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20.04.18 / Denkmal spaltet Allensteiner / Sowjetisches Mahnmal müsste laut Gesetz abgerissen werden

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 16-18 vom 20. April 2018

Denkmal spaltet Allensteiner
Sowjetisches Mahnmal müsste laut Gesetz abgerissen werden
Dawid Kazanski

Am 1. April sind genau zwei Jahre vergangen, seit das polnische Parlament das sogenannte Dekommunisierungsgesetz verabschiedet hat (siehe PAZ 15, Seite 2).  Die Städte und Gemeinden sind verpflichtet, die Straßen innerhalb von einem Jahr umzubenennen. Angesichts der neuen Rechtslage haben die Kommunen meistens öffentliche Umfragen durchgeführt, um für strittige Orte akzeptable Namen zu wählen. 

In Allenstein wurden die Namen von acht Straßen geändert. Beispielweise heißen die Berling-, Sawicka- und Hibnerstraße jetzt Pileckiego-, Wroclawska- und Pasymskastraße. Die Stadtabgeordneten waren sich über die erwähnten Umbenennungen einig, was bei anderen Straßen nicht der Fall war. Deswegen fasste der Woiwode Ende 2017 den Entschluss, weitere Straßennamen zu ändern. Die Stadtbehörde klagt gegen diese Entscheidung vor dem Verwaltungsgericht.. 

Der Streit betrifft zum Beispiel die Kaiserstraße (Dabrowszczakówstraße). Weil nach den politisch-historischen Bewertungen des Instituts für das Nationale Gedächtnis die Dabrowski-Brigade, die im Spanischen Bürgerkrieg in den 30er Jahren kämpfte, den Aufbau eines stalinistischen totalitären Staates in Spanien anstrebte und somit die kommunistische Ideologie befürwortete, wollte der Woiwode für die Straße einen anderen Patronen bestimmen. Sie sollte nach dem 2017 verstorbenen masurischen Schriftsteller und Dichter Erwin Kruk benannt werden. Das stieß nicht nur auf Widerstand seitens der Stadtbeamten, sondern auch auf Unzufriedenheit der an die alte Bezeichnung gewöhnten Anwohner, die im vergangenen Jahr eine Protestaktion veranstalteten und für die Beibehaltung des bisherigen Straßennamens demonstrierten. 

Gemäß dem Dekommunisierungsgesetz müssen auch kommunistische Denkmäler weichen. In Allenstein hat der Gesetzgeber jedoch eine harte Nuss zu knacken. Während das Denkmal in Heilsberg abgebaut wurde, wagt niemand das hiesige, seit 1993 denkmalgeschützte Mahnmal zu zerlegen. Das Verhältnis der Bewohner Allensteins zum Relikt der kommunistischen Ära ist ambivalent. Seine Anhänger unterstreichen, dass das Denkmal ein Teil der städtischen Geschichte sei und sich in die Stadtlandschaft tief eingewurzelt habe. Es dient oft als Treffpunkt für Jugendliche. Vor dem Denkmal befindet sich ein großer Parkplatz. 

Das vom polnischen Bildhauer Xawery Dunikowski entworfene und 1954 fertiggestellte Mahnmal besteht aus zwei 13 Meter hohen viereckigen Granitsäulen, die dem architektonischen Vorbild eines Pylonen folgen. Die Türme flankieren den Treppenaufgang zu einem großen Sockel und sollen an einen Triumphbogen erinnern. An einem der Türme sind Flachreliefs angebracht, die Kampfszenen aus dem Zweiten Weltkrieg veranschaulichen; am zweiten Turm sieht man die Figur eines sowjetischen Soldaten mit erhobener Hand und die Sowjetsymbole Hammer und Sichel. Diese Symbole provozieren die Feinde „des Galgens“ – so wird das Denkmal pejorativ bezeichnet. Um ihren Widerstand gegen die totalitäre Symbolik im Stadtzentrum zum Ausdruck zu bringen, hatten Aktivisten einer rechtskonservativen Gruppierung namens Pro Patria die Symbole mit roter Farbe besprüht. 

Am 22. Januar 2018 – dem Jahrestag des Einmarsches der Roten Armee in Allenstein – organisierte die gleiche Gruppe eine Protestaktion, indem man zwischen den Pfeilern des Mahnmals ein riesiges Banner mit der Aufschrift „das Denkmal zum Dank für die Unterdrückung“ aufhängte. Die Empörung über kommunistische Missstände war gegen den russischen Präsidenten Wladimir Putin gerichtet. Auf dem Plakat war ein sowjetischer Soldat dargestellt, der eine Frau an den Haaren zerrt. Dabei sah sein Gesicht Putin zum Verwechseln ähnlich. Da es unmöglich ist, den von Kommunisten aufgebauten Zankapfel abzureißen, fordern die patriotischen Verbände, vor dem Denkmal Tafeln aufzustellen, die über den deutsch-sowjetischen Nichtangriffsvertrag und seine Folgen sowie über die Verbrechen der Roten Armee informieren.