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27.04.18 / Vaterlosigkeit: Die verkannte Gefahr / Jungen ohne Väter haben es deutlich schwerer – mit Folgen für die ganze Gesellschaft

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 17-18 vom 27. April 2018

Vaterlosigkeit: Die verkannte Gefahr
Jungen ohne Väter haben es deutlich schwerer – mit Folgen für die ganze Gesellschaft
Wolfgang Kaufmann

Der Vater als männliche Identifikationsfigur kann durch niemanden wirklich ersetzt werden. Trotzdem erklärt der Feminismus ihn zur Persona non grata. So schrieb die englische Erfolgsautorin Maureen Green zynisch: „Ein toter Vater ist Rück­sicht in höchster Vollendung.“ Väter sollen maximal noch alimentarische Funktionen erfüllen – ansonsten gilt er als toxischer Faktor in der Erziehung. In Deutschland wächst jedes fünfte Kind ohne Vater auf, Tag für Tag kommen 500 neue minderjährige Trennungsopfer hinzu, wie Professor Matthias Franz vom Institut für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf schätzt.

Dabei sind die Folgen der Entwicklung für Mädchen deutlich weniger gravierend als für Jungen, denn sie treffen vor und während der Schulzeit auf unzählige Vertreterinnen des eigenen Geschlechts und damit auch auf jede Menge Verständnis für ihre Befindlichkeiten. Doch an wem soll sich ein Junge orientieren, wenn der Vater fehlt und das soziale Umfeld von Frauen dominiert wird, welche sich nur begrenzt in ihn hineinversetzen können?

Die Konsequenz aus dieser fatalen Situation ist ein fragiles Selbstwertgefühl, denn wer überwiegend weibliche Bezugspersonen hat, neigt schnell dazu, die eigenen maskulinen Eigenschaften, Normen und Werte als irgendwie „unangemessen“ zu empfinden. Dadurch entsteht unter anderem die depressive Grundstimmung, wie sie sich symptomatisch im Werk des vaterlos aufgewachsenen existentialistischen Schriftstellers Jean-Paul Sartre zeigt. Oder es kommt zu gesteigerter Aufsässigkeit und Aggressivität, da es niemanden gibt, der die narzisstischen Größenphantasien des heranwachsenden Jungen wirksam beschneiden kann. Außerdem kann die maskuline Überkompensation in weiblich geprägten Umwelten, die keine Maßstäbe für eine gesunde Männlichkeit bieten, zur Annahme falscher Vorbilder führen.

All dies hat nach Erkenntnissen von Experten wie der Hannoveraner Jugendrichterin Elisabeth Schröder-Jenner, dem Soziologen Robert Schlack vom Robert-Koch-Institut Berlin und dem Frankfurter Psychoanalytiker Frank Dammasch vielfältige Konsequenzen: Jungen, die ohne Vater aufwachsen, sind besonders oft übergewichtig und neigen zu einem exzessiven Fernseh- und Internetkonsum sowie zur Spielsucht. Ebenso leiden sie dreimal häufiger als Kinder aus intakten Familien an Schlafstörungen. Dazu rauchen die vaterlosen Jungen doppelt so häufig wie andere und die Gefahr, dass sie Drogen verfallen, ist sogar zehnmal so hoch.

Daraus resultiert auch das fünffach häufigere Vorkommen von Suchterkrankungen mit tödlichem Ausgang. Um ein Mehrfaches höher liegt das Risiko, infolge von Straftaten oder Unfällen zu versterben. Desweiteren begehen die Jungen ohne Vater fünf Mal häufiger Suizid als der Durchschnitt der Bevölkerung. Und dann wäre da noch die Tendenz zum Schulversagen sowie antisozialen und kriminellen Verhaltensweisen: Jungen, die bei einer alleinerziehenden Mutter aufwachsen, zeigen doppelt so oft sozial-emotionale Störungen, brechen neunmal häufiger die Schule ab, landen zehnmal öfter auf der Straße und die Wahrscheinlichkeit, dass sie ins Gefängnis kommen, liegt sogar um den Faktor 20 höher! 

Besonders verbreitete Delikte sind dabei Vergewaltigungen, welche sie 14 Mal häufiger begehen als ihre Geschlechtsgenossen aus Familien mit Vater. Ebenso stellen die nur von der Mutter erzogenen Jungen einen erheblichen Teil der Amokläufer sowie drei Viertel aller jugendlichen Mörder, Räuber und Einbrecher.

Aufgrund dessen versucht die Politik seit geraumer Zeit gegenzusteuern, damit Väter wieder stärker im Leben ihrer Söhne präsent sein können – etwa durch zaghafte Änderungen im Umgangsrecht sowie Modelle, die eine bezahlte Freistellung von der Arbeit zwecks Kindererziehung ermöglichen. Das ist jedoch nur der Tropfen auf den heißen Stein und kommt reichlich spät. Denn zahlreiche junge Männer wollen inzwischen nicht mehr Vater werden. So stellte ein Gastautor in der „Süddeutschen Zeitung“ die provokante Frage: „Warum sollte ein Mann heute das Risiko einer dauerhaften Beziehung oder gar Ehe eingehen?“ Um dann „bei der ersten Gelegenheit entsorgt“ zu werden „und als Unterhaltssklave zu enden, der seine … Kinder nur sehen darf, wenn sie es ihm erlaubt?“ Vielen, meinte der Verfasser des Beitrages mit dem Pseudonym „Orangenfarmer“, reiche es vollkommen aus, „in Schule und Beruf benachteiligt und vom feministischen Mainstream in Kunst, Kultur und Medien als Witzfigur, Hassobjekt und Quelle allen Übels verteufelt zu werden.“

Hierdurch bleibt die zunehmend vaterlose Gesellschaft mit ihren Risiken und Nebenwirkungen fortbestehen. Was Feministinnen, die ein Mutterglück ohne „störende“ Männer anstreben, aber keine schlaflosen Nächte bereitet. Natürlich nur, bis dann eines Tages die Polizei mit schockierenden Nachrichten vor der Tür steht …