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25.05.18 / Geschichte über uns selbst / Das Oberschlesische Museum zu Beuthen Museum verweigert sich zentraler Geschichtssicht

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 21-18 vom 25. Mai 2018

Geschichte über uns selbst
Das Oberschlesische Museum zu Beuthen Museum verweigert sich zentraler Geschichtssicht
Chris .W. Wagner

Das Oberschlesische Museum zu Beuthen nimmt wie alle Museen im Lande an der polenweiten Aktion zum 100. Jahrestag der Unabhängigkeit Polens teil – auf seine eigene Art. Das Ende des Ersten Weltkrieges war für die Oberschlesier folgeschwer, da die polnischen Aufstände von 1919, 1920 und 1921 tiefe Wunden quer durch oberschlesische Familien schlugen.

Der Alltag des einfachen Oberschlesiers nach 1918 ist Thema der Ausstellung „100 x 100“ im Oberschlesischen Museum, das Nachfolger des deutschen Oberschlesischen Landesmuseums zu Beuthen ist. Alltagsgegenstände der letzten 100 Jahren, die am stärksten in der Erinnerung der Bevölkerung blieben, erzählen ihre Geschichten. „Beim Aufbau der Ausstellung lebte immer wieder die Frage auf: Was bedeutete dieses Datum im Kalender? War es das Ende eines grausamen Krieges, der sich nicht wiederholen sollte? Und nannte man ihn deshalb Weltkrieg? Ausgerechnet hier in Oberschlesien, wo es kein Dorf und keine Stadt gab, in denen es nach diesem Krieg kein Kriegerdenkmal gab, waren die Bewohner von diesem Thema erfasst“, so Leszek Jodlinski, Leiter des Oberschlesischen Museums gegenüber der „Gazeta Wyborcza Kattowitz“, für den das Verständnis des Jahres 1918 nicht möglich ist, ohne zu fragen, was danach geschah.

„Es ist keine Suche nach Antworten zur Bilanz des Jahrhunderts, sondern eine autobiographische Erzählung über uns selbst“, erläutert Jodlinski, der einst als erster Direktor des mit staatlichen Geldern gepuschten Schlesischen Museums Kattowitz noch vor dem eigentlich Amtsantritt geschasst wurde, da er dort die auch deutsche Geschichte der Region aus regionaler und nicht aus Warschauer Sicht erklären wollte.

Große Geschichte kann durch die Präsentation in einer Ausstellung und deren Beschreibung in das kollektive Gedächtnis eindringen, hoffen die Macher. Die Kuratoren, mit Jodlinski an der Spitze, hoffen, ebenso die Besucher anzuregen, ihre eigenen Erinnerungen einzubringen. Dieses Unterfangen will die Gazeta Wyborcza Kattowitz unterstützen, die auch Projektpartner für die Ausstellung „100 x 100“ ist. Die Zeitung wird begleitend Geschichten publizieren, die Inhalte der Ausstellung aufgreifen.

Das Museum wirbt für die Ausstellungseröffnung mit dem Bild einer deutschsprachigen Ankündigung des einzigen Konzerts in Oberschlesien von Bronislav Hubermann aus Berlin im Beuthener Schützenhauses (siehe Abbildung). Und genau das ist für ein Museum in Polen ungewöhnlich. Während im Grunde alle die Unabhängigkeit des Landes in den Mittelpunkt stellen, ist hier das zentrale Element aus einer ganz anderen Perspektive gedacht.