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18.05.18 / Der satirische Wochenrückblick mit Klaus J. Groth / Handzahme Gefährder / Über Deals mit Atom und Viagra, Macrons Klingelbeutel und warum Ehefrauen besser als Fußfesseln sind

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 20-18 vom 18. Mai 2018

Der satirische Wochenrückblick mit Klaus J. Groth
Handzahme Gefährder / Über Deals mit Atom und Viagra, Macrons Klingelbeutel und warum Ehefrauen besser als Fußfesseln sind

Eigentlich sollten wir, ja müssten wir mal über Bedeutendes reden. Also über Eck­punkte der Weltpolitik. Womöglich sogar historische Eckpunkte. Aber die wahre Bedeutung bringt immer erst der zeitliche Abstand an den Tag. Aktuell vermeintliche Eckpunkte erweisen sich schon aus geringer Entfernung häufig als in die Ecke gesetzte Hundehaufen. 

Trotzdem 1: Donald Trump hat das Abkommen mit dem Iran aufgekündigt (was in äußerst befremdlicher Harmonie Israelis und Saudis erfreut). Es war ja auch kein Abkommen, so etwas nannte man nur gestern so, als wir noch einen Kaiser hatten. Heute ist das ein „Deal“. Locker, flockig ein „Atom-Deal“. Wenn die Medien in diesem Land von Trump auch nichts annehmen möchten, diese Vokabel haben sie rasch angenommen. „Deal“ passt auch besser in eine Überschrift als das sperrige Wort „Abkommen“. 

Trotzdem 2: Gerhard Schröder hat sich bei Waldimir Putins lupenreiner Wahl derart peinlich angewanzt, dass man sich fragen muss, warum der Kerl zum fünften Mal eine Frau heiratet. Kann ja mal vorkommen. Aber fünf Irrtümer in Folge? 

Trotzdem 3: Emmanuel Macron haben sie in Aachen den Karlspreis an die Brust gebaumelt. Dabei hörte die versammelte Festgemeinde von ihm nur abermals, wie er uns an die Wäsche, oder richtiger ans Portemonnaie gehen möchte. Damit kennt sich Macron aus. Man muss den Klingelbeutel nur ausdauernd genug schütteln, irgendwann klimpert es. Na ja, in Aachen wird schließlich auch der Orden wider den tierischen Ernst verliehen, vielleicht hat man dort in diesem Jahr etwas durcheinandergebracht. Kann ja mal vorkommen. 

Also, das wären so Eckpunkte der Woche gewesen, in welche          Ecke und zu welchen Haufen Sie die selbigen auch immer sortieren möchten. Und was machen wir hier? Wir quaken wieder mal rum. Dabei müssten wir an den oben genannten Beispielen nun wirklich erkannt haben, dass es entschieden Wichtigeres gibt als irgendwelche Gefährder. Was heißt das überhaupt? Haben wir nicht Gefährder, wohin man blickt? Fahren Sie mal über eine x-beliebige Autobahn. Gefährder im Rückspiegel, im Seitenspiegel und überhaupt überall. Und wer regt sich darüber auf? Na, sehen Sie! Wer wird sich dann daran stören, dass mit der Einigung über den Familiennachzug nicht anerkannter Flüchtlinge ausdrück­lich ein großes Herz für Gefährder bewiesen wird? Natürlich nicht für jeden. „Geläutert“ muss er schon sein. Noch günstiger wäre es, er zeigte sich „reumütig“. Wieso sollte so ein handzahmer Mensch nicht endlich seine liebe Familie wieder in die Arme schließen dürfen? Das Bundeskriminalamt gibt die aktuelle Zahl der Gefährder mit 1560 an. 362 von denen haben einen Antrag auf Asyl gestellt. Na, was die wohl alles versprechen, wenn die neue Regelung erst einmal gilt. Die sind ja nicht doof, sonst wären sie nicht hier. Aber Vorsicht, bitte keine vorschnelle Kritik, schon gar keine diskriminierende. Man muss abwägen. Hohe Güter stehen auf dem Spiel, da darf man nicht leichtfertig sein. Wie, in Paris hat gerade mal wieder ein schon länger erkannter Gefährder gemetzelt? Kollateralschaden! Deshalb wird man doch nicht vor den „Feinden der Freiheit“ zurückweichen. Und bitte auf keinen Fall verallgemeinern. Aus dem Haus der Justizministerin Katarina Barley, der die Gefährder ein Herzensanliegen sind, kommt unbeirrt der nachdrückliche Hinweis auf Artikel 6 des Grundgesetzes: „Ehe und Familie stehen unter dem besonderen Schutz der staatlichen Ordnung“. Das schien lange Zeit in Vergessenheit geraten zu sein. Nun wird der alte Wert wiederbelebt, den Gefährdern sei Dank. Weil, wie es aus dem Ministerium nachdrücklich verlautet, das hohe Gut der Ehe auch für Gefährder zu schützen sei. Bitte richtig lesen: Für Gefährder, nicht vor Gefährdern. Das wäre schließlich ein ganz anderes Thema.

Weshalb der zuständige Innenminister mit dem Ergebnis nach hartem Ringen auch „sehr zufrieden“ ist. Und vielleicht ist das viel richtiger, als wir ohne lange nachzudenken meinen. Man kann es doch auch so sehen: Manche Ehefrau ist gelegentlich viel wirksamer als eine Fußfessel. Und wenn sich der Gefährder unter dem sanften Einfluss seiner Ehefrau zum freundlichen Nachbarn wandelte, wäre das nicht schön? 

Ach, und ist es nicht auch herzig, dass bald so viele Buben ihre leidgeplagten Eltern an die sehnende Brust drücken können? Jedem mitfühlenden Wesen geht das Herz auf bei der Vorstellung, dass die lange Trennung von Kind und Eltern bald ein Ende hat, dass die fürsorglichen Eltern, die ihrem Sprössling die lange und wohl auch teure Reise ermöglicht haben, nun endlich den Lohn ihrer Güte einfahren können.

Auch wenn wir uns beharrlich weigern, es zu akzeptieren, wir leben an           einem Sehnsuchtsort. Die Sehnsüchte sind nicht überall gleich, aber in vielen Ländern gilt Deutschland als Ort der Verheißung. Das hat inzwischen so ziemlich jeder begriffen, die Schlussfolgerungen, die daraus gezogen werden, sind allerdings verwirrend. Je erbärmlicher das eigene Leben, desto größer der Drang ins Land der Verheißung. In Schwarzafrika ist das nicht erst so, seit die Schlepper ihre Werbetrupps über das Land schickten. Schon vor Jahren waren es immer dieselben Fragen, die dem Besucher gestellt wurden: Stimmt es, dass in Deutschland jeder einen Mercedes fährt? Stimmt es, dass jeder auf der Autobahn so schnell fahren kann, wie er will? Stimmt es, dass alle Frauen toll aussehen? So einfach sehen Träume junger Männer aus. Wer beim Staatsbesuch in der klimatisierten Staatskarosse vom Flughafen zum Präsidentenpalast fährt, der kennt solche Fragen verständlicherweise nicht. Wer auf der Straße mit den Menschen spricht, der kennt sie. Und er weiß, was die Menschen auf den langen Weg nach Norden trieb.

In der Wochenzeitung „Die Zeit“, lange als Amtsblatt der Willkommenskultur geführt, machte sich ein Arzt aus Deggendorf Luft. Er arbeitet in einem Transitzentrum. Einst nahm er als Flüchtlingshelfer mit Elan seine Arbeit in einer Einrichtung der Erstaufnahme auf. Nun hat er die Nase voll. Was zu ihm in die Sprechstunde komme, sei überwiegend frech und fordernd, habe keine ernsthaften medizinischen Probleme, sondern verlange Massagen gegen Muskelkater, Schmerztabletten oder Viagra zum dealen. Mindestens die Hälfte, so schätzt er, komme als Medizintouristen, die in Deutschland kostenlos behandelt werden wollen. Der Helfer von Deggendorf ist nicht der erste Arzt, der dahinterkommt. Nur hüten sich andere, darüber öffentlich zu sprechen. Die Regierung in Berlin hängt schließlich auch nicht an die große Glocke, dass sie überlegt, beim Gesundheitstourismus den Hebel anzusetzen. Allerdings auf ganz anderer Ebene. Sie versucht mit der Verweigerung von Visa Druck auf die Eliten der Herkunftsländer auszuüben. Dann wird das nichts mit dem Gesundheitscheck in einem deutschen Krankenhaus oder mit Shopping am Neuen Wall. Dieser Verzicht gilt als schmerzhafter denn die Kürzung der Entwicklungshilfe. Das nennt man wohl Realpolitik.

Die wahren Realitäten sind aber leider vollkommen anders. So ein Stück Realität nach Recht und Ordnung wird uns gerade vorgeführt. Da mögen Politiker noch so sehr klagen über eine Anti-Abschiebe-Industrie. Sie waren selbst zum großen Teil an deren Grundsteinlegung beteiligt. Juristisch hat die Kanzlerin recht, wenn sie das Klagerecht von Asylbewerbern oder so Ähnlichen verteidigt. Und darum fällt auch der Togolese, dessen versuchte Abschiebung für Randale in Ellwangen sorgte, unter den Schutz von Recht und Ordnung. Dessen Anwalt hat unterdessen Klage beim Bundesverfassungsgericht eingereicht. Das muss uns das Menschenrecht des Yussif O. mindestens wert sein. Ob der Aufwand allerdings notwendig war, wird indessen bezweifelt. Denn käme der über die Alpen abgeschobene Togolese aus Italien zurück, müsste er an der Grenze nur „Asyl“ stammeln, dann wäre die Grenze wieder offen. Das bekäme ja wohl auch Yussif O. nach einem Grundkurs in Deutsch noch hin.