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20.04.18 / Weiter auf Kollisionskurs / Syrien: Der große Knall zwischen den Großmächten ist nur vorerst abgewendet

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 16-18 vom 20. April 2018

Weiter auf Kollisionskurs
Syrien: Der große Knall zwischen den Großmächten ist nur vorerst abgewendet
Hans Heckel

Beim nächsten US-Schlag gegen Damaskus will er zurückschlagen, sagt Putin. Ab jetzt ist er Gefangener seiner Worte.

Die europäische „Urkatastrophe“ lehrte die Europäer jene Spirale zu fürchten, in der ein Wort, eine Zusage, eine Drohung die folgende provoziert, bis sie alle Konfliktparteien hineinziehen in den großen Krieg. Als US-Präsident Trump einen harten Militärschlag gegen Syrien ankündigte, schien die Welt für einen Moment abermals am Rand einer solchen Eskalation zu stehen.

Es kam – vorerst – anders. Während Washington, London und Paris ihre Luftangriffe als großen Erfolg feiern, spielen Damaskus und sein russischer Schutzparton die Wirkung der Attacken herunter. Ein Großteil der Raketen sei abgeschossen worden, der andere habe kaum Schäden verursacht. Wer von beiden lügt, ist kaum von Belang. 

Entscheidend ist im Moment nur die Tatsache, dass beide Seiten eine gewisse Zufriedenheit signalisieren, dass sich derzeit niemand in der Gefahr sieht, durch den bisherigen Verlauf der Ereignisse sein Gesicht zu verlieren. Erst ein drohender Gesichtsverlust einer der Großmächte macht die Lage wirklich gefährlich, für den Nahen Osten wie für die restliche Welt.

Russlands Präsident Putin hat erklärt, dass er einen weiteren Angriff auf seinen syrischen Verbündeten nicht dulden werde. Damit ist der Mann im Kreml nun Gefangener seiner eigenen Worte. Ließe er einen neuerlichen Militärschalg der USA nebst Verbündeter verstreichen wie den jüngsten, wäre Russlands Stellung in der Nahost-Region ernstlich in Gefahr.

Ex-US-Präsident Barack Obama mag Putin hier als abschreckendes Beispiel dienen. Der hatte „rote Linien“ gezogen. Doch als diese von der Assad-Regierung angeblich überschritten wurden, blieb die Antwort aus Washington aus. Dies nutzte Moskau geschickt zu seinen Gunsten und etablierte sich als neue Vormacht in der Region.

Moskau wie Washington geht es vor allem anderen um diese Vormachtstellung. Moskau will sie unbedingt halten, Washington sie wieder zurückerlangen. Donald Trump hat die „regionalen Verbündeten“ der USA aufgefordert, sowohl finanziell wie militärisch „größere Verantwortung“ in der Region zu übernehmen.

Washington hat also noch etwas vor, es will die unter Obama verlorene Dominanz in Nah- und Mittelost zurückerlangen. Und es bedient sich dazu der Unterstützung auch von zweifelhaften Staaten wie Katar und Saudi-Arabien, die als Produzenten und Exporteure von radikalem Islam und Terror im Gerede sind. Das lässt Übles erwarten.

Moskau will seine (Washington abgeknöpfte) Vorherrschaft in der Region ebenso unbedingt verteidigen, seinerseits mithilfe des zwielichtige Diktators Assad und des undurchsichtigen Mullahregimes im Iran. Einen weiteren Schlag der USA gegen Damaskus wird Putin deshalb kaum hinnehmen. Der „große Knall“ könnte also nur aufgeschoben sein.