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27.04.18 / Ein Pionier des Pionierwesens / Vor 350 Jahren starb mit Otto Christoph von Sparr der erste brandenburgische Generalfeldmarschall

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 17-18 vom 27. April 2018

Ein Pionier des Pionierwesens
Vor 350 Jahren starb mit Otto Christoph von Sparr der erste brandenburgische Generalfeldmarschall
Wolfgang Reith

Otto Christoph von Sparr war nicht nur ein Pionier des Genie- beziehungsweise Pionierwesens, sondern erwarb sich auch griße Verdienste beim Aufbau der Artillerie und des Festungswesens. Obwohl der Ausnahmesoldat als erster in Preußen zum Generalfeldmarschall ernannt wurde und nie in Ungnade fiel, war er am Ende mittellos.

Als Friedrich Wilhelm, der später als der Große Kurfürst in die Geschichte einging, 1640 die Regierung im Kurfürstentum Brandenburg und im Herzogtum Preußen übernahm, tobte noch der Dreißigjährige Krieg in Europa. Gleichwohl verfügte der Herrscher nur über eine Streitmacht von ein paar tausend unausgebildeten und disziplinlosen Landsknechten. Der Kurfürst erkannte schnell diese missliche Lage und ging schon bald daran, den Grundstein für ein stehendes Heer zu legen, das nach dem Vorbild Frankreichs zum Kennzeichen der absoluten Monarchien wurde, wie sie damals nach und nach überall auf dem Kontinent entstanden. Damit wurde ein Instrument geschaffen, mit dem man den Staat zusammenhalten konnte, dessen Territorium ja einen Flickenteppich zwischen dem Rheinland und Ostpreußen – „Von der Maas bis an die Memel“ – darstellte.

Zunächst entledigte sich der Kurfürst aller unfähigen Elemente seiner Söldnertruppe, die so auf 2500 Mann zusammenschrumpfte, die dann den Kern des neuen stehenden Heeres bildeten. Bis zum Ende des Dreißigjährigen Krieges war diese Armee bereits auf 8000 Mann angewachsen. Zwar reduzierte man die Zahl danach wieder, doch bereits wenige Jahre später kam es zu Waffengängen gegen Polen und Schweden, in deren Verlauf das Heer erneut aufgestockt wurde. Betrug seine Stärke 1655 noch 8500 Mann, lag sie schon im Jahr darauf bei 22000 und 1660 gar bei 27000 Mann. Der Zeitraum zwischen 1655 und 1660 kann als die Geburtsstunde der brandenburgisch-preußischen Armee bezeichnet werden, in der sich die Grundlagen ihrer Organisationsstruktur herausbildeten. Maßgebliche Unterstützung erfuhr der Kurfürst dabei durch zwei Männer, die ausreichende fachliche Erfahrungen mitbrachten, nämlich die Freiherren Otto Christoph von Sparr und Georg von Derfflinger. Ersterer erwarb sich vor allem Verdienste um den Aufbau der Artillerie, des Festungswesens und des Genie- beziehungsweise Pionierwesens. Der andere gilt als Schöpfer der Kavallerie. Damit wurden beide zu Mitbegründern des modernen Heerwesens. Sparr war dann auch der erste, dem der Kurfürst den Titel eines Generalfeldmarschalls verlieh, und Derfflinger bekleidete später diesen höchsten militärischen Dienstgrad.

Geboren wurde Sparr am 13. November 1599 in Prenden bei Bernau, nach einer anderen Quelle erst 1605 in Lichterfelde bei Eberswalde. Und genauso unbestimmt wie sein Geburtsdatum, so wenig ist auch über seine ersten Lebensjahre bekannt. Erst 1632 taucht sein Name im Zusammenhang mit den Schlachten von Nürnberg und Lützen auf, an denen er als Offizier des kaiserlichen Heeres teilnahm. 1637 ist er dann Oberst, ein Jahr später Feldzeugmeister und 1644 Generalwachtmeister der Reichstruppen. 1649 wird er erstmals in der brandenburgischen Rangliste geführt und zwar als „Kriegsrat, Gouverneur zu Colberg und Oberkommandant aller, sowohl in Hinterpommern als in den Stiften Halberstadt, Minden, der Grafschaft Mark und Ravensberg belegenen Plätze und Festungen“ sowie als Oberst eines Fußregiments. Sein tatsächlicher Übertritt in brandenburgische Dienste erfolgte jedoch erst Ende 1650. Schon im Jahr zuvor war Sparr brandenburgischer Generalmajor geworden, 1651 avancierte er zum Generalfeldzeugmeister, und am 8. April 1655 betraute der Kurfürst ihn mit dem „Oberkommando über alle Truppen in den hohenzollernschen Landen“ („Capo der Armee“).

Am 28. Juli 1656 bewährten sich die jungen brandenburgischen Streitkräfte erfolgreich in ihrer ersten großen Schlacht bei Warschau, wo sie gemeinsam mit den Schweden die Polen besiegten. Dies machte das stehende Heer des Großen Kurfürsten in ganz Europa berühmt, und naheliegenderweise war auch Sparrs Name damit verbunden, dem schließlich am 26. Juni 1657 die Würde eines Generalfeldmarschalls verliehen wurde. Das bedeutete die Krönung seiner Laufbahn. Zwar blieb der Kurfürst im Krieg Oberster Befehlshaber, doch in Friedenszeiten übte Sparr hinfort an dessen Stelle nominell den Oberbefehl über alle Truppen und in allen militärischen Angelegenheiten aus „wegen seiner guten Qualitäten und Kriegsexperientz Ihm zu seiner Ergötzlichkeit“, wie es im Ernennungsschreiben hieß. Als oberste militärische Zentralstelle für Frieden und Krieg entstand das sogenannte „Generalfeldmarschallamt“ mit einem „Kommandierenden Generalfeldmarschall“ an der Spitze, dem zwei oder drei Generaladjutanten zur Seite standen – die Keimzelle des späteren Generalstabs des Heeres.

In den Jahren 1663/64 tat sich Sparr als Führer eines brandenburgischen Hilfskorps im Kampf gegen die Türken hervor. Der Kaiser ehrte ihn dadurch, dass er ihn auch zum Feldmarschall des Reiches ernannte und ihn in den Reichsgrafenstand erhob. Das letzte Mal, dass Sparrs militärische Fähigkeiten gefordert wurden, war 1666, als sich die Stadt Magdeburg der brandenburgischen Herrschaft widersetzen wollte. Nachdem Verhandlungen erfolglos geblieben waren, befahl der Kurfürst seinem Generalfeldmarschall, die Stadt mit Waffengewalt „an ihre Pflicht zu erinnern“. Magdeburg fügte sich schließlich bedingungslos.

Am 9. Mai 1668 starb der erste brandenburgische Generalfeldmarschall unverheiratet auf seinem Schloss in Prenden. Drei Tage später wurde sein Leichnam in der Gruft der Berliner Marienkirche beigesetzt, wo noch heute ein Epitaph an ihn erinnert. Zum Leitmotiv seines Handelns hatte er schon frühzeitig den Grundsatz „Erst wägen, dann wagen!“ auserkoren, dem er bis zuletzt treu blieb. Obwohl ihm höchste militärische Ehren zuteilwurden, war Sparr am Ende seines Lebens doch so mittellos, dass nicht einmal mehr Geld vorhanden war, um die Begräbnisgebühren für den Pfarrer zu begleichen, denn mit all seinem Vermögen hatte er stets die Armen seiner engeren Heimat bedacht.