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20.04.18 / Anfang in Tilsit / Musikmeister Walter Harmens diente in der preußischen Armee, in der Reichswehr und in der Wehrmacht

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 16-18 vom 20. April 2018

Anfang in Tilsit
Musikmeister Walter Harmens diente in der preußischen Armee, in der Reichswehr und in der Wehrmacht
Volker Schobeß

Walter Harmens wurde am 23. Januar 1879, als Sohn eines Kapellmeisters, in Germau (Samland) geboren. Als 18-Jähriger trat er dem 1. Ostpreußischen Feldartillerie-Regiment Nr. 16 bei und zeichnete sich dort bald als Kornettist und Geiger aus. Am 27. Januar 1908 (Kaisers Geburtstag) wurde Harmens nach bestandener Hochschulprüfung in Berlin-Charlottenburg zum Musikmeister befördert. Danach wurde er zum Dragoner-Regiment Prinz Albrecht von Preußen Nr.1 nach Tilsit versetzt und führte dort das Trompeter-Korps. Hier diente er für zehn Jahre.

Der Autor Hermann Sudermann setzte Harmens mit seinen „Lithauischen Geschichten“ in „Die Reise nach Tilsit“ ein literarisches Denkmal. Als junger Dirigent und Nachfolger des bekannten Komponisten Robert Leuschner hatte Harmens in Tilsit auch Sinfonien von Haydn, Mozart, Beethoven und Schubert zur Aufführung gebracht. Den Ersten Weltkrieg machte er an der Ost- und Westfront mit. Für einen gefährlichen Melderitt erhielt er 1918 das Eiserne Kreuz Zweiter Klasse. und wurde am 31. August des gleichen Jahres zum Obermusikmeister befördert.

Nach Friedensschluss kam Harmens zunächst nach Berlin zum Infanterie-Regiment 15 und kurz darauf nach Potsdam. Am 1. Januar 1921 übernahm er dort das Trompeter-Korps der 3. (Preuß.) Nachrichten-Abteilung. Hier entstanden auch die ersten eigenen Militärmärsche wie „Töchterlein“, „niemand zuliebe niemand zuleide“ und die oft gelobte „Festfanfare“ von 1927. Die „Festfanfare“ gelangte als einziges Musikstück von insgesamt elf eigenen Fanfaren- und Parademärschen (Schellack) in die deutsche Heeresmusik-Sammlung (HM IIIA, 60). Zuvor, im Jahr 1923, gab es unter Harmens die erste musikalische Rundfunkübertragung nach Übersee in die USA. Es spielte das Musikkorps der 3. Nachrichtenabteilung in Streicherbesetzung. 1924 veranstaltete die Abteilung gegenüber ihrer Kaserne auf dem Sportplatz Bornstedter Feld ein sechstägiges Sportfest für Soldaten der Nachrichtentruppe. Für die Musik war Obermusikmeister Harmen mit seinem Trompeterkorps zuständig.

Im Zuge der Heeresvermehrung von 1936 wurde Harmens mit 40 weiteren Obermusikmeistern zum Stabsmusikmeiser ernannt. Inzwischen war er längst verheiratet, hatte einen Sohn und drei Töchter. Nachdem im gleichen Jahr die Nachrichten-Abteilungen ihre Trompeter-Korps abgeben mussten, gelangte Harmens am 1. Oktober zum Artillerie-Regiment 23. Der gleiche Kasernenkomplex konnte beibehalten werden, da die sich nun 23. Nachrichten-Abteilung nennende Truppe in angrenzende Neubauten umgezogen war. Bald darauf wurde Harmens zum militärmusikalischen Berater für berittene Truppen beim III. Armeekorps ernannt. Nach dem Großmanöver der Wehrmacht von 1937 in Mecklenburg erfolgte vom 22. bis 23. September die sogenannte „Mussolini-Parade“ in Berlin. Die 3. Nachrichten-Abteilung beteiligte sich an dem nächtlichen Großkonzert der Wehrmacht zu Ehren des italienischen Diktators. In den 30er Jahren wurden in Potsdam einige Denkmäler für die Gefallenen des Ersten Weltkrieges errichte. Traditionell stellte für die feierliche Einweihung dieser Denkmäler die 3. Nachrichten-Abteilung die entsprechende Musik.

Am 26. November 1937 beging Harmens in Potsdam sein 40. Dienstjubiläum. Die Ansprache beim Regimentsappell hielt der Kommandeur Oberst Pfeiffer. Bei der anschließenden Feier im Offizierkasino waren der Divisionskommandeur, Generalleutnant Ernst Busch, der Stadtkommandant, General Hartmann, die beiden Heeresmusikinspizienten und der Oberbürgermeister Hans Friedrichs anwesend. 1938 gehört das Trompeter-Korps von Walter Harmens zu den Militärkapellen, die in Gegenwart von Hitler und Mussolini in Italien eine Konzertreise absolvierten.

Während des Zweiten Weltkrieges war Harmens in Frankreich und zuletzt in Dänemark stationiert. Die meiste Zeit im Sattel, verabschiedete sich Walter Harmens nach 47 Dienstjahren am 1. Februar 1945 vom Dienst, nachdem sein Musikkorps schon im September 1944 aufgelöst worden war. Zu seinem 80. Geburtstag, in Westberlin, gab ihm das Polizei-Standortorchester noch ein Ständchen. Walter Harmens verstarb im 84. Lebensjahr am 18. Februar 1963 und wurde auf dem Städtischen Friedhof in Berlin-Steglitz beigesetzt.