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27.04.18 / »Ähnlichkeit mit einem Training« / Nicht nur Gorbatschow befürchtet, dass dem Angriff der Westmächte auf Syrien weitere folgen werden

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 17-18 vom 27. April 2018

»Ähnlichkeit mit einem Training«
Nicht nur Gorbatschow befürchtet, dass dem Angriff der Westmächte auf Syrien weitere folgen werden
Florian Stumfall

Michail Gorbatschow meinte zum Angriff der Westmächte auf Syrien: „Er hat große Ähnlichkeit mit einem Training, bevor wirklich zu schießen begonnen wird … Das ist inakzeptabel. Das wird nichts Gutes bringen.“ Der frühere Präsident der Sowjetunion steht mit seiner Einschätzung nicht allein. In der Tat ist zu erwarten, dass der jüngste Schlag gegen Syrien nicht der letzte gewesen sein wird. Doch wie verhält sich dann Russland?

Der militärische Erfolg des Angriffs der westlichen Alliierten USA, Großbritannien und Frankreich gegen Syrien hält sich in Grenzen. Von 103 Raketen und Marschflugkörpern schoss die syrische Luftabwehr 71 ab. Von den britischen Geschossen traf keines sein Ziel und eine Wirkung der französischen Attacken ist nicht festzustellen. Dafür hat der Angriff zu dem Entschluss Russlands geführt, den syrischen Verbündeten mit noch leistungsfähigeren Luftabwehr-Systemen auszurüsten, die beim nächsten Mal mehr als 70 Prozent des Angriffspotenzials neutralisieren würden.

Was die drei Mächte als Erfolg ausweisen, nämlich, dass die syrischen Giftgansanlagen zerstört worden sei, setzt voraus, dass es solche gegeben hat. Ein Beweis dafür liegt dafür ebenso wenig vor wie für einen Chloranschlag in Duma. Sonderbar mutet an, dass der Angriff einen Tag vor dem Eintreffen der Experten der Organisation für das Verbot chemischer Waffen erfolgte, welche die Umstände in Duma zu untersuchen haben. Sollte es die Absicht gewesen sein, eine solche Untersuchung zu verhindern, so ist auch dieses nicht erreicht worden. Denn ungeachtet des alliierten Angriffs scheinen sich die Experten nicht davon abhalten zu lassen, der Sache auf den Grund zu gehen.

Die Lage im Vorfeld des Angriffs erinnerte stark an jene im Jahr 2013. Damals besaß Syrien zweifelsfrei Chemiewaffen, und deren Anwendung wurde der Regierung von Baschar al-Assad wiederholt vorgeworfen. Die Stimmung schaukelte sich damals derart auf, dass eine US-Intervention förmlich absehbar schien. Doch da griff Russland ein und veranlasste Syrien, der Weltgemeinschaft den Zugriff auf die Chemiewaffen und deren Vernichtung zu erlauben. Dies geschah dann auch im darauffolgenden Jahr unter der Kontrolle der internationalen Gemeinschaft. Diese Verhinderung eines Krieges der USA gegen Syrien vor vier Jahren verzieh Washington Russlands Präsidenten Wladimir Putin nie.

Je kriegerischer sich die USA im Nahen und Mittleren Osten gebärden, umso mehr schwindet ihr Einfluss. Diese Entwicklung hat System. Denn die US-amerikanische Außenpolitik folgt, was ihr Instrumentarium angeht, einem ebenso klaren wie einfachen Muster: Washingtons Mittel anderen Ländern gegenüber sind Drohungen, Sanktionen und Krieg. Eine Tradition der Diplomatie, wie sie einst Benjamin Franklin beherrschte, gibt es nicht mehr. Das dürfte damit zusammenhängen, dass die USA immer noch glauben, sie hätten das Recht und die Macht, ihre Außenpolitik nach dem Prinzip von Befehl und Gehorsam auszurichten.

Von daher dürfte sich Washington kaum dadurch beeindrucken lassen, dass die Beweisführung gegen Assad mangelhaft ist. Angeführt wird neben manch anderen Unterlagen ähnlicher Art ein Bild, auf dem ein zerstörter Raum mit mehreren augenscheinlich toten menschliche Gestalten zu sehen sind. Dieses Bild gibt es gleich in zweifacher Ausführung. Einmal ist auf der Leiche im Vordergrund ein vorgeblich ebenfalls totes Wickelkind zu sehen, auf dem anderen nicht. Beweismittel dieser Art liefern hauptsächlich die Weißhelme, die oftmals auch als Propagandakompanie von al-Kaida bezeichnet werden.

Noch wurden die russischen Streitkräfte in Syrien nicht in den Überfall mit einbezogen. Man dürfte auch im Weißen Haus ahnen, dass andernfalls die Regie des Handelns übergehen würde in den Kreml.