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25.05.18 / Neues Haus für alte Kunst / Zentrales Kunstgutdepot der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten in Potsdam fertiggestellt

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 21-18 vom 25. Mai 2018

Neues Haus für alte Kunst
Zentrales Kunstgutdepot der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten in Potsdam fertiggestellt
Jan Heitmann

Die Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg (SPSG) hat ihr Zentrales Kunstgutdepot (ZED) auf dem Grundstück Fried­rich-Engels-Straße 78 am Potsdamer Hauptbahnhof fertiggestellt. Im Beisein der Ministerin für Wissenschaft, Forschung und Kultur des Landes Brandenburg, Martina Münch, von Günter Winands, Stellvertreter der Beauftragten der Bunderegierung für Kultur und Medien, Staatssekretär Torsten Wöhlert von der Senatsverwaltung für Kultur und Europa des Landes Berlin, und des Generaldirektors der SPSG, Hartmut Dorgerloh, ist der vom Berliner Büro Staab Architekten errichtete Neubau übergeben worden. Der Grundstein für das Gebäude auf dem Areal des ehemaligen Reichbahnausbesserungswerks Potsdam wurde im Juli 2016 gelegt.

Das ZED ist das zuletzt begonnene Projekt im Rahmen des Sonderinvestitionsprogramms für die preußischen Schlösser und Gärten (Masterplan), das der Bund sowie die Länder Brandenburg und Berlin für die Jahre 2008 bis 2017 zur Rettung bedeutender Denkmäler der Berliner und Potsdamer Schlösserlandschaft aufgelegt haben. Mit dem Sonderinvestitionsprogramm haben die Geldgeber bedeutende Denkmäler der Berliner und Potsdamer Schlösserlandschaft vor dem Verfall gerettet. Das Abkommen sah vor, dass die SPSG bis 2017 insgesamt 155,03 Millionen Euro in die Wiederherstellung nationaler Kulturgüter zusätzlich investieren konnte. Der Bund trug mit 77,5 Millionen Euro die Hälfte der Mittel bei, das Land Brandenburg 53 Millionen Euro und das Land Berlin 24,53 Millionen Euro. Seit 2008 hat die SPSG rund 160 Millionen Euro ausgegeben, was 97 Prozent der Gesamtsumme von 165 Millionen Euro inklusive bereitgestellter Sondermittel entspricht (siehe PAZ 12/2018). Die für das ZED veranschlagten Bruttogesamtbaukosten beliefen sich auf rund zwölf Millionen Euro.

Im ZED werden Kunstgüter zusammengeführt, die bislang auf sechs Depotstandorte verteilt gewesen sind. Der Neubau bietet optimale konservatorische Bedingungen für die Materialvielfalt der zu deponierenden Kunstgüter und entspricht zugleich den zeitgemäßen hohen Sicherheits- und Brandschutzanforderungen. Räume für Konservierungs- und Forschungsarbeiten sowie Bereiche mit Spezialfunktionen wie Quarantäneraum, Akklimatisierungsraum und Stickstoffkammer ermöglichten die adäquate wissenschaftliche und restauratorische Betreuung der Bestände, freut sich die SPSG.

Der vom Büro Staab Architekten vorgelegte Entwurf trägt der von der SPSG gewünschten Funktionalität ebenso Rechnung wie dem Konzept des Passivdepots. Unter Beachtung der durch die SPSG festgelegten klimatischen Bedingungen – mit exakten Temperatur- und Feuchtigkeitsschwankungen in den Sammlungsbereichen – wird der Gesamtenergiebedarf des Gebäudes stark reduziert. Das ZED wurde als Massivkonstruktion in Stahlbetonskelettbauweise realisiert. Tragende Bauteile wie Stützen, Wände, Decken und Dachflächen sind in Beton ausgeführt, nichttragende Wände hingegen in Mauerwerk oder – in Nebenräumen – in Gipskarton. Erschlossen wird das Haus über zwei Treppenhäuser und einen Aufzug. Die 84 Zentimeter dicken Außenwände sorgen als Speichermasse für eine hohe Klimakonstanz im Inneren. Das Depot wird hauptsächlich über seine Baumasse temperiert. Dabei werden etwaige Abweichungen von den Klima-Sollwerten zunächst über eine Temperatursteuerung geregelt. Sollte diese bei extremen Wetterlagen nicht ausreichen, ist eine Vollklimatisierung möglich. In den Depotzellen werden drei verschiedene Raumklimata etabliert, deren Temperatur- und Luftfeuchtigkeitswerte auf die jeweiligen Kunstgüter abgestimmt sind.

Die Kunstgüter im ZED werden in Sammlungsgruppen wie Gemälde, Rahmen, Möbel, Uhren, Textilien, Musikinstrumente, Metall, Glas, Porzellan oder Beleuchtungskörper zusammengefasst. Die Bestände stammen zum Großteil aus den Schlössern und Kunstsammlungen des brandenburgisch-preußischen Hofes. Dazu gehören auch ausgelagerte Ausstattungstücke aus Schlössern, die im Zweiten Weltkrieg zerstört wurden.

Die SPSG hat noch einen weiteren Grund zur Freude: Die Europäische Kommission und Europa Nostra, das führende Netzwerk für Kulturerbe, haben das Restaurierungsprojekt Der Winzerberg – königlicher Weinberg im Schloss Sanssouci-Ensemble in Potsdam, wegen herausragender Leistungen in den Bereichen Denkmalschutz, Forschung, ehrenamtliches Engagement, Bildung, Ausbildung und Bewusstseinsbildung mit dem EU-Preis für das Kulturerbe/Europa Nostra Award für 2018 ausgezeichnet. Mit dem Preis werden „herausragende Erfolgsgeschichten des europäischen Kulturerbes“ gewürdigt. Dazu haben unabhängige Expertenjurys insgesamt 160 Bewerbungen von Organisationen und Einzelpersonen aus 31 Ländern Europas geprüft und davon 29 Preisträger aus 17 Ländern ausgewählt.