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13.04.18 / Der satirische Wochenrückblick mit Hans Heckel / Einiges passiert! / Wie der Siedlungsraum Deutschland verteilt wird, wie Jens Spahn in die Falle ging, und wie es noch drastischer werden könnte

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 15-18 vom 13. April 2018

Der satirische Wochenrückblick mit Hans Heckel
Einiges passiert! / Wie der Siedlungsraum Deutschland verteilt wird, wie Jens Spahn in die Falle ging, und wie es noch drastischer werden könnte

Was war das denn eben? Haben Sie das mitgekriegt? Gerade flog die Meldung vorbei, Israel habe sich mit dem UN-Flüchtlingshilfswerk darauf geeinigt, mehr als 16250 illiegale Einwanderer in westliche Länder „umzusiedeln“. Als bevorzugte Siedlungsgebiete für die Leute, die überwiegend aus dem Sudan und aus Eritrea über den Sinai eingedrungen sein sollen, haben Israel und die UN-Organisation Kanada, Italien und Deutschland ausgesucht, so die Nachricht.

Die Bundesregierung ließ verlauten, ihr liege „keine konkrete Anfrage“ vor. Auf Deutsch: Berlin wusste von nichts. Das Bundesinnenministerium schob aber gleich nach, Deutschland sei seinen humanitären Verpflichtungen auch durch die Aufnahme solcher „Flüchtlinge“ aber „immer umfassend nachgekommen und wird das auch in Zukunft tun“.

Bemerkenswert, mit welcher Selbstverständlichkeit eine ausländische Regierung und die Vereinten Nationen über die Besiedlung Deutschlands verhandelt haben, ohne dass die deutsche Seite auch nur gehört worden wäre. Einen Moment lang mochte man nachempfinden, wie sich die Indianer gefühlt haben dürften, als der „weiße Mann“ mit leichter Hand die Neubevölkerung ihrer Heimat verfügte.

Die starrsinnigen, ausländerfeindlichen Ur-Amerikaner haben indes bis zum bitteren Ende verbissen gekämpft gegen das, was die Vereinten Nationen heute „Resettlement“ nennen. Da sind wir heutige Deutsche viel weltoffener. Berlin protestierte nicht einmal gegen den Versuch, übertölpelt zu werden. Wie gesehen, schob man stattdessen nach, wie „umfassend“ wir „auch in Zukunft“ solchen Forderungen „nachkommen“ würden. 

Doch da war es leider schon zu spät. Nicht am Einspruch Berlins ist der Transfer der Afrikaner vorerst gescheitert, sondern an der schnell entflammten Debatte in Israel selbst. Woran erinnert uns das? Genau: 2015/16 ebbte der Asylsucher-Ansturm über die Balkanroute ja auch nicht ab, weil die Regierung Merkel die Leute draußengehalten hätte, sondern weil Viktor Orbán das für uns übernommen hat, indem er Ungarns Grenze schloss. Für diese Missetat verabscheuen wir ihn auf ewig. Ein herber Schlag, dass dieser Kerl schon wieder die Wahlen gewinnen konnte.

Doch wie es aussieht, können wir auf die Hilfe dieses populistischen Scheusals demnächst verzichten. In der „Neuen Zürcher Zeitung“ verkündet Bundesgesundheitsminister Jens Spahn, bekannt als der „konservative Hardliner der CDU“, dass es beim Schutz der EU-Außengrenzen stramm vorangeht.

Bislang habe man Italien, Griechenland, Ungarn und Rumänien bei der Bewachung der EU-Außengrenzen alleingelassen. Die EU-Grenz­wachtbehörde Frontex brauche hunderttausend Mann, fordert Spahn und berichtet, da sei auch „schon einiges passiert“.

Hunderttausend Mann – und schon einiges passiert! Donnerwetter! An dieser Stelle hätte ein deutscher Journalist respektvoll genickt und wäre zum nächsten Thema übergangen, was Jens Spahn wohl auch erwartet hat. Ärgerlicherweise saß er aber zwei Schweizern gegenüber, die mit dem deutschen Ping-Pong-Spiel zwischen Politikern und regierungsfreundlichen Journalisten nicht vertraut sind und den Minister daher mit der dreisten Frage überfielen: „Wie viele Mitarbeiter hat Frontex heute?“ Antwort Spahn: „250.“ Autsch.

Zum Glück liest die Schweizer Blätter bei uns kaum einer. Dürfen die eigentlich noch am Kiosk verkauft werden, obwohl sie mit solch populistischen Fragen doch nur Misstrauen in der Bevölkerung säen, wodurch man bekanntlich „den Hass schürt“ und „die Gesellschaft spaltet“?

