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20.04.18 / Nah am Wasser gebaut / Bromberg feiert die Industrialisierung entlang einer historischen Route

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 16-18 vom 20. April 2018

Nah am Wasser gebaut
Bromberg feiert die Industrialisierung entlang einer historischen Route
Chris W. Wagner

Während sich die ostoberschlesische Woiwodschaft Schlesien auf das diesjährige Fest der Industriekulturdenkmäler, bei dem man Stätten der Industriegeschichte mit einem Busshuttle bereisen kann, vorbereitet, will Bromberg mit einem ähnlichen Projekt Schritt halten. Während Oberschlesien für Bergbau- und Hüttenindustriedenkmäler steht, setzt die Bromberger „TeH2O”-Technikroute auf Industriedenkmäler, die mit Wasser zu tun haben. Im September vergangenen Jahres beschlossen die Ratsherren, 2018 zum „Jahr des Bromberger Industrie-Kulturerbes“ (Rok Bydgoskiego Dziedzictwa Przemyslowego) zu erklären. Ziel des Vorhabens soll sein, Touristen und Bromberger auf die Kulturdenkmäler der 2015 gegründeten „TeH2O“-Technikroute aufmerksam zu machen. Als Motto wählte man „Mensch und Technik“. Berühmte Industriepioniere der Region sollen entlang der Stationen vorgestellt werden.

So rückt zum Beispiel eine historische Barkasse auf der Brahe in den Fokus. Sie ist zwar längst ein beliebter Veranstaltungsort für Konzerte und Feste, doch nun wird die Geschichte des Besitzers Adolf Schmidt hervorgehoben. Schmidt ließ die Barkasse 1937 bauen und taufte sie „Lemara“. Dabei verband er die Vornamen seiner Eltern: Leon und Marianne. 

Schmidt hatte aber nicht lange Spaß an seiner „Lemara“, denn bald schon fiel sie in die Hände der Sowjets, später der Polen. Schmidt wurde vom Besitzer zum Mieter degradiert, doch die Barkasse fuhr noch bis 1982, als Schmidt bereits nicht mehr lebte. 2009 wurde sie saniert und zum beliebten Veranstaltungsort der Bromberger umfunktioniert. Die „Lemara“ zählt neben den Speicherhäusern auf der Brahe, dem Bromberger Kanal, der Mühleninsel oder dem Bromberger Wasserturm zu insgesamt 15 Stationen der 2015 gegründeten Technikroute. All diese Sehenswürdigkeiten werden während des Industriefestes Veranstaltungsorte sein. Ergänzend wird vom 22. bis 24. Juni das Wasserindustriefest „Steuer auf Bromberg“ organisiert. Das Fest verbindet die Welten von Schiffern, Künstlern und Geschichtsfreunden.

Im Danziger Wald, dem höchstgelegenen Areal der Stadt, steht der 1900 durch Franz Marschall entworfene Wasserturm, der nebst der dazugehörenden Wasserwerkhalle ein Technikmuseum beherbergt. In diesem zylindrischen Bau befand sich ein Ausgleichsbehälter, der 90 Jahre lang den korrekten Wasserdruck im Netz hielt, damit das Wasser bei Verbrauchsspitzen auch alle Abnehmer problemlos erreichte. Von der Galerie des 45 Meter hohen neugotischen Backstein-Wasserturm hat man einen herrlichen Blick über die Stadt. Die Galerie war bis 2012 unzugänglich. Der Wasserturm beherbergt eine Ausstellung zur Geschichte der Bromberger Wasserwirtschaft. Dort werden Dokumente, Bilder, einstige Ausstattungselemente, Bäder und Toiletten sowie Fragmente von Holzrohren gezeigt, die Teil der ersten Wasserleitung aus dem 16. Jahrhundert waren.

Neben dem Wasserturm gehört auch die historische Pumphalle an der Danziger Str. 242 (ul. Gdanska) zum Museum. Dieses ist ein wichtiger Schwerpunkt beim Fest am 15. September. Ab 12 Uhr geht es mit den Veranstaltungen los. So können Interessierte in der 1865 gegründeten Holz-Werkzeugmaschinenfabrik historische Maschinen im Einsatz erleben. Im malerischen Viertel „Bromberger Venedig“ kann die 600-jährige Tradition der Braukunst des Bromberger Brauhauses erkundet werden, im „Exploseum“, das im ehemaligen Nitroglycerin-Werk der DAG-Fabrik Bromberg entstanden ist, wird man in die Rüstungsindustrie des Zweiten Weltkriegs zurückversetzt und im Museum des Bromberger Kanals, das sich in einem Wirtschaftsgebäude aus dem 19. Jahrhundert befindet, kann man Fotos, Ansichtskarten oder Uniformen von Matrosen und Binnenschiffern bewundern.