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25.05.18 / Deutsche Sparer im Visier / Goldman Sachs drängt ins Privatkundengeschäft der Bundesrepublik

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 21-18 vom 25. Mai 2018

Deutsche Sparer im Visier
Goldman Sachs drängt ins Privatkundengeschäft der Bundesrepublik
Norman Hanert

Die Investmentbank Goldman Sachs will künftig auch mit deutschen Privatkunden ins Geschäft kommen. Bislang kümmert sich die Bank hierzulande vor allem um die großen Dax-Konzerne und professionelle Investoren. In den USA bietet Goldman Sachs über eine Online-Banking-Plattform namens „Marcus“ bereits seit dem Jahr 2016 Verbraucherkredite und auch Sparkonten an. Indem die Bank höhere Zinsen auf Spareinlagen anbot, gelang es ihr in den USA Marktanteile zu erobern. Bislang konnte Goldman Sachs über „Marcus“ in den USA 500000 Kunden gewinnen. 

Namensgeber für die Internet-Plattform für Privatkunden ist Marcus Goldman, der deutsche Firmengründer des Geldhauses. In Großbritannien soll „Marcus“ in der zweiten Hälfte des Jahres an den Start gehen. Auf dem britischen Markt will die Bank Kleinkunden zunächst nur Sparkonten anbieten, erst später soll auch das Kreditgeschäft dazu kommen. Wie der Europachef von Goldman Sachs, Richard Gnodde, gegenüber der „Financial Times“ ankündigte, will die Bank mit dem Internetangebot „Marcus“ auch in Deutschland in das Privatkundengeschäft einsteigen. Einen genauen Zeitpunkt für die Umsetzung der Pläne für den deutschen Markt nannte Gnodde nicht. Wie berichtet wird, sollen bei den Expansionsplänen im Bereich der Privatkunden Sparkonten und Verbraucherkredite eine wichtige Rolle spielen. Laut dem Europachef von Goldman Sachs soll sich die Online-Plattform auf das obere Ende des Kreditmarktes konzentrieren, sich also vor allem an Kunden mit einer hohen Kreditwürdigkeit richten. 

Bankenexperten sehen die Expansionspläne von Goldman Sachs als Versuch, neben dem traditionellen Investmentbanking und der Vermögensberatung mit Großinvestoren, auch ein Standbein im Massengeschäft aufzubauen. Dies könnte helfen, Schwankungen im bisherigen Hauptgeschäft auszugleichen. So berichtete Goldman Sachs im Juli 2017, dass seine Einnahmen aus dem Handel mit Anleihen, Rohstoffen und Devisen im zweiten Jahresquartal 40 Prozent unter denen des Vergleichszeitraumes von 2016 lagen. Unter dem Strich blieb ein stagnierender Nettogewinn von 1,63 Milliarden US-Dollar. Zwar konnte Goldman Sachs im Frühjahr dieses Jahres wieder einen deutlichen Gewinnanstieg melden, insgesamt gilt das Geschäftsmodell des Investmentbanking aber als schwieriger denn in der Vergangenheit. Zudem peilt die Investmentbank bis 2020 eine Steigerung des Gesamtumsatzes um fünf Milliarden Dollar an. Das Massengeschäft mit Privatkunden soll offenbar einen Teil dieser Umsatzsteigerung sichern. 

Für Goldman Sachs werden allerdings auch die Pläne für das Geschäft mit deutschen Privatkunden eine Herausforderung darstellen. Gerade der deutsche Markt gilt als schwierig. Sparkassen sowie Volks- und Raiffeisenbanken decken einen Großteil des Massengeschäfts ab und sind flächendeckend mit Filialen präsent. 

Goldman Sachs will aus Kostengründen ganz auf Filialen verzichten und stattdessen ganz auf das Online-Bankgeschäft setzen. Laut einem Bericht des „Wall Street Journal“ plant Goldman Sachs mit dem Apple-Konzern gemeinsam eine Kreditkarte herauszugeben. Wie das Blatt berichtet, soll die Kreditkarte das Apple-Pay-Logo tragen. Bereits Anfang kommenden Jahres könnte es in den USA losgehen.