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27.04.18 / Museumsstücke / Aus dem ostpreußischen Landesmuseum: Portraitbüste »Arno Surminski« von Manfred Sihle-Wissel und Portraitbüste von Herzogin Dorothea von Preußen

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 17-18 vom 27. April 2018

Museumsstücke
Aus dem ostpreußischen Landesmuseum: Portraitbüste »Arno Surminski« von Manfred Sihle-Wissel und Portraitbüste von Herzogin Dorothea von Preußen

Das Ostpreußische Landesmuseum ist das einzige Museum in Deutschland, das die reiche Kultur und Geschichte der ehemaligen deutschen Provinz Ostpreußen in Gänze thematisiert.

Aufgabe des Museums ist die Bewahrung und Erforschung der Geschichte und Kultur Ostpreußens sowie die museumsgemäße Darstellung seiner vielgestaltigen Jahrhunderte währenden Realität. Zukünftig werden wir in einer eigenen Abteilung auch die Kulturgeschichte der sogenannten Deutschbalten thematisieren, welche als deutschsprachige Minderheit im heutigen Estland und Lettland lebten. Der genaue Auftrag ergibt sich auf Grundlage des Paragrafen 96 des Bundesvertriebenengesetzes und der Satzung der Ostpreußischen Kulturstiftung.

Die museale Arbeit geschieht in Zusammenarbeit mit polnischen, russischen und litauischen Museen und Kulturinstitutionen, die heute im ehemaligen Ostpreußen tätig sind sowie entsprechenden Partnern in Estland und Lettland für die deutschbaltische Abteilung.

Die Dauerausstellung des Museums wird erweitert und ist daher derzeit geschlossen. Die Wiedereröffnung erfolgt am 26. August 2018. Bis dahin werden in der PAZ besondere Objekte aus dem Bestand des Museums vorgestellt.


Portraitbüste „Arno Surminski“ von Manfred Sihle-Wissel

Bei seinem letzten Besuch im Ostpreußischen Landesmuseum brachte Arno Surminski dieses Objekt der Woche mit: Seine Portraitbüste, die der deutschbaltische Bildhauer Manfred Sihle-Wissel von ihm anfertigte.

Der 1934 in Tallinn/Reval (Estland) geborene Bildhauer erlitt mit seiner Familie die für die deutschbaltische Bevölkerungsgruppe in den baltischen Staaten Estland und Lettland typische Umsiedlung 1939 ins Wartheland, anschließend die Flucht 1945, die ihn nach Hamburg brachte. Von 1954 bis 1959 studierte er an der dortigen Kunstgewerbeschule Bildhauerei bei Edwin Scharff und Hans Martin Ruwoldt. Er lebt seit 1981 in Brammer bei Rendsburg und arbeitet als freier Künstler. Neben vielen anderen Portraitbüsten schuf er auch die Bildnisse etwa von Helmut Schmidt, Marion Gräfin Dönhoff, Siegfried Lenz und Walter Kempowski.

Der 1934 in Ostpreußen geborene Schriftsteller Arno Surminski behandelt in seinen literarischen Werken vornehmlich Themen, die mit dem Schicksal von Menschen aus dem historischen Ostpreußen und den Geschicken des Landes selbst verbunden sind. Seit vielen Jahren ist er mit Veranstaltungen Gast im Ostpreußischen Landesmuseum, das ihm 2014 auch eine Ausstellung anlässlich seines 80. Geburtstags widmete. In der neuen Dauerausstellung des Museums wird er unter den Literaten vertreten sein durch die Portraitbüste aus Bronze, die der Künstler im Jahre 2007 von ihm schuf.


Portraitbüste von Herzogin Dorothea von Preußen (1504-1547)

Bei dieser Portraitbüste handelt es sich um eine Gipskopie, die 1960 vom Original in Kopenhagen aus dem Jahr 1572 abgenommen wurde. 

Dorothea war als Gattin des Hohenzollern Albrecht von Brandenburg-Ansbach die erste Herzogin Preußens. Im Jahre 1525 hatte Albrecht als der letzte Hochmeister des Deutschen Ordens in Preußen das Ordensgebiet säkularisiert. Aus der Hand seines Onkels, des polnischen Königs Sigismund I., erhielt er das Land zu einem erblichen Lehen, das zugleich das erste protestantische Land weltweit wurde.

Zuvor hatte sich Albrecht intensiv mit Martin Luther beraten. Der Wittenberger hatte schon 1524 eine an die Ordensritter in Preußen gerichtete Polemik drucken lassen: „An die herren Deutschs Ordens das sy falsche keuschhait meyden und zur rechten Eelichen keuschhait greyffen, Ermanu[n]g“.

Albrecht, ganz Renaissancefürst, kam das für seine Dynastieplanung natürlich entgegen. Schon ein Jahr später heiratete er, der als Ordensmann einst Keuschheit und Ehelosigkeit gelobt hatte, die dänische Prinzessin Dorothea, Tochter von Friedrich I., König von Dänemark und Norwegen. Infolgedessen waren die weiteren Beziehungen Preußens zu Dänemark ausgezeichnet, wo später Dorotheas Bruder als Christian II. regierte.

Wie ihr Mann war Dorothea eine fromme Lutheranerin und unterstützte ihn bei der Gründung der Königsberger Universität, der nach Marburg zweiten protestantischen Universität und neben Krakau lange die östlichste in Europa. Die Ehe war glück­lich, allerdings überlebte von den sechs gemeinsamen Kindern nur die älteste Tochter Anna Sophie die ersten Monate.

Ihr nach dem frühen Tod geschaffenes Epitaph mit der hier gezeigten Büste war ein 1572 vollendetes Werk des Antwerpener Bildhauers Cornelis Floris (1514 bis 1575), das an der Nordseite im Chor des Königsberger Doms hing. Die Betende wurde möglicherweise nach ihrer Totenmaske modelliert. Die Tafel ging 1945 verloren, nur die Büste ist heute im Puschkin-Museum in Moskau zu besichtigen. Eine Zweitausführung der Büste gibt es im Kopenhagener Schloss Rosenborg, von der diese Kopie stammt. 

Nach dem Tod Dorotheas heiratete Albrecht ein zweites Mal und bekam zwei weitere Kinder, darunter seinen Nachfolger Albrecht Friedrich (1553 bis 1618).

Albrecht starb vor 450 Jahren, am 20. März 1568, im 78. Lebensjahr auf der Burg Tapiau an der Pest, 16 Stunden nach ihm auch seine zweite Gemahlin, Anna Maria von Braunschweig. Später wird die herzogliche Herrschaft auf die brandenburgischen Hohenzollern übertragen werden. Die Treuepflicht und Abhängigkeit von Polen wird etwa 100 Jahre später Kurfürst Friedrich Wilhelm, der „Große Kurfürst“, lösen und damit die Grundlage für die preußische Königskrönung durch Friedrich III./I. am 18. Januar 1701 in Königsberg schaffen.OL

Ostpreußisches Landesmuseum in Lüneburg, Heiligengeiststraße 38, 21335 Lüneburg, Tel. +49 (0) 4131 75995-0, Fax +49 (0) 4131 75995-11, Email: info@ol-lg.de, die Sonderausstellungen und das Brauereimuseum sind über das neue Eingangsfoyer in der Heiligengeistraße 38 zugänglich, eingeschränkte Öffnungszeiten: Dienstag bis Sonntag 12.00 bis 17.00 Uhr.