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04.05.18 / Der Gewaltprediger Karl Marx / Der Trierer war ein totalitärer Denker mit falschem Menschenbild

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 18-18 vom 04. Mai 2018

Der Gewaltprediger Karl Marx
Der Trierer war ein totalitärer Denker mit falschem Menschenbild
Michael Leh

Schon Karl Marx’ „Kommunistisches Manifest“ von 1848 proklamiert Gewalt als notwendig zum Umsturz der gesellschaftlichen Verhältnisse. „Despotische Eingriffe“ in das Eigentumsrecht seien ebenso nötig wie die „Konfiskation des Eigentums aller Emigranten und Rebellen“. Auch wird „gleicher Arbeitszwang für alle“ gefordert. Und ganz eindeutig heißt es: „Die Kommunisten … erklären es offen, dass ihre Zwecke nur erreicht werden können durch den gewaltsamen Umsturz aller bisherigen Gesellschaftsordnung.“ 

Wenn Marx die „Diktatur des Proletariats“ propagierte, war das nicht nur metaphorisch gemeint. „Jeder provisorische Staatszustand nach einer Revolution erfordert eine Diktatur, und zwar eine energische Diktatur“, erklärte er auch. Oder: „Die Waffe der Kritik kann allerdings die Kritik der Waffen nicht ersetzen, die materielle Gewalt muss gestürzt werden durch materielle Gewalt, allein auch die Theorie wird zur materiellen Gewalt, sobald sie die Massen ergreift.“ 

Dass Marx Gewalt predigte und sein Theoriegebäude Gewaltanwendung implizierte, wird heute gern von Apologeten in Abrede gestellt oder vernebelt. So meinte etwa der Historiker Gerd Koenen – ein früheres Mitglied des Kommunistischen Bundes Westdeutschland (KBW) –, hier Marx einen Persilschein ausstellen zu können. Auf einer Tagung der Stasi-Gedenkstätte Berlin-Hohenschönhausen über „Kommunismus und Gewalt“ erklärte er, dass am „Marxismus niemand gestorben“ sei. Denn, so Koenen, „Gewalt tun nur lebende Menschen anderen Menschen an“. Marx starb ja schon 1883. Doch wie sehr aus Gedanken, Worten und Ideologien Taten folgen können, verkennt Koenen dabei.

Die Passauer Politikwissenschaftlerin Barbara Zehnpfennig dagegen erklärte auf derselben Tagung luzide, warum sich alle späteren kommunistischen Diktaturen zu Recht auf Marx und seine Theorien beriefen. Sie hob das „ganzheitliche Welterklärungsmodell“ und die „absolute Heilserwartung“ bereits für das Diesseits hervor. So etwas sei mit früheren politischen Systemen nicht verbunden gewesen. Dies habe auch die „absolute Dichotomie zwischen Freund und Feind“ zur Folge gehabt – hier eine Klasse, von der das Heil ausgehe, dort eine zu beseitigende.

Marx gehe von einem quasi automatisch ablaufenden Geschichtsprozess aus. Alles spiele sich gewissermaßen „hinter dem Rücken der Menschen ab“, sei das Ergebnis der Produktionsverhältnisse, „insofern kann im Grunde niemand etwas dafür“. Trotzdem verwende Marx für die angeblichen Profiteure des Klassenkampfes ein „moralisch hoch aufgeladenes Vokabular“. Er spreche von der Habsucht, Gemeinheit und Niedertracht der Kapitalisten und verheiße, dass sie nach der Revolution die Diktatur des Proletariats zu spüren bekämen, bis es sie als Klasse nicht mehr gäbe. „Das Böse in der Geschichte, das eigentlich in den falschen Verhältnissen liegen soll, wird also doch mit einer Gruppe von Menschen identifiziert“, erklärte Zehnpfennig. Und: „Dass die neue, die kommunistische Gesellschaft der Bluttaufe durch die Revolution bedarf, da lässt Marx keinen Zweifel. Es gibt eine Textstelle, wo er in Bezug auf die kommende Revolution von der Guillotine schwärmt, die den Takt zu der von den Rebellen gesungenen Marseillaise schlagen wird.“

Die Politologin unterstrich: „Gewalt liegt in der Logik des Marx-schen Ansatzes. Niemand wird sich freiwillig sein Eigentum, sein bisheriges gesellschaftliches Sein, sein Existenzrecht nehmen lassen. Eine ganze Klasse als Träger des Bösen zu denunzieren, legitimiert Gewalt und provoziert Widerstand.“ Marx beanspruche, „die ganze Welt“ zu erklären. „Die Gewaltsamkeit, mit der hier alles, was bisher geschah, auf die Eigentumsverhältnisse reduziert wird, trifft auch den Menschen“, so Zehnpfennig. 

Marxens Menschenbild sei „sträflich reduziert“, seine Theorie „im Grunde menschenfeindlich“. Sie nehme dem Menschen „sein Eigentliches, sein Inneres, sein geistiges Sein, sein Gewissen, und reduziert alles auf die Erscheinungsweisen der ökonomischen Verhältnisse“. Das Bewusstsein der Menschen bilde bloß ab, „was ökonomisch geschieht“. Doch könne es keine geistige Freiheit geben, wenn der Geist „nichts Selbstständiges ist, sondern nur der Nachhall der Materie“. Marx habe denn auch für den Kommunismus verheißen, dass es nur noch eine Form der Wissenschaft geben dürfe, „die materialistische. Das heißt, jedes andere Denken wird von vornherein ausgeschlossen“. 

Freiheit bedeutet bei Marx nicht die Freiheit des Individuums. Dieses habe bei ihm nur als Teil der Gesellschaft Existenzberechtigung, „und zwar in einer Gesellschaft, die alle Unterschiede getilgt hat“. 

Freiheitssichernde Gewaltenteilung ist für Marx irrelevant. Der Philosophieprofessor Volker Gerhardt schrieb in seinem Beitrag „Das ist doch Murx“: „Das schlimmste Versagen des Marxismus aber besteht darin, dass er die Erbschaft des 18. Jahrhundert ausgeschlagen und den in der amerikanischen und französischen Revolution errungenen parlamentarischen Kon­sti­tu­tio­na­lis­mus als bürgerliche Ideologie verworfen hat.“