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11.05.18 / Recht behalten statt haben / Warum viele politische Rundfunkdiskussionen heute so unbefriedigend verlaufen

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 19-18 vom 11. Mai 2018

Recht behalten statt haben
Warum viele politische Rundfunkdiskussionen heute so unbefriedigend verlaufen
Dirk Pelster

Konrad Adenauer sagte einmal, dass es in der Politik nicht darum gehe, recht zu haben, sondern darum, recht zu behalten. Dies ist wohl auch der Grund, warum viele politische Diskussionen in Hörfunk und Fernsehen heute für Zuhörer und Zuschauer so unbefriedigend verlaufen. 

Wer sich über aktuelle Ereignisse des Zeitgeschehens informieren und diese von Journalisten oder Politikern einordnen lassen möchte, der ist nach einer ausgestrahlten Fernsehdebatte meist ratloser als zuvor. Zurück bleibt oft das Gefühl, dass über die eigentlichen Probleme gar nicht gesprochen wurde. Dieser Eindruck täuscht durchaus nicht. Gerade bei solchen Themen, die ideologisch hochgradig aufgeladen sind, findet meist kein tatsächlicher Austausch von Argumenten statt, die den interessierten Bürger in die Lage versetzen könnten, sich ein möglichst umfassendes Bild über die aufgeworfene Frage und mögliche Lösungsansätze zu machen.

Die Art und Weise in der dies geschieht, ist häufig außerordentlich manipulativ. Dies beginnt zum Teil damit, dass bereits der Rahmen einer Diskussionssendung entsprechend gestaltet wird. Gerade im zwangsfinanzierten Staatsfernsehen ist es ein beliebter Kniff, dem Vertreter einer missliebigen Auffassung gleich mehrere Antagonisten gegenüberzusetzen, die diesen nach Strich und Faden auseinandernehmen sollen. Wer kann sich nicht an die Fernseh-diskussionen erinnern, in denen Thilo Sarrazin – völlig auf sich allein gestellt – gegen drei oder vier Gegner bestehen musste?

Eine besonders beliebte Methode ist zudem das sogenannte argumentum ad hominem. Während die eigentliche Erwartung in einer Debatte ist, dass ein Redner zur Sache spricht, versucht dieser dann aber, seinen Gegner zu diskreditieren, indem er nur Umstände zu dessen Person vorbringt. Man befasst sich also nicht inhaltlich mit einem von seinem Gegenüber vorgebrachten Argument, sondern weist stattdessen beispielsweise darauf hin, dass dieser in der Vergangenheit Kontakte zu Rechtsradikalen gehabt habe, und endet mit der Feststellung, dass man ja wisse, wohin so etwas führe. 

Vereinzelt wird die Richtigkeit des gegnerischen Vortrages auch einfach kurzerhand eingeräumt, jedoch mit einer Unterstellung zu dessen Motiven abgebügelt, etwa, wenn in einer Diskussionssendung konzediert wird, dass der Vorredner mit seiner Kritik an dem System der ausufernden Leiharbeit zwar völlig recht habe, er dies aber nur sage, um so einfacher die Wählerstimmen der hiervon Betroffenen zu ködern und um dann ein autoritäres Regime in Deutschland zu errichten.

Ein weiterer beliebter Trick ist es, von dem vorgebrachten Sach-argument abzulenken und die Diskussion stattdessen auf die Angemessenheit einzelner vorgebrachter Begriffe zu lenken. So wurde zuletzt von einzelnen Politikern der AfD in unterschiedlichen thematischen Zusammenhängen das Adjektiv „entartet“ verwandt, um auf eine – nach ihrer Ansicht – aus dem Ruder gelaufene Entwicklung in verschiedenen Politikfeldern hinzuweisen. Statt auf die vorgebrachte Kritik einzugehen, konzentrierten sich die Entgegnungen der etablierten Politiker und Journalisten vornehmlich darauf, über die Zulässigkeit des genutzten Begriffes zu streiten, da dieser in der Vergangenheit auch von den Nationalsozialisten verwandt wurde.

Diese Methoden der „schwarzen Rhetorik“ sind heute bedauerlicherweise fester Bestandteil des Fernsehdiskussionsbetriebes. Nur wer sie zu durchschauen weiß, kann sich ein angemessenes Bild über den wirklichen Wert eines Argumentes machen.