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20.04.18 / Riesige Marx-Statue in Trier aufgestellt / Das mehr als fünf Meter hohe Propaganda-Monument ist ein Geschenk der Volksrepublik China

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 16-18 vom 20. April 2018

Riesige Marx-Statue in Trier aufgestellt
Das mehr als fünf Meter hohe Propaganda-Monument ist ein Geschenk der Volksrepublik China
Michael Leh

Die Stadt Trier hat eine mit Sockel fünfeinhalb Meter hohe Karl-Marx-Statue aus der Volksrepublik China aufgestellt. Am 5. Mai, dem 200. Geburtstag des Revolutionspredigers, soll sie enthüllt werden. Die Union der Opferverbände kommunistischer Gewalt-herrschaft (UOKG) hat die Aufstellung der Kolossal-Statue scharf kritisiert und zu Protesten in Trier aufgerufen.

Der Marx-Koloss soll am 5. Mai um 11.30 Uhr auf dem Simeonstiftplatz in Trier enthüllt werden. Neben einer Delegation aus China werden viele weitere Ehrengäste erwartet. Der Vorsitzende der UOKG und Vizepräsident des Landtags von Brandenburg, Dieter Dombrowski (CDU), schrieb in einem Aufruf: „Bitte fahren Sie, soweit es Ihnen möglich ist, am 5. Mai nach Trier und protestieren Sie so lautstark, wie es nur geht. Wir nehmen es nicht hin, dass Karl Marx im Westen wieder aufersteht, nachdem wir es geschafft haben, ihn im Osten abzuschaffen!“ 

Auch die Gesellschaft für bedrohte Volker (GfbV) äußerte scharfe Kritik: „Das verherrlichende Marx-Monument ist ein vergiftetes Geschenk des offiziellen China. Es ist traurig, dass sich Trier von einer Regierung beschenken lässt, die Staatsterror gegen ihre eigene Bevölkerung betreibt“, hieß es in einer Erklärung. Und: „Statt Menschenrechte zu fördern, schafft Trier eine Wallfahrtstätte für KP-Funktionäre.“ 

Der Trierer Stadtrat hatte im März 2017 die Annahme der von China geschenkten Statue bei 42 Ja-Stimmen, sieben Nein-Stimmen und vier Enthaltungen beschlossen. Dagegen hatten die jeweils zwei Stadträte von FDP und AfD gestimmt sowie drei Stadträte aus der insgesamt neunköpfigen Grünen-Fraktion. Es gab vier Stimmenthaltungen, und zwar drei von der CDU und eine aus der Grünen-Fraktion. Ein Antrag der AfD auf einen Bürgerentscheid wurde abgelehnt.

Die Kolossalstatue des chinesischen Bildhauers Wu Weishan wiegt 2,3 Tonnen und ist 4,4 Meter hoch. Hinzu kommt der 1,1 Meter hohe Sockel. Das Monstrum hat damit ziemlich genau dieselben Ausmaße wie die frühere Stalin-Statue in Ost-Berlin, von der zurzeit eine Kopie in der Stasi-Gedenkstätte Berlin-Hohenschönhausen zu sehen ist. Den Stalin hat man dort allerdings bewusst auf den Boden gelegt. Der Marx-Koloss steht auf dem Simeonstiftplatz in Trier im Bereich der ehemaligen Stiftsmühle St. Simeon (Ecke Simeonstiftplatz-Kutzbachstraße) in der Nähe der Porta Nigra. Die Statue blickt in Richtung Südwest zu Marxens Geburtshaus in der Brückenstraße 10.

In einem Stadtratsbeschluss heißt es über die Kosten von Fundament und Sockel: „Die Gesamtbaukosten belaufen sich auf zirka 70000 Euro. Die Stadt Trier trägt ca. 39000 Euro der Kosten, die Volksrepublik China zirka 31000 Euro.“ Trier zahlt vor allem die straßenbautechnischen Kosten – Pflasterarbeiten, Erdaushub, archäologische Arbeiten, Baugrunduntersuchung, Fundamentierung und die Beleuchtung. Das Marx-Monster soll nämlich auch noch nachts angestrahlt werden. Inzwischen hat man die China-Statue vorsichtshalber auch noch gewachst, damit zum Beispiel Sprühfarbe wieder leichter entfernt werden kann. Auch muss der von den Trierer Schildbürgern aufgestellte Riesenmarx inzwischen für viel Geld nachts und an Wochenenden bewacht werden.

Der Trierer Baudezernet Andreas Ludwig (CDU) ist einer der größten Verteidiger der Riesenstatue. „Dass das größte Land der Erde an die kleine Stadt Trier denkt, das ist doch toll“, hatte er schon 2017 im Sudwestrundfunk naiv erklärt. Jedes Jahr kämen 50000 chinesische Touristen nach Trier.

Ludwig war vergangene Woche auch Teilnehmer einer Podiumsdiskussion, welche die Stasi-Gedenkstätte Berlin-Hohenschönhauen in der Europäischen Kunstakademie in Trier veranstaltete. Hier musste er sich scharfe Kritik vom Direktor der Stasi-Gedenkstätte, Hubertus Knabe, von Dombrowski und der Präsidentin des Unabhängigen Chinesischen PEN-Clubs aus Köln, Tienchi Martin-Liao, anhören. In einem Video-Grußwort erklärte die aus Rheinland-Pfalz stammende Bundesministerin Julia Klöckner zu der Marx-Statue: „Ich glaube nicht, dass wir die gebraucht haben.“ Und: „China denkt sich gewiss etwas dabei.“ 

Martin-Liao sagte, Peking wolle mit „dem Monstrum“ seine Propagandaarbeit verstärken. An Ludwig gewandt erklärte sie: „Sie betonen immer wieder, das sei ein Geschenk der Chinesen und ein Kunstwerk. Ich sage Ihnen, das ist kein Kunstwerk, sondern ein Propagandainstrument.“ Viele Millionen Chinesen seien im Namen von Marx und des Marxismus ums Leben gekommen. Wenn sie daran denke und jetzt diese Statue in Trier sehe, „bekomme ich Gänsehaut“. Der Trierer Sinologe Christian Soffel erklärte bei der Podiumsdiskussion, die Errichtung der Karl-Marx-Statue sei von der „zentralen Propagandaabteilung der Kommunistischen Partei Chinas veranlasst“ worden. Marx und der Marxismus spielten „als „Grundlage der kommunistischen Ideologie eine ganz entscheidende Rolle“ in China.

Während Ludwig erklärte, man müsse sich mit Marx auseinandersetzen, hielt Dombrowski dem entgegen: „Das bestreitet doch kein vernünftiger Mensch.“ Aber wenn Trier eine derartige Statue aufstelle, sei das keine Auseinandersetzung, „sondern eine Ehrung“. Und: „Das ist keine Werbung für die Stadt.“ Auch Knabe unterstrich, es sei keine Auseinandersetzung mit einer Person, wenn man „gigantische Denkmäler“ errichte. Auch würden bei den vielen zu Marx geplanten Veranstaltungen in Trier die Folgen der Marx’schen Ideologie praktisch nicht behandelt. Dombrowski erklärte unter Verweis auf das „Kommunistische Manifest“, Marx habe das „Kochrezept“ für die späteren kommunistischen Diktaturen geschrieben.

In Xiamen, der chinesischen Partnerstadt Triers, gibt es ein großes Straflager mit 3300 teils politischen Häftlingen. Sie müssen in der „Jiantou Salzmine“ Zwangsarbeit leisten. Ob sich Ludwig danach bei seiner Reise 2017 nach Xiamen erkundigt habe, hatte ihn die FDP im Stadtrat gefragt. Ludwig hatte verneint: „Das hätte wirklich nicht gepasst, das dort anzusprechen.“