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13.04.18 / Der beinahe vergessene Maler / Carl Knauf im Lötzener Museum in Neumünster

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 15-18 vom 13. April 2018

Der beinahe vergessene Maler
Carl Knauf im Lötzener Museum in Neumünster
Ute Eichler

Mutig haben die Macher der Ausstellung sie „Carl Knauf – ein unvergessener Maler der Künstlerkolonie Nidden“ genannt. Ihn als beinah vergessenen Maler zu bezeichnen, trifft es eher. Doch gegen das Vergessen lässt sich etwas tun.

19 Arbeiten des Künstlers Knauf, überwiegend im „Kofferformat“, sind nun für fast vier Monate im schönen Ausstellungsraum der Kreisgemeinschaft Lötzen in ihrer Patenstadt Neumünster zu sehen. Neben den Ölgemälden, die überwiegend Motive der Kurischen Nehrung zeigen, hängt ein Aquarell, das eine Szenerie der Stadt Memel abbildet. Alle gezeigten Werke sind vor Ort in den 20er und 30er Jahren des 20. Jahrhunderts entstanden.

Knauf, der kein Ostpreuße war, sondern aus Godesberg kam, hatte Ostpreußen, vor allem Königsberg und dann die Kurische Nehrung für sich im und nach dem Ersten Weltkrieg entdeckt. Sein Lieblingsort wurde Nidden, auch wenn er sich der Geselligkeit der Künstlerkollegen verschloss. Sein 1931 bezogenes schönes Holzhaus unweit vom Thomas-Mann-Haus ist heute noch vorhanden. Sein Grab auf dem Niddener Fischerfriedhof ist seit drei Jahren wieder mit einem Holzkreuz gekennzeichnet. Knauf war 1944 im Alter von nur 50 Jahren in Nidden verstorben.

War er als Mensch ein Einzelgänger, so ist auch das von ihm geschaffene Werk keiner Strömung anderer der Künstlerkolonie Nidden zuzurechnenden Maler zu vergleichen. Er pflegte einen „eigenen“ Realismus. Das, was von seinem Werk erhalten geblieben ist, spricht heute nicht nur durch die Motive, sondern auch wegen der verwendeten Farben an. Farbe und Form stehen in jedem seiner Bilder in Harmonie.

Alle nun in Neumünster gezeigten Werke sind Leihgaben aus Privatbesitz. Dr. Bernd Schimpke, Hamburg, hat Anfang der 1990er Jahre die Kurische Nehrung für sich entdeckt und fast gleichzeitig – welch glücklicher Zufall – die ersten zwei Gemälde von Knauf, die in Memel angeboten wurden. Dank Schimpkes Sammlertätigkeit ist jetzt ein Bestand an Knauf-Werken zusammengekommen, der es ermöglicht, den Künstler und sein Werk in das Bewusstsein einer in der Regel an Nidden und der Kurischen Nehrung als Landschaft voller Besonderheiten interessierten Öffentlichkeit zu holen. Seit April wird die zweite Hälfte der Knauf-Gemälde aus der Sammlung Schimpke im Heimatmuseum Eckernförde gezeigt.

Zur gut besuchten Ausstellungseröffnung in Neumünster sprach Dr. Jörn Barfod, Ostpreußisches Landesmuseum Lüneburg, über das Schaffen des Carl Knauf und dessen Einordnung in die Künstlerkolonie Nidden.

Bernd Schimpke gab Auskünfte, wie es ihm gelungen ist, nicht nur Werken des Künstlers Knauf auf die Spur zu kommen, sondern auch, auf welche Weise er Informationen von Zeitzeugen über das zurückgezogene Leben des Malers erhielt. Noch leben einige wenige Menschen, die Knauf kannten. Bis heute gibt es kein Foto, das uns eine Vorstellung vermitteln könnte, wie Knauf aussah.

Bernd Schimpkes zweites Buch „Künstlerkolonie Nidden – eine Landschaft voll Licht und Farbe“ ist schon allein durch die große Zahl von Abbildungen ein prachtvolles, auch inhaltlich reiches Werk geworden. Die Besucher der Ausstellung können auf diese Weise alle gezeigten Bilder und darüber hinaus viele Informationen mit nach Hause nehmen.

Nebenbei: Die Altersspannbreite der Besucher am Eröffnungstag betrug 85(!) Jahre. Wenn das nicht hoffen lässt, dass Carl Knauf doch noch „ein unvergessener Maler der Künstlerkolonie Nidden“ wird?!