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11.05.18 / Reductio ad Hitlerum / Eine besondere Form des Nazi-Vergleichs

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 19-18 vom 11. Mai 2018

Reductio ad Hitlerum
Eine besondere Form des Nazi-Vergleichs

Nazi-Vergleiche sind in Dis-kussionen nichts Neues. Der US-amerikanische Autor und Jurist Mike Godwin hat sogar für Debatten in Internetforen ein eigenes nach ihm benanntes Gesetz formuliert, gemäß dem mit der zunehmenden Dauer einer Auseinandersetzung die Äußerung eines solchen Vergleichs immer wahrscheinlicher wird. Spätestens an diesem Punkt enden dann die meisten Diskussionen.

Eine besondere Form des Nazi-Vergleichs ist die sogenannte reductio ad Hitlerum. Diese Bezeichnung spielt begrifflich auf den rhetorischen Kunstgriff der reductio ad absurdum an, hat mit dieser aber eigentlich inhaltlich nichts gemein. Während bei letzterer ein Argument dadurch widerlegt wird, dass man einen logischen Widerspruch aufzeigt, geht es bei der reductio ad Hitlerum lediglich um einen Verweis auf die Person Adolf Hitlers und darum, seinen Gegner hierdurch moralisch ins Abseits zu stellen.

Ausgehend von der Prämisse, dass Hitler das unsagbar Böse geradezu personifiziert, sucht ein Redner nach einer Eigenschaft oder auch nach einer Ansicht, die sein Gegenüber mit Adolf Hitler teilt. Genau dies wird jenem in einer Debatte dann vorgeworfen. So könnte etwa eine Person in einem Streitgespräch die Ansicht vertreten, dass man die Mobilität der Bürger durch den Bau neuer Straßen und Autobahnen stärken müsse, da dies eine wichtige Voraussetzung für ein hohes Maß an individueller Freiheit sei. Ein anderer Teilnehmer der 

Diskussion entgegnet dem nur, dass auch Hitler ein großer Förderer des Autobahnbaus gewesen sei.

Nazi-Vergleiche sind immer nur Scheinargumente. Sie sollen niemanden in der Sache widerlegen, sondern lediglich eine moralische Asymmetrie zwischen den Diskutanten schaffen. Meist begibt sich der mit einem solchen Vergleich überzogene Gesprächsteilnehmer in die Defensive und verbringt seine Zeit nur noch mit der Rechtfertigung, dass er gar kein Nazi sei. Die hohe Durchschlagskraft, die eine solche Masche gerade in Deutschland immer noch hat, begründet sich vor allem in den mit viel Akribie aufgebauten politischen Tabuzonen, welche die Jahre der nationalsozialistischen Herrschaft betreffen.D.P.