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20.04.18 / Der satirische Wochenrückblick mit Hans Heckel / Idioten-Staat / Wie der Sand ins Getriebe kam, warum wir keine Zeit verlieren dürfen, und warum die Schulen Deppen produzieren sollen

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 16-18 vom 20. April 2018

Der satirische Wochenrückblick mit Hans Heckel
Idioten-Staat / Wie der Sand ins Getriebe kam, warum wir keine Zeit verlieren dürfen, und warum die Schulen Deppen produzieren sollen

Früher war alles viel einfacher. Wenn vor zehn, 20 oder 30 Jahren die EU mehr Geld von den deutschen Steuerzahlern wollte, musste sie den Wunsch nur an Bonn oder später Berlin weiterreichen. Dort sagte die Regierung freundlich ja, fragte vielleicht: „Darf's noch etwas mehr sein?“, und der Bundestag nickte den Wunsch ohne Gegenstimmen artig ab. Fertig.

Mit den „Euro-Rettungsschirmen“ rieselte erstmals Sand in dieses geölte Getriebe. In der Union, noch viel stärker aber in der FDP regte sich Widerstand. Doch immerhin: Die Parteispitzen setzten sich durch. 

Für die Liberalen jedoch mit tödlichem Resultat: Bei der folgenden Bundestagswahl 2013 rannten so viele FDP-Wähler zur damals blutjungen AfD, dass die Freidemokraten aus dem Parlament flogen. 

Das hat gesessen. Als der französische Präsident Emmanuel Macron vor knapp einem Jahr seinen nächsten großen Fischzug in deutschen Finanzgewässern ankündigte, blieb die FDP ziemlich reserviert. Kurz darauf kehrte sie mit Trara in den Bundestag zurück, in dem nunmehr die Union kräftig Haare ließ und wo überdies die AfD aus dem Stand die Oppositionsführung übernahm.

Das ist jetzt die Lage, mit der man erst mal klarkommen muss. Alles scheint durcheinander zu geraten. 

Macron will einen europäischen Finanzminister mit eigenem Etat und einen Europäischen Währungsfonds. Weiter auf der Wunschliste der von Paris angeführten EU-Südländer stehen die Bankenunion, die Schuldenunion und insbesondere eine gemeinsame Einlagensicherung, mit der deutsche Sparer italienischen Pleitebanken aus der Patsche helfen sollen.

Wenn die Groko dem so einfach zustimmt, wie sie es früher getan hätte, würden AfD und FDP davon kräftig profitieren. Daher geht man etwas geschickter zu Werke. Die CDU/CSU-Faktion will auf die Bremse treten, sagt sie. Grünen-Chefin Annalena Baerbock sieht deshalb die „europäische Solidarität“ aufs Schafott gelegt, ebenso wie der CDU-Europapolitiker Elmar Brok und sein Parteifreund und EU-Kommissar Günther Oettinger („nicht hinnehmbar“). Selbst in der SPD haben sie ihre Plätze für das Schauspiel eingenommen: Andrea Nahles steht zu Macron, der neue Finanzminister Olaf Scholz gibt dagegen den Bedenkenträger, was der skeptische Wähler als Verteidigung deutscher Interessen wahrnehmen und belohnen soll. Angela Merkel sagt zu dem Theater wie immer erst einmal gar nichts.

Aus der Ferne sieht das alles tatsächlich aus wie echter Streit. Genau das soll es auch, damit kein Wähler der Groko-Parteien einen Verrat seiner Interessen als deutscher Steuerzahler und Sparer wittert und zur Opposition abwandert.

Wer näher rangeht, erkennt jedoch ein aufschlussreiches Detail: Die Kritiker innerhalb der Groko fordern bloß, man möge Macrons Appetit, also die Umsetzung der Pariser Vorschläge, lediglich bremsen. Von einem schlichten „Nein“ ist nicht die Rede.

Mit anderen Worten: Die „Kritiker“ wollen das Unverdauliche in kleine Häppchen verpacken und Stück für Stück zum deutschen Munde führen. Dann kratzt es nicht so arg im Hals und die Germanen schlucken es schon herunter. Das Ergebnis ist am Schluss dasselbe.

Geht doch! Worüber regen sich Brok, Baerbock und Co. denn so auf? Es ist das Zeitproblem: Womöglich haben wir nämlich gar nicht mehr so viel Zeit übrig, um uns die Häppchen-Methode leisten zu können.

Italiens Banken wanken bedenklich. Etwa die „Monte dei  Paschi“. Die soll übern Daumen 50 Milliarden Euro an Leute verliehen haben, deren Namen angeblich keiner kennt. Das Geld sei faktisch weg, heißt es. Irgendwann könnte der Punkt erreicht sein, an dem die Weiterverschleppung des Konkurses nicht mehr funktioniert. Andere Italo-Banken sollen ebenfalls viel zu tief im Schuldenmorast stecken, sind faktisch am Ende. Wenn’s kracht,  was täglich passieren kann, muss irgendeiner den ganzen Mist bezahlen. Und was drückt Macron? Der will große Reformen machen, hat aber das Geld nicht, um sie so auszupolstern, dass ihm sein Volk nicht aufs Dach steigt. Auch der benötigt also dringend Geld. 

Das alles duldet keinen Aufschub. Oettinger und Brok wissen das, sie sitzen ja in Brüssel und blicken besorgt auf die schweißbenetzte Stirn ihrer italischen Kollegen. 

Und die beiden sind ja Deutsche, was einen bedeutenden Unterschied macht. Wenn ein italienischer Politiker zur EU geht, handelt er dort als Italiener, der für Italien aus der EU so viel rausholen will, wie er kann. Wenn ein deutscher Politiker nach Brüssel geht, handelt er dort als „Europäer“, der für die EU aus Deutschland so viel rausholen will, wie er kann.

Sobald die italienischen Pleitebanken einbrechen, müssten sie nach derzeitigem Stand von Rom oder ihren italienischen Anteils­eignern „gerettet“ werden. Was gäbe das für einen Skandal! Für einen Aufruhr! Nützt nur den Populisten. Da wäre es doch viel „europäischer“ und viel „solidarischer“, man griffe sich die Kohle aus dem Einlagensicherungsfonds der stocksoliden deutschen Sparkassen, finden Sie nicht?

Europa ruht schließlich auf fe­sten Idealen, unter denen eine bewährte sozialistische Regel ganz oben steht, die da lautet: Es wird solange umverteilt, bis alle gleich arm sind, die Faulen wie die Fleißigen, die Sparsamen wie die Prasser (Reich werden dabei nur diejenigen, die sich tiefe Zweigkanäle an den Umverteilungsstrom graben konnten wie die ominösen Schuldner der „Monte“-Bank. Geld ist eben nie „weg“, es hat nur ein anderer).

Damit das solidarische Europa von Dauer ist, müssen kommende Generationen von Anfang an nach dem sozialistischen Gleichheitsideal erzogen werden. Daran arbeitet die Politik mit großer Zähigkeit und räumt alle Hindernisse aus dem Weg. Ein solches Hindernis ist die Leiterin eines Bremer Gymnasiums. Die Frau klagt dagegen, dass künftig auch geistig behinderte Kinder von ihrer Schule in Regelklassen aufgenommen werden müssen („Inklusion“). Es sei denn, sie bekomme genug Personal und Ressourcen, um die Sonderbetreuung der Behinderten sicherzustellen. Sonst müssten alle Kinder leiden, die Behinderten wie die Normalen.

Weil das Land Bremen nicht daran denkt, die Bedingungen der Schulleiterin zu erfüllen, hat sie Klage eingereicht. Eine Frechheit, die aufdeckt, dass die Pädagogin nichts begriffen hat – oder aus reiner Bosheit handelt.

Die Kinder? Um die geht es doch gar nicht! Ziel ist es, das Gymnasium an sich plattzumachen, damit endlich nur noch Einheitsschulen übrigbleiben. Zudem gilt es, das Bildungsniveau auf ein für die Politik handhabbares Maß zu senken. Menschen, die mit Mathe-Kenntnissen oberhalb von Milchmädchenniveau infiziert wurden, neigen unter anderem zu unstatthaften Zweifeln an sozialistischen Modellen.

Da ist es doch ein geschickter Schachzug, einer Klasse mit 19 gewöhnlichen Gymnasiasten ein Kontingent von fünf geistig behinderten, oder, wie es heute heißt, „verhaltensoriginellen“ Schülern zur Seite zu stellen. Der Unterricht wird sich grundlegend verändern. Normale Schüler und Lehrer werden so sehr damit beschäftigt sein, ihre „sozialen Kompetenzen“ zu verfeinern, dass zu ewiggestrigem „Faktenlernen“ kaum noch Zeit bleibt.

Schüler, die nach solcher Manier geformt sind, werden als Bürger ihrer weisen politischen Führung nie mehr auf den Wecker gehen. Sie kann man beispielsweise durch „Umverteilung“, Nullzins oder immer höhere Steuern bequem ausplündern. Sollten sie es merken, kann man ihnen getrost irgendeinen Blödsinn erzählen. Die durchschauen es eh nicht und haben von klein auf gelernt, dass Anpassung und allseitiges Wohlverhalten zählen und nicht etwa „Leistung“ oder „Wissen“. Für ihre Führer sind solche blassen Idioten ein wahres Geschenk.