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04.05.18 / Alltag im All / Alexander Gerst fliegt zur ISS – Erster deutscher Kommandeur

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 18-18 vom 04. Mai 2018

Alltag im All
Alexander Gerst fliegt zur ISS – Erster deutscher Kommandeur
Siegfried Schmidtke

Das Weltall kennt Alexander Gerst bald wie seine We­stentasche. 2014 hielt er sich ein halbes Jahr dort auf. In sechs Wochen soll er im Rahmen der Mission „Horizons“ erneut die Erde umkreisen. Im Astronautenzentrum der europäischen Raumfahrtagentur ESA in Köln-Porz schilderte er jetzt die Aufgaben und Pläne für seinen Alltag im All.

Am 6. Juni wird „Astro-Alex“, wie der 41-jährige in Künzelsau in Baden-Württemberg geborene Astrophysiker seit seinen ersten Aufenthalt in der internationalen Raumstation ISS genannt wird, vom Weltraumbahnhof Baikonur mit einer russischen Sojus-Rakete zusammen mit der US-Astronautin Serena Auñón-Chancellor und dem russischen Kosmonauten Sergej Prokopjew zu seinem zweiten Weltraumaufenthalt starten. 

Der kahlköpfige Gerst trug bei seinem Auftritt einen blauen Overall und wirkte darin wie ein Techniker, der sein Handwerk voll beherrscht. „Mir geht’s bestens“, teilte er freimütig mit, „je näher der Abflug rückt, desto weniger kann noch schiefgehen oder dazwischenkommen.“ Einige Übungen und Examen müsse er noch vor dem Abflug im russischen Trainingszentrum absolvieren. Vor seiner ersten Mission war er viel aufgeregter und auch unsicherer. Als erfahrener Astronaut kann er aber nun behaupten: „Jetzt weiß ich, ich kann’s.“ 

Das wissen auch die ESA-Experten und haben Astro-Alex deshalb zum „Commander“ der Raumstation bestimmt. Ab August wird Gerst als erster deutscher Astronaut das Kommando in der ISS-Kapsel übernehmen.

Geplant sind in den sechs Monaten Weltraum-Aufenthalt rund 300 Experimente, die auf der Erde „für kein Geld der Welt“ durchzuführen seien. Etwa das Verhalten von Pulver und Granulat in der Schwerelosigkeit oder die Funktionsweise der Lungen im luftleeren Raum. 

Natürlich durften die Fragen nach den Souvenirs von der Erde nicht fehlen. Was Gerst denn ins All mitnimmt? Ein Stück Berliner Mauer? – Ja; oder vom Kölner Dom? – Nein, diesmal nicht; ein Mainzelmännchen? – Ja; die Maus und den Elefanten aus der Kinderserie „Sendung mit der Maus“? – Ja; und ein WM-Trikot? Im Juni, während Gersts Aufenthalts im Weltraum, läuft in Russland die Fußball-Weltmeisterschaft. Antwort des Astronauten: „Wir schauen mal.“

Die irdischen, sehr politischen  Schwierigkeiten der westlichen Welt mit Russland spielen im All keine Rolle. „Auf unserer Ebene arbeiten wir alle sehr, sehr gut zusammen, da gibt es überhaupt keine Probleme.“ Gerst betonte die völkerverbindende Funktion der Weltraumfahrt: „Die ISS bringt Menschen und Staaten zusammen, sie ist ein Stabilitätsfaktor in diesen politisch unruhigen Zeiten“.