Sie, die deutsche „Gesellschaft“, hat ohnehin Ärger genug am Hals. Die Unterstützerschar der „Erklärung 2018“, wir hatten sie schon erwähnt, wächst immer noch jeden Tag um mehrere Tausend, 115000 waren es, als diese Zeilen entstanden. Um wachzurufen, worum es überhaupt geht, wiederholen wir hier noch einmal den ohnehin knappen Text der Erklärung, der lautet: „Mit wachsendem Befremden beobachten wir, wie Deutschland durch die illegale Masseneinwanderung beschädigt wird. Wir solidarisieren uns mit denjenigen, die friedlich dafür demonstrieren, dass die rechtsstaatliche Ordnung an den Grenzen unseres Landes wiederhergestellt wird.“ Die Initiatorin der Erklärung, PAZ-Autorin Vera Lengsfeld, will den Text nach Ende der Unterschriftensammlung als Petition an den Bundestag richten.

Die Macher des ARD-Kulturmagazins „Titel, Thesen, Temperamente“ („ttt“) sehen in diesen zwei Sätzen „menschenfeindliche Ressentiments“ und „völkischen Nationalismus“ am wirken und äußern die Sorge: „Vielleicht halten die Demokraten die Demokratie ja für zu selbstverständlich. Ein großes Risiko.“

Um diesem Risiko die Stirn zu bieten, haben die „ttt“-Leute, so versprachen sie es im Vorspann ihrer jüngsten Sendung, mit wichtigen Experten geredet, nämlich mit dem Publizisten Michel Friedman, der Roman-Autorin Juli Zeh, der Journalistin Alice Schwarzer, dem Sozialpsychologen Harald Welzer und der Extremismusforscherin Julia Ebner. 

Juli Zeh hat Angst: „Also, die Emotionen in der Bevölkerung und das, was wir hier genießen, haben sich sehr weit entfernt – und das finde ich besorgniserregend.“ Sie fürchtet, dass die Leute, die so eine Erklärung unterschreiben, „natürlich nicht Halt machen vor noch drastischeren Maßnahmen“. Noch drastischere Maßnahmen als eine – Petition? Um Himmels Willen!

Die Gegner der „Erklärung 2018“ betonen immer wieder, dass es gar keine illegale Masseneinwanderung mehr gebe und die die Grenzen in Wirklichkeit rechtsstaatlich kontrolliert würden, weshalb man da auch nichts „wiederherstellen“ müsse. Alles andere sei rechtspopulistische Angstmache, also Hetze.

Da haben sie natürlich recht: An der Grenze wird an einigen Punkten tatsächlich kontrolliert. Und dort dürfen ausschließlich diejenigen herein, die „Asyl“ sagen. Sonst geht gar nichts. Drakonisch, nicht wahr? 

Interessant an dem „ttt“-Beitrag: Die angekündigte Alice Schwarzer kommt gar nicht vor. Nanu? Wir haben nach Gründen für ihr Verschwinden geforscht und einen gefunden. Am 5. April erschien in Schwarzers Magazin „Emma“ der Bericht einer Lehrerin, die von muslimischen Schülern erzählt, welche in den Moscheen einer radikalislamischen „Gehirnwäsche“ unterzogen würden. Unterricht sei mit vielen dieser Schüler nicht mehr möglich, sie stellten den Koran über das Grundgesetz, gingen auf Andersgläubige los, verachteten Frauen und so weiter. 

Kaum ein Lehrer wage es noch, im Unterricht etwas gegen Islamismus zu sagen. Tue er es doch, werde nicht etwa der islamistische Schüler ermahnt, sondern der Lehrer von der Schulleitung gemaßregelt. An ihrer Schule werde auch Islamunterricht erteilt, von Lehrerinnen mit Kopftuch, von denen die meisten flammende Erdogan-Anhänger seien, was dann auf deren Schüler abfärbe. Wie man mit dem fundamentalistischen Islam umgehe, hänge oft von der Parteizugehörigkeit des Schulleiters ab. In der Regel vertusche die Schulleitung den Islamismus.

In diesem unerträglich unsensiblen Ton geht es weiter. Wer, wie Alice Schwarzer es getan hat, so etwas in seinem Blatt abdruckt, hat sich selbst aus der Gemeinschaft der Weltoffenen, der Toleranten und der Bunten ausgeschlossen. 

Der Bericht der Lehrerin erschien glücklicherweise schon am 5. April, „ttt“ wurde erst am 8. ausgestrahlt. Wie es aussieht, konnte man Alice Schwarzer gerade noch von der Liste streichen. Das war so knapp, dass die Zeit nicht mal mehr reichte, ihren Namen auch aus der Anmoderation zu tilgen. Der „ttt“-Beitrag schloss übrigens mit einem lodernden Aufruf zum freien Meinungsstreit. Ernsthaft! Ganz ohne Ironie oder gekreuzte Finger.