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18.05.18 / Ritsch-ratsch / Hält zu seit über 100 Jahren: Reißverschluss

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 20-18 vom 18. Mai 2018

Ritsch-ratsch
Hält zu seit über 100 Jahren: Reißverschluss
Silvia Friedrich

Ein Leben ohne Reißverschluss kann man sich gar nicht mehr vorstellen. Ob man damit die Kleidung verschließen möchte oder die Schuhe, das Zelt, den Koffer oder den Rucksack. Überall macht es „ritsch-ratsch“ – schon ist der Gegenstand verschlossen.

Das war aber nicht immer so. Bevor es den Reißverschluss gab, verschloss man Kleidung zum Beispiel mit Schnüren, Bändern, Knöpfen, Haken und Ösen. Wie häufig bei großen Erfindungen, hatte auch der Reißverschluss mehrere Wegbereiter. Erste Ideen dazu entwickelte Elias Howe in den USA bereits 1851. Er erhielt sogar ein Patent auf seine Schließvorrichtung. Es war ein Anfang, aber funktionierte noch nicht so richtig. Eine Verbesserung kam 1893, als Whitcomb Leonard Judson die Idee weiterentwickelte. Der Tüftler aus den USA erfand den Klemmöffner und -schlie­ßer für Schuhe. Doch auch die klemmten hin und wieder. Erst als der aus Schweden ausgewanderte Ingenieur Gideon Sundbäck in die von Judson gegründeten Fir­ma einstieg und Verbesserungen am „Zipper“, wie man ihn im Englischen nennt, vornahm, wurde dieser zum Welterfolg. 

Seit Sundbäcks Neuerungen hat sich nicht viel geändert. Ein Reißverschluss besteht aus zwei Webbändern an denen eine Reihe kleiner Haken (Krampen) aus Me­tall oder Kunststoff mit dazu passenden Vertiefungen befestigt sind. Schließt man den Reißverschluss mit dem Schieber, verhaken sich die einander versetzt ge­genüberliegenden Haken. Öffnet man den Verschluss, werden die Ha­ken durch eine Vorrichtung im Schieber wieder voneinander getrennt. Der Schieber (auch Schlitten oder Zipper) ist jedoch die Schwachstelle des Reißverschlusses. Er kann leicht brechen.

Schnell trat der Reißverschluss, den Sundbäck schon 1909 in Deutschland, wo er studiert hatte, patentieren ließ, seinen Siegeszug um die Welt an. Schneider nutzten ihn in Kleidungsstücken, auch das Militär fand Gefallen daran, Reißverschlüsse statt Schnallen und Gurte zu verwenden. Der Schweizer Unternehmer Martin Othmar Winterhalter erwarb 1923 das Patent für Europa und vermarktete es weltweit. 

Winterhalters Unternehmen be­fand sich anfangs in Wuppertal, wo die erste Serienfertigung vorgenommen wurde. In den 1930er Jahren siedelte er in die Schweiz nach Mendrisio um, wo man bis heute Reißverschlüsse herstellt. Alles wäre gut, hätte der Reißverschluss nicht massiv Konkurrenz durch den Klettverschluss erhalten. Aber nichts hält und schließt auf ewig.