshüttes Oberbürgermeister Andrzej Kotala (Bürgerplatform) unterstützte den Antrag und konnte den Kattowitzer Woiwoden Jaroslaw Wieczorek überzeugen. Obwohl die Alders das polnisch gewordene Königshütte 1922, gleich nachdem Kurt das Abitur geschafft hatte, verließen, hob Kotala hervor, dass Kurt Alder seine Kindheit und seine Jugend in Königshütte verbrachte habe, dort die Volksschule Nr. 5, wo sein Vater Lehrer war, und ab 1913 die Königliche Oberrealschule besucht und am 7. April 1922 das Abitur abgelegt habe.

Seit Dezember 2017 organisieren Königshütter Lokalpatrioten an Schulen Aufklärungsaktionen. „1979 wurde ein Mondkrater nach Alder benannt. Der Königshütter Nobelpreisträger ist in aller Welt bekannt und die Bewohner seiner Heimatstadt wissen fast gar nichts über ihn“, ärgert sich Stadtrat Krzysztof Szulc. Damit sich das ändert, organisierte er zusammen mit Michal Kiolbasa, Chef der Königshütter Autonomiebewegung, eine Wanderausstellung für Schulen. Zuerst wurde sie im Königshütter Lyzeum gezeigt. „Es freut mich, dass Lehrer ihre Freizeit opfern, um Regionalkunde zu unterrichten. Wir wiederum unterstützen solche Lehrer. Der Staat fordert keine regionale Bildung, deshalb nehmen wir dies in unsere Hand und informieren über schlesische Nobelpreisträger in Königshütter Schulen“, so Michal Kiolbasa.

Schon im Mai 2016 haben lokale Aktivisten vom „Oberschlesischen Verein” (Slonsko Ferajna) bemängelt, dass in Königshütte bislang noch keine Straße nach Kurt Alder benannt wurde. Der Verein listete weitere Verdiente für die Stadt auf, wie Friedrich Wilhelm von Reden, den Komponisten Franz Waxman, Bildhauer Theodor Kalide, Maler und Zeichner Fritz August Bimler oder Fußballstar Gerard Cieslik. Einige dieser Königshütter Größen hat die Stadtverwaltung auf ihrer Internetseite aufgelistet unter dem Slogan: „Königshütter sein – das klingt stolz“.