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11.05.18 / Die Jahrhundertdiva / Filmdokumentation über Maria Callas kommt in deutsche Kinos

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 19-18 vom 11. Mai 2018

Die Jahrhundertdiva
Filmdokumentation über Maria Callas kommt in deutsche Kinos
Harald Tews

Sterben die großen Diven aus? Es gab eine Zeit, da drückte man seine Bewunderung vor göttlichen Stars damit aus, dass man den grammatikalisch bestimmten Artikel vor ihren Namen wie ein Adelsprädikat setzte: Es hieß „die“ Dietrich, „die“ Garbo, „die“ Monroe. Als „die“ Callas vor 40 Jahren starb, ging es damit zu Ende. Kaum einer sagt noch „die“ Netrebko.

Keine Frage, die Callas war die letzte große Operndiva. Das liegt auch daran, dass die in New York geborene griechische Sopranistin früh zur Legende wurde, indem sie sich schon im Alter von 40 Jahren, wenn andere gerade erst mit ihrer Karriere durchstarten, auf der Bühne rarmachte.

Dem Rätsel Callas geht jetzt der Dokumentarfilm „Maria by Callas“ des New Yorker Fotografen Tom Volf auf den Grund (Kinostart am 17. Mai). Volf hat sich nach eigenem Bekunden erst seit fünf Jahren mit Callas beschäftigt. Drei Bücher, ein Musikalbum, eine Ausstellung und eben diese Filmdoku sind das Ergebnis dieser intensiven „Liebe“ eines jungen Fotografen zu der „Jahrhundertstimme“, die im September 1977 für immer verstummte.

Mit halbjähriger Verspätung zum 40. Todestag erinnert an die Callas nun also dieser Film, der mit zum Teil bislang unveröffentlichten historischen Filmaufnahmen aufwartet. Da plaudert die Sängerin offenherzig mit dem damaligen Star-Interviewer David Frost darüber, dass sie beides sei: Maria und Callas, die Privatperson und der von den Paparazzi gejagte öffentliche Mensch. Beidem versucht Volf gerecht zu werden. Zu sehen sind die bekannten Aufnahmen mit dem Milliardär Aristoteles Onassis, in den sie sich auf seiner Jacht verliebte. Und zu hören sind – von Eva Mattes vorgetragen – Auszüge aus ihren 400 Briefen, in denen sie über ihre Gefühle schreibt, etwa als Onassis sie wegen Jacqueline Kennedy sitzen lässt. Es war das große Boulevardthema der 60er Jahre, an dem Callas schließlich innerlich zerbrochen ist.

Nachdem sie 1965 zum letzten Mal als Tosca auf der Bühne auftrat, versuchte sie in den 1970er Jahren auch in deutschen Konzertsälen ein Comeback, aber schon da war sie nicht mehr gut bei Stimme. 53-jährig starb sie dann in ihrer Pariser Wohnung an einem Herzinfarkt. Untermalt mit zehn vollständigen Arien ist diese Doku eine überfällige Hommage an „die“ Callas.