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11.05.18 / Zunehmende Vermüllung / Insbesondere Deutschlands Großstädte leiden unter dem Problem

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 19-18 vom 11. Mai 2018

Zunehmende Vermüllung
Insbesondere Deutschlands Großstädte leiden unter dem Problem

Deutschland gilt seit Jahrzehnten als Vorreiter im Umgang mit Abfällen. Nichtsdestoweniger bereitet eine zunehmende Wegwerfmentalität den Städten Probleme. Viele Großstädte kämpfen mit immer mehr Abfall durch Einweggrills und Einwegverpackungen auf Plätzen und Straßen sowie in Parks.

Wissenschaftler an der Humboldt-Universität in Berlin erforschen das Müll-Problem schon seit 14 Jahren. Sie nennen es „Littering“, also das absichtliche oder achtlose Verschmutzen der Umgebung. Die Haupt-„Litterer“ sind Erwachsene bis 30 Jahre, so das Ergebnis einer Studie der Humboldt-Forscher im Auftrag des Verbands Kommunaler Unternehmen (VKU). „Wenn die in Gruppen unterwegs sind, laufen die häufig nicht einmal zwei Meter zum nächsten Papierkorb, sondern lassen einfach alles fallen“, bestätigt Michael Werner, Sprecher der Frankfurter Entsorgungs- und Service GmbH (FES), gegenüber dem Nachrichtenmagazin „Focus“ diese Feststellung. Das gleiche Bild findet sich in Hamburg, Berlin, Düsseldorf und Köln. 

Knapp 3,7 Millionen Euro hat Hamburgs Stadtreinigung 2017 für die Entsorgung von „wildem Müll“ ausgegeben. Im Jahr 2016 lag dieser Wert bei 3,6 Millionen Euro, 2015 waren es 3,5 Millionen Euro. Wie die „Süddeutsche Zeitung“ kürzlich berichtete, werden in der Hansestadt neuerdings sogenannte Waste Watcher eingesetzt, also Müll-Beobachter. „An sonnigen Tagen etwa patrouillieren die Mitarbeiter der Stadtreinigung durch den Stadtpark oder am Elbstrand. Erwischen sie Menschen, die ihren Müll nicht ordentlich entsorgen, kann es richtig teuer werden, denn die Waste Watcher verteilen neuerdings auch Knöllchen“, heißt es dort. Die 30 Mitarbeiter dürfen ab Mai verstärkt Verwarn- und Bußgelder für Verschmutzungen verhängen. Von 35 Euro für weggeworfene Obstreste bis zu 1000 Euro für unzureichend gelöschte Grillkohle. 

Müll-Polizisten gibt es übrigens auch in Österreich. In Wien hat man bereits vor gut zehn Jahren eine Müll-Polizei ins Leben gerufen. Der Stein des Anstoßes dafür waren die Hundehaufen, die zunehmend die Bürgersteige nicht nur verunzierten, sondern auch verdreckten. Die Stadt nimmt derzeit rund 250000 Euro damit ein, die dazu genutzt werden, um Kosten des wilden Mülls auszugleichen.

Die Wissenschaftler von der Humboldt-Universität haben hingegen eine Vorschlagsliste erarbeitet, die von der reinen Bestrafung absieht. Sie orientieren sich dabei an einer Idee des Ökonomen Richard Thaler, der dafür 2017 den Nobelpreis für Wirtschaftswissenschaften bekam: das sogenannte Nudge-Konzept. 

Nudge bedeutet übersetzt „Anstupser“, also ein Wink mit dem Zaunpfahl in die erwünschte Richtung, der die Aufmerksamkeit umlenkt und Menschen ohne Zwang dazu bringt, sich richtig zu verhalten. In Köln wurden grüne Fußspuren auf der Straße getestet, die zu den Papierkörben führen. In Berlin setzt man auf lustige Sprüche mit lokalem Bezug, um die Menschen dazu zu bringen, Abfälle nicht willkürlich wegzuwerfen.P.E.