18.04.2024

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20.04.18 / Peinlicher »Personenkult«

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 16-18 vom 20. April 2018

Peinlicher »Personenkult«
Theo Maass

Personenkult kennen wir aus der Sowjetunion des Genossen Stalin oder der Volksrepublik China aus der Zeit Maos. Aber in dem gutbürgerlichen Berliner Bezirk Steglitz-Zehlendorf? Genau dieser Vorwurf wurde aber jüngst gegen die    55-jährige Bezirksbürgermeisterin Cerstin Richter-Kotowski von der CDU laut. Penetrante 35 Mal prangt das Porträt der Frau im neuen „Wegweiser durch den Bezirk“, der in einer Auflage von immerhin 40000 Exemplaren verteilt wird. 

Hat die CDU derartige Aktionen nötig? Seit 2001 stellt die Partei den Bezirksbürgermeister. Die SPD landet bei Wahlen meist  abgeschlagen hinter den Christdemokraten. Bis 2000 waren Steglitz und Zehlendorf autonome Bezirke, die gleichfalls „eine Bank“ für die CDU waren. 

Seit 1971 stellt die CDU in Steglitz den Bürgermeister. In Zehlendorf gleichfalls, wobei die SPD dort sogar noch schwächer war. Die Union kann dort vermutlich den sprichwörtlichen Besenstil als Kandidaten aufstellen und dürfte trotzdem Erfolg haben. 

Die einzig erfolgreiche linke Partei im Bezirk sind die Grünen, die wohl auch davon profitieren, dass der Bezirk von einer Anzahl zugereister Studenten bevölkert wird. 

Die Bilderflut nach dem Muster vergangener Diktaturen ist Richter-Kotowski mittlerweile selbst peinlich. Die Bezirksbürgermeisterin will mit all dem nichts zu tun gehabt haben: „Ich habe keinen Einfluss auf die Auswahl der Fotos. Als Bezirksbürger­meisterin nehme ich eine Vielzahl von Repräsentationsterminen wahr.“ Zudemerklärte sie, es gebe wichtigere Probleme im Bezirk, „als Fotos in Broschüren nachzu­zählen“. 

Als kleinste Fraktion ist auch die Linkspartei mit drei Abgeordneten in der Bezirksverordnetenversammlung vertreten, (AfD ist mit sechs, die FDP mit fünf Mandaten präsent). Gerald Bader, örtlicher Linkspartei-Chef, schimpft: „Ich sehe diese Häufung von Fotos von Frau Richter-Kotowski als unangemessene Wahlwerbung für die CDU, bezahlt aus  öffentlichen Mitteln.“ 

Das mit der Wahlwerbung könnte sogar hinhauen. Aber war da nicht noch was? Nämlich etwas mit der Geschichte der Linkspartei? 

Dass sich ausgerechnet jene Truppe, die unter ihrem Traditionsnamen SED dem Personenkult in Deutschland aufs Übelste  gehuldigt hat, nun am lautesten aufregt, hat doch einen ziemlich faden Beigeschmack. Wie sagte der berüchtigte Chefkommentator des DDR-Fernsehens, Genosse Karl-Eduard von Schnitzler, ausnahmsweise mal ganz richtig: „Erst fest an die eigene Nase fassen, bevor man woanders reinredet.“