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11.05.18 / Fest für Gaumen und Geist / 11. Baltische Tafelrunde im Forum Baltikum – Dittchenbühne

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 19-18 vom 11. Mai 2018

Fest für Gaumen und Geist
11. Baltische Tafelrunde im Forum Baltikum – Dittchenbühne
Ute Eichler

Waren es in den zurückliegenden Jahren überwiegend Vertreter aus den Bereichen Politik und Wirtschaft der Ostsee-Anrainerstaaten, die zu Wort kamen, so hielt in diesem Jahr mit Professor Miroslaw Ossowski ein Wissenschaftler aus Polen den Festvortrag. Sein Thema lautete „Von Danzig zu Gdansk“.

Ossowski hat seine Kindheit in Ortelsburg verbracht, doch seit 1996 ist Danzig seine Wahlheimat. „Ich bin stolz auf diese Stadt. Dieses Gefühl teile ich mit den früheren und mit den heutigen Einwohnern.“ Diese Aussage stand am Beginn seines Vortrags, in dem er auch kein Problem mit dem Gebrauch des deutschen Namens der Stadt hat. Professor Ossowski lehrt am 1989 gegründeten Institut für Germanistik der Universität Danzig. Seine Ausführungen zur Entwicklung Danzigs als Handelsmetropole an der Ostsee, über den Wiederaufbau nach 1945, über alte Traditionen und neue Sehenswürdigkeiten trug er den Zuhörern frei und im besten Schriftdeutsch vor.

Mit Erläuterungen zum Stadtwappen begann sein Vortrag, der maßvoll und desto eindrucksvoller durch gut ausgewähltes Bildmaterial begleitet wurde. Die Entscheidung des Veranstalters, der beiden Vorsitzenden des Vereins Forum Baltikum – Dittchenbühne e.V., Raimar Neufeldt und Jan Berning, erstmals für die Präsentation des Vortrags den Theatersaal der Dittchenbühne zu nutzen, zahlte sich aus. Alle 

120 Gäste, die mit spürbar großem Interesse dem Dargebotenen folgten, konnten gut hören und vor allem bestens sehen.

Natürlich ist Danzig – in der jüngeren Geschichte – auch die Stadt der Gewerkschaft Solidarnosc. 2014 wurde das Europazentrum der Solidarität mit Museum, Archiv, Ausstellungs- und Veranstaltungsräumlichkeiten eingeweiht. Im März 2017 wurde das Museum des Zweiten Weltkrieges eröffnet, um das es viel Polemik gab. Der Krieg wird aus der Perspektive der Opfer gezeigt. Im ersten Jahr seines Bestehens hatte es über 500000 Besucher. In ihm befindet sich auch eine Multi-Media-Station mit dem Titel „Von Danzig nach Gdansk“. 

Danzig war bereits im 16. Jahrhundert eine der reichsten Städte Europas. Spuren davon sind  noch heute in der Architektur sichtbar. 

Auch wenn die Zerstörungen am Ende des Zweiten Weltkrieges massiv waren – der Wiederaufbau der Altstadt, wobei auf den historisierenden Wiederaufbau von Gebäuden aus preußischer Zeit verzichtet wurde, war identitätsstiftend. 1948 waren nur noch 9,1 Prozent der Einwohner „Eingeborene“, sodass man von einem Bevölkerungsaustausch sprechen kann.

Vereinzelt wurden Sichtachsen freigelegt, Straßenverläufe leicht verändert. Im erhaltenen Königsspeicher auf der Speicherinsel befindet sich heute ein Hotel. Im benachbarten früheren Elektrizitätswerk residiert die Danziger Philharmonie. Aktuell herrscht auf der Speicherinsel eine rege Bautätigkeit.

Und Günter Grass habe – so  Ossowski – die Stadt Danzig in die Weltliteratur eingeführt.

Bei der Fortsetzung des mehrgängigen Menüs mit Köstlichkeiten der Ostseeländer im schönen Veranstaltungsraum hatten die Gäste viel Gesprächsstoff.

Wer geglaubt hat, nach zehn erfolgreich durchgeführten Baltischen Tafelrunden wäre eine Steigerung nicht mehr möglich, dem hat dieser Abend mit seinem gesamten Ablauf das Gegenteil bewiesen. Er war – dank der eingespielten Helfermannschaft, die für die Bewirtung sorgte – ein Festmahl für Gaumen und Geist.