Roman Polanskis Leben ist selbst reif für den Oscar. Der polnischstämmige Regisseur wird von Kinofreunden gefeiert für solche großartigen Filme wie „Tanz der Vampire“, „Rosemaries Baby“ oder „Chinatown“. Und er wird von Sexismusgegnern gehasst, seit man ihm die Vergewaltigung einer Minderjährigen vorwirft. Die Anklage läuft in den USA seit 1977, aber erst jetzt hat man den 84-Jährigen infolge der Sexismus-Hysterie aus der Amerikanischen Filmakademie ausgeschlossen, welche die Film-Oscars verleiht.
Polanski hatte 2002 für das Holocaustdrama „Der Pianist“ einst selbst den Regie-Oscar erhalten. Sein neuer Film „Nach einer wahren Geschichte“, der jetzt in den Kinos läuft, ist zwar handwerklich solide, aber sicher kein Oscar-Kandidat. In dem nach einem Roman der französischen Bestsellerautorin Delphine de Vigan gedrehten Werk spielt Polanskis Frau Emmanuelle Seigner die unter Schreibhemmung leidende Autorin Delphine, der die rätselhafte Ghostwriterin Elle (Eva Green) zu Hilfe kommt. Bald stellt sich die Frage, ist Elle, die sogar die Identität von Delphine annimmt, real oder Einbildung.
Statt auf spannenden Psychothrill zu setzen, enträtselt Polanski das letztlich belanglose Geheimnis dieser beiden „elles“ („elle“ heißt im Französischen schlicht „sie“), als sanfter Frauenversteher, was man auch als sein Einknicken vor der „MeToo“-Kampagne werten mag.