18.04.2024

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20.04.18 / Der Denker von Köln

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 16-18 vom 20. April 2018

Der Denker von Köln

Das „Denken“ hat es den Bildhauer Gerhard Marcks (1889–1981) ähnlich angetan wie Rodin. Wie dieser hat Marcks „Denker“-Skulpturen geschaffen, so seine bekannte „Albertus Magnus“-Figur. Wenn er arbeitet und denkt, dann werden seine Gedanken in Zeichnungen umgeformt und zu einer (an)fassbaren Plastik ge­wandelt. Diesen künstlerischen Prozess zeigt jetzt noch bis 3. Juni das Kölner Kollwitz-Museum.

Co-Kurator Arie Hartog, Direktor des Bremer Gerhard-Marcks-Hauses, nennt eine Eigenart des Bildhauers Marcks: „Er arbeitete nicht mit Berufsmodellen, sondern griff meist auf Freunde und Verwandte zurück. Die ließ er im Atelier auf- und ablaufen, bis er die ,richtige‘ Situation oder Position meinte gefunden zu haben.“ Seine Eindrücke und Ideen hielt Marcks dann jeweils in Zeichnungen und Skizzen fest – quasi Momentaufnahmen seiner Wahrnehmung und seines Denkens. Geschätzte 80000 Blätter sammelten sich so im langen Leben des Künstlers an. 

In der Ausstellung werden rund 100 Zeichnungen und Skizzen 20 vollendeten Skulpturen gegenübergestellt. Die Beispiele lassen gut erkennen, wie und was der Künstler bei seinem Schaffen wahrgenommen hat, und erahnen, was er sich dabei gedacht hat. 

Marcks leistete als 25-Jäh­riger Kriegsdienst in Flandern, aus dem er als Schwerkranker 1916 zurückkehrte. Seine künstlerische Karriere begann 1918 mit der Berufung als Dozent an die Kunstgewerbeschule in Berlin. Im Jahr darauf wurde er Leiter der Bauhaus-Keramikwerkstatt in Weimar und 1925 schließlich Lehrer für Bildhauerei an der renommierten Kunstgewerbeschule Burg Giebichenstein bei Halle an der Saale.

Anfang der 1930er Jahre zählte er zu den Koryphäen der deutschen Bildhauerei. Ausstellungen im In- und Ausland verschafften ihm weltweite Anerkennung. Die Karriere endete jäh 1933 mit dem Beginn der NS-Zeit. Marcks, mittlerweile stellvertretender Direktor in Halle, wurde suspendiert, weil er gegen die Entlassung einer jüdischen Kollegin protestierte.

Nach dem Zweiten Weltkrieg konnte Marcks seine Karriere fortsetzen. Als unbelasteter Re­gimekritiker erhielt er nun zahlreiche öffentliche Aufträge. Das Totendenkmal „Trauernde“ schuf er 1946 für die Stadt Köln. 1950 übersiedelte er von Hamburg nach Köln in ein gestiftetes Atelierhaus. Hier entstanden Büsten von Adenauer und Heuss, aber auch Plastiken, die heute in vielen Städten zu sehen sind – etwa die Bremer Stadtmusikanten. Jeder Student in Köln kennt zudem die monumentale, knapp drei Meter hohe Statue des Albertus Magnus, denn der Gelehrte des Mittelalters sitzt denkend vor dem Hauptgebäude der Universität.ske


Kollwitz-Museum Köln am Neumarkt. Geöffnet: Dienstag bis Freitag 10 bis 18 Uhr, Sonnabend und Sonntag 11 bis 18 Uhr. Eintritt: 5 Euro.