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01.06.18 / Auf den Spuren des Donald Trump / Nach den USA haben auch Guatemala und Paraguay ihre Botschaften von Tel Aviv nach Jerusalem verlegt

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 22-18 vom 01. Juni 2018

Auf den Spuren des Donald Trump
Nach den USA haben auch Guatemala und Paraguay ihre Botschaften von Tel Aviv nach Jerusalem verlegt
Bodo Bost

Guatemala ist als erster Staat der umstrittenen Entscheidung der USA gefolgt und hat seine Botschaft in Israel von Tel Aviv nach Jerusalem verlegt. Präsident Jimmy Morales weihte einen Tag nach den USA die neue Botschaft in Jerusalem im Beisein von Premierminister Benjamin Netanjahu und dem israelischen Präsidenten Reuven Rivlin ein. Israel und Guatemala unterhalten „exzellente Beziehungen“. Guatemala hatte auch 1948 als zweiter Staat nach den USA den Staat Israel anerkannt. In Guatemala leben zwar nur einige Hundert Juden, aber in Mittelamerika fanden viele Juden, die vor dem Holocaust geflüchtet waren und woanders vor verschlossenen Toren standen, bereitwillig Aufnahme. 1956 war Guatemala sogar das erste Land der Welt, das eine Botschaft in Jerusalem eröffnete. Erst nach der Annexion des Ostteils der Stadt durch Israel 1980 war Guatemala mit seiner Botschaft wie 15 weitere Staaten nach Tel Aviv umgezogen. 

Insofern kehrte es nun mit seiner diplomatischen Vertretung nach Jerusalem zurück. Deshalb hieß es auf einem Begrüßungsschild: „Guatemaltekische Botschaft, willkommen zu Hause.“ Die Flaggen von Guatemala schmückten die ganze Stadt Jerusalem. Israels Premier sagte zur Eröffnung der guatemaltekischen Botschaft in Jerusalem: „Wir erinnern uns an unsere Freunde, und Guatemala ist unser Freund, damals wie heute.“ Man teile so viele Ziele, obwohl man so weit von einander entfernt sei, fuhr Netanjahu fort und fügte hinzu, er werde die bilateralen Beziehungen auf praktische Weise voranbringen. 

Es gibt enge Beziehungen zwischen beiden Staaten, Israel unterstützte das mittelamerikanische Land zuletzt beim Aufbau einer Spezialklinik sowie im Agrar- und Umweltsektor. Zudem werden nach Angaben der Nachrichtenagentur AGN Polizeikommissare aus Guatemala in Israel ausgebildet. Ferner gibt es eine Kooperation im Militärbereich. Morales seinerseits beschrieb die Beziehungen zwischen den beiden Ländern als „Liebe zwischen Brüdern“. Die Botschaft befindet sich im Jerusalemer Technologiepark Malha.

Auch Paraguay hat inzwischen seine Botschaft von Tel Aviv nach Jerusalem verlegt und Honduras hat zumindest schon einmal die Absicht bekundet, dieses zu tun. In Europa haben die tschechische und die rumänische Regierung ihren Willen bekundet, über einen Botschaftsumzug zumindest nachzudenken. In der Tschechei gibt es jedoch keine vom Parlament abgesegnete Regierung. In Rumänien hat Staatspräsident Klaus Johannis dem Willen der von den postkommunistischen Sozialdemokraten geführten Regierung bislang nicht entsprochen, die Botschaft zu verlegen. Österreich und Ungarn hatten Vertreter zur Einweihung der US-Botschaft in Jerusalem entsandt. Deshalb rief Palästinenserpräsident Mahmud Abbas seine Botschafter von diesen Ländern zu Konsultationen zurück.

In Mittelamerika wie in den USA werden die evangelikalen Christen immer stärker. Auch Guatemalas Präsident Jimmy Morales gehört wie vier Zehntel der Bevölkerung seines Landes bereits dieser Gruppe von Christen an, die in einer wörtlichen Interpretation der Bibel und der Rückkehr der Juden ins Heilige Land Vorzeichen der Erlösung sehen. In dem einst fast rein katholischen Kontinent machen die Evangelikalen der katholischen Kirche immer mehr Seelen abspenstig. Viele rechnen diesen Aderlass der kommunistisch inspirierten katholischen Theologie der Befreiung zu. Das einst durch und durch katholische Brasilien steht kurz davor, seine katholische Mehrheit zu verlieren. Auch Brasiliens Evangelikale, die mit dem libanesischstämmigen Präsident Michel Temer erstmals einen ihrer Sympathisanten an die Macht bringen konnten, sind große Freunde Israels. Die evangelikale „Universalkirche vom Reich Gottes“, die mit „Bischof“ Marcelo Crivella auch den Bürgermeister von Rio de Janeiro stellt, hat vor einigen Jahren ihre neue Großkirche in São Paulo im Stile des jüdischen Tempels von Jerusalem gebaut. Im Heiligen Land selbst baut die Pfingstkirche gerade die biblische Stadt Gilgal in der Nähe von Jericho originalgetreu, auf dem Gebiet des besetzten Westjordanlandes, wieder auf. Auch in Israel weiß man das Engagement der Evangelikalen zugunsten des jüdischen Staates sehr zu schätzen. Während die schätzungsweise zwölf Millionen Juden weltweit den jüdischen Staat teilweise sogar ablehnen, ist der Glaube an die Mission Israels bei den Evangelikalen ungebrochen. Und sie könnten weltweit gut die 20-fache Menge an Anhängern mobilisieren. Denn auch in Afrika, vor allem in Nigeria und Südafrika, sind die Evangelikalen auf dem Vormarsch.