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20.04.18 / Ächzen unter Sanktionen / US-Strafen gegen russische Unternehmer treffen erneut Europäer

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 16-18 vom 20. April 2018

Ächzen unter Sanktionen
US-Strafen gegen russische Unternehmer treffen erneut Europäer
Manuela Rosenthal-Kappi

Mit den kürzlich verhängten schärferen Sanktionen gegen Russland haben die USA scheinbar einen Punktsieg gelandet: Innerhalb eines einzigen Tages stürzten an der Moskauer Börse die Aktienkurse ins Bodenlose, der Rubel verlor fünf Prozent gegenüber dem US-Dollar. Die Aktien des strategisch wichtigen Aluminiumkonzerns Rusal verloren 50 Prozent. Dem Oli-garchen Oleg Deripaska, dessen international vernetzte Firmen Basic Element und En+ neben Rusal ebenfalls von den Sanktionen betroffen sind, werden gute Beziehungen zum Kreml nachgesagt. Weil Donald Trumps Wahlkampfmanager Paul Manafort auf seiner Gehaltsliste stand, geriet Deripaska unter Verdacht, an der unterstellten Manipulation der US-Wahlen 2016 beteiligt gewesen zu sein. 

Rusal hat rund 60000 Mitarbeiter, generiert zehn Milliarden US-Dollar Umsatz jährlich, 14 Prozent davon in den USA. Deripaskas Unternehmen sind international ausgerichtet. Seit 2017 hat er einen zyprischen Pass und ist damit auch EU-Bürger. Er hält Anteile an der österreichischen Baufirma Strabag, deren Aktien mit drei Prozent in Mitleidenschaft gezogen wurden.

Da auch westliche Firmen, die Transaktionen mit den betroffenen Russen tätigen, mit Strafen belegt werden, sind neben österreichischen und Schweizer auch deutsche Unternehmen von den Sanktionsfolgen betroffen, wie VW und Daimler, die Werke in Russland unterhalten. 

Rusal ist der zweitgrößte Aluminiumhersteller weltweit. Die Sanktionen sorgten bereits kurzfristig für einen Preisanstieg des Rohstoffs von 1,6 Prozent. Steigende Aluminium-Preise könnten nicht nur das Geschäft von Airbus trüben, sondern auch die europäische Lebensmittelindustrie könnte betroffen sein, da Aluminium dort große Verwendung findet. 

Besonders hart trafen die Sanktionen das Wiener Bankhaus Raiffeisen, dessen Aktien international 14 Prozent verloren. Für die Raiffeisenbank ist das Russlandgeschäft der Hauptertragsbringer. Die Bank zählt zu den größten Kreditgebern in Osteuropa. Raiffeisen zog den gesamten Markt nach unten. In der Schweiz verzeichnete der Industriekonzern Sulzer ein Minus von 16 Prozent, in Deutschland traf es den Handelskonzern Metro mit 2,2 Prozent. 

Die russische Regierung sieht in den Maßnahmen den Versuch der US-Regierung, „Konkurrenten am Weltmarkt zu eliminieren“, da Trump sich in seinem Wahlkampf dem Schutz der amerikanischen Metallbranche verschrieben hatte.

Statt Putin zu schaden, dürften ihm die erneuten Sanktionen innenpolitisch nützen: Seit Längerem versucht Russland, das Auslandskapital der Oligarchen ins Land zurückzuholen. Als Akutmaßnahme bot die Regierung nun Steuer-Oasen für Oligarchen an. Eine davon soll auf der Insel Lomse in Königsberg und eine in Wladiwostok entstehen. Dort müssen die Firmen nur auf die in Russland erwirtschafteten Gewinne Steuern zahlen, nicht jedoch für die Einnahmen aus dem Ausland.