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20.04.18 / Neue Welterklärer

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 16-18 vom 20. April 2018

Neue Welterklärer
Wolfgang Kaufmann

Seit dem Tode des großen „Welterklärers“ Peter Scholl-Latour versucht so mancher Epigone, in seine Fußstapfen zu treten, allerdings meist nur mit mäßigem Erfolg. Das gilt auch für Andrea Böhm, welche früher für die „taz“ schrieb und seit 2013 als Nahost-Korrespondentin der „Zeit“ arbeitet. Die Journalistin will uns in ihrem Buch „Das Ende der westlichen Weltordnung“ davon überzeugen, dass nun „die große Verheißung des Westens verblasst, seine geopolitische und normative Macht schwindet“.

Zu diesem Zweck präsentiert Böhm ein Sammelsurium von Reportage-Vignetten, in denen sie vor allem die aktuellen Zustände in Somalia, einigen chinesischen Großstädten, Bagdad, Basra sowie dem Libanon schildert – das Ganze garniert mit Seitenhieben gegen den US-Präsidenten Trump und wirren Reflexionen über die angeblichen Privilegien der Weißen überall auf der Welt. Wonach dann noch die Prophezeiung folgt, dass die beschriebenen „Orte jenseits der westlichen Weltordnung“ dereinst „vielleicht unser aller Zukunft bestimmen werden“.

Warum das der Fall sein könnte, bleibt freilich Böhms Geheimnis. Denn aus ihren Schilderungen geht deutlich hervor, wie sehr die geschilderten Lokalitäten – außer denen in China – in politischer und wirtschaftlicher Rückständigkeit verharren, wofür nicht zuletzt der Islam Mitverantwortung trägt. Und das wirft natürlich die Frage auf: Wenn der Westen tatsächlich seine Strahlkraft beziehungsweise ökonomische Potenz verloren hätte und vor dem Scheitern stünde, wieso kommen dann immer noch so viele Immigranten aus gescheiterten Staaten wie eben Somalia und dem Irak hierher? Aber solcherart Überlegungen sucht man bei der politisch korrekten Kassandraruferin Böhm vergeblich.

Andrea Böhm: „Das Ende der westlichen Weltordnung. Eine Erkundung auf vier Kontinenten“, Pantheon Verlag, München 2017, broschiert, 272 Seiten, 17 Euro