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25.05.18 / Brandenburger Leitkultur / Das östliche Bundesland stellt den ganzen Sommer über sein kulturelles Erbe vor – Veranstaltungsreigen in Neuzelle gestartet

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 21-18 vom 25. Mai 2018

Brandenburger Leitkultur
Das östliche Bundesland stellt den ganzen Sommer über sein kulturelles Erbe vor – Veranstaltungsreigen in Neuzelle gestartet
Silvia Friedrich

Das Land Brandenburg hat ein Themenjahr erfunden, um sich als „Kulturland“ in Erinnerung zu bringen. Mit Veranstaltungen und Ausstellungen begibt man sich auf Spurensuche nach der kulturellen Identität. Zentrum des Treibens ist das südlich von Eisenhüttenstadt gelegene Kloster Neuzelle.

„Brandenburg ist ein zutiefst europäisches Bundesland, im Herzen Europas gelegen“, verkündete die Ministerin für Wissenschaft, Forschung und Kultur des Landes Brandenburg, Martina Münch, in der Landesvertretung Brandenburgs in Berlin anlässlich der offiziellen Vorstellung des Programms zum Themenjahr 2018. Unter dem Motto „Wir erben. Europa in Brandenburg – Brandenburg in Europa“ soll es dazu anregen, kulturelles Erbe und kulturelle Vielfalt der Region zu entdecken. 

Europa ist aus Brandenburg nicht wegzudenken. Vor über 850 Jahren siedelten sich hier Flamen an, die noch heute in der Regions-Bezeichnung „Fläming“ erkennbar sind. Der Große Kurfürst Fried­rich Wilhelm von Brandenburg ließ mit seinem „Potsdamer Edikt“ von 1685 seinen durch den Dreißigjährigen Krieg gebeutelten Landstrich wieder durch gut ausgebildete Menschen aus Europa besiedeln. Den Einfluss und die Bereicherung durch französische Protestanten, verfolgten Schweizern, Holländern und Wiener Juden spürt man bis heute.

Zuwanderung gab es auch unter König Friedrich II., der den Zuzug böhmischer Weber, italienischer Seidenmacher und polnischer Textilhandwerker ermöglichte. Das Gemeinsame und Verbindende europäischer Völker mit Brandenburg sichtbar zu machen, hat sich das Themenjahr zur Aufgabe gemacht. 

Das „Kulturland Brandenburg 2018“ gruppiert sich in die europäische und bundesweite Initiative des Kulturerbejahrs „Sharing Heritage“ ein. Zu einem jährlich wechselnden Thema möchte das Kulturland Brandenburg in diesem Jahr Einheimischen und Gästen das umfangreiche europäische Erbe des Landstriches nahebringen. Insgesamt wird es mehr als 200 Veranstaltungen geben.

Die offizielle Eröffnung fand mit einem Festakt im Kloster Neuzelle im Beisein des Ministerpräsidenten Dietmar Woidke statt. Einen passenderen Ort hätte man sich dafür nicht auswählen können. Erstrahlt das auch als „Ba­rockwunder Brandenburgs“ be­zeichnete Zisterzienserkloster doch in neuem Glanz und feiert darüber hinaus in diesem Jahr seinen 750. Jahrestag der Gründung. 1268 von Heinrich III., Markgraf von Meißen, gestiftet und 1650 nach böhmischem Vorbild barock umgestaltet, lädt das Kloster im Jubiläumsjahr 2018 unter dem Motto „Dem Himmel nahe“ zu einem umfangreichen Kulturprogramm, wie zum Beispiel das „Theatrum Sacrum – Das Weltgericht“, Passionsdarstellungen vom Heiligen Grab aus dem Jahr 1750. Vom 19. Mai bis zum 27. September ist das monumentale barocke Kulissentheater als einzigartiges Zeugnis europäischer Kunst- und Kulturgeschichte in einem eigens dafür konzipierten Museumsbau zu besichtigen. Die gesamte Klosteranlage mit Klostergarten an­zuschauen, lohnt auch sonst jederzeit einen Besuch. 

Vom 23. Juni an kann man bis in den Dezember hinein im Binnenschifffahrtsmuseum in Oderberg „Auf der Oder unterwegs“ sein. Täglich beobachten die Bewohner der Gegend die Frachtschiffe, die unter deutscher und polnischer Flagge fahren. Die Ausstellung zeigt die Ergebnisse einer Reise auf den Lastkähnen und Frachtschiffen mittels Fotos, Texten und Videosequenzen und vermittelt so den Alltag polnischer und deutscher Schiffer.

Auf Spurensuche in alten Stadtzentren begibt man sich unter dem Motto „Europa in Stein ge­brannt“ mit der „Arbeitsgemeinschaft Städte mit historischen Stadtkernen des Landes Brandenburg“. Ausstellungsprojekte und Audioführungen finden in zwölf Mitgliedsstädten, darunter Bad Freienwalde, Brandenburg an der Havel, Nauen, Perleberg, Kyritz und weiteren statt. Den Anfang machen Altlandsberg am 30. Juni und Perleberg am 28. Juli.

Vom 27. Mai bis 25. November kann man im Schloss Branitz in Cottbus der „Sehnsucht nach Konstantinopel“ frönen und es damit dem einst dort lebenden Schlossherren Fürst Hermann von Pückler-Muskau (1785–1871) gleichtun. Ausgangspunkt der Ausstellung in Branitz ist die seit 2017 laufende Restaurierung der Orientzimmer, die der Fürst ganz individuell türkisch gestalten ließ, um sein permanentes Fernweh zu lindern.

Europäisches Kulturerbe in Brandenburg zeige sich nicht nur in Bauwerken, sondern auch im Transfer von Herstellungstechniken wie zum Beispiel bei der Flachglasherstellung, heißt es im Halbjahresprogrammheft der Veranstaltungsreihe. Eine Sonderausstellung im Museumsdorf in Baruth-Glashütte zeigt vom 

10. Juli bis 16. September die europäischen Spuren der Glasherstellung am Beispiel von Luxusgläsern und Glasapparaten.

Im Oktober wird eine Sonderausstellung im Museum Viadrina in Frankfurt an der Oder an das „Jahr der Heimkehr“ 1948 und an die Rückkehr der Kriegsgefangenen erinnern. Die 1998 entstandene Schau „Willkommen in der Heimat“ ist nach 20 Jahren überarbeitet und erweitert worden.

Zu der Initiative erschien ein Begleitband mit dem Titel „Wir erben. Europa in Brandenburg – Brandenburg in Europa“ mit zahlreichen Fotografien des Potsdamer Fotografen Frank Gaudlitz (Verlag Koehler & Amelang, Leipzig 2018, 184 Seiten, 125 farbige Abbildungen, 19,90 Euro). Im Vorwort weist Ministerpräsident Woidke darauf hin, dass Brandenburg mehr als andere Gegenden in Deutschland durch seine wechselvolle Besiedlung und die Einflüsse europäischer Zuwanderer geprägt worden sei. Ein Erbe, das in Architektur, Sprache, Lebensweise und geistigen Strömungen sichtbar sei. In einzelnen Kapiteln geht das Werk auf das materielle und immaterielle Kulturerbe der Region ein, beleuchtet aber auch die historischen Brüche und deren Auswirkungen in der Ge­schichte des Landes im Herzen Europas.


Alle Ausstellungen und Veranstaltungen im Internet unter: www.kulturland-brandenburg.